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Christian Wulff: der erste „geschiedene" Präsident Deutschlands ?

Bundeskanzlerin Merkel immer tiefer in politischer Verwicklung

 

Von B. John Zavrel

 

Christian Wulff, der Kandidat von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Bundespräsidenten-Wahl am 30. Juni in Berlin. Der „glücklose" Horst Köhler wählte als einstiger Favorit von Kanzlerin Merkel den Weg in die Versenkung und zeigte sich tief beleidigt. Sein möglicher Amts-Nachfolger Wulff wird die Kontroverse um das Staatsamt ohne politische Macht noch anheizen. So bliebe als Fazit: Die deutsche Kanzlerin wird noch weil zu streiten haben. Das Bild Zeigt Christian Wulff (rechs) bei seiner Vorstellung mit Regierungschefin Angela Merkel im Bundeskanzleramt Berlin.

Foto: press-pol

 

 

Berlin/Washington (mea) Christian Wulff (CDU) kämpft mit voller Unterstützung von Bundeskanzlerin Angela Merkel darum, am 30. Juni 2010 in Berlin neuer deutscher Bundespräsident zu werden. Als Staatsoberhaupt wäre er der erste Mann in diesem Amt, der geschieden ist. Dies entspricht in keiner Weise den Moralvorstellungen der Mehrheit der Deutschen.

Das wiederum spielt keine Rolle, denn in der Bundesrepublik wählen nicht die Bürger (wie in den USA) den Präsidenten. Ein bereits viel kritisiertes System von Wahlmännern der verschiedenen Parteien entscheidet auch diesmal wieder „über den Kopf des Volkes hinweg". Das gehört zur Demokratie in Deutschland.

Was die traditionelle, einst hochstehende Moral in Deutschland betrifft, so sind prominente Politiker kein Vorbild mehr. Daher kann eigentlich ein „geschiedener Bundespräsident" für Kanzlerin Merkel kein Problem sein. Die unter „Religion evangelisch" registrierte Politikerin hatte sich selbst schon als Studentin in der DDR von ihrem Mann scheiden lassen, was im kommunistischen Ostdeutschland als „sehr einfach" galt.

 

In einem Staat wie die Bundesrepublik, in der Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und der Regierende Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) als bekennende Homosexuelle ihre Partner selbst bei offiziellen Anlassen „wie Frauen" stolz präsentieren wäre bei der Politprominenz ein „geschiedenes Staatsoberhaupt" auch kein Unglück. „Es geht nicht um die Moral sondern um die reine Machterhaltung", hört man an Stammtischen in den Kneipen schimpfen. „Bei Bundeskanzler Konrad Adenauer wäre dies nicht möglich gewesen".

 

Privatleben wird nur öffentlich, wenn es der Werbung dient

Die Scheidung von Politikern wird in deren Biographien eher klein gehalten. Ein Kompliment für das Internet-Lexikon Wikipedia, das diese Tatsachen im Fall von Merkel und Wulff sachlich festhält. Derweilen versuchen „unbekannte Kräfte" in den deutschen Medien das Privatleben und die „Scheidungsgeschichte" von Christian Wulff unter den Teppich zu kehren. Privatleben wird nur öffentlich, wenn es der Werbung dient und vermarktet werden kann. Wulff gehört nominell dem katholischen Glauben an, obwohl er sich (nach katholischer Vorstellung) durch die Scheidung selbst disqualifiziert hat.

Seine erste Frau Christiane hatte Wulff beim Jura-Studium in Osnabrück kennengelernt und 1988 geheiratet. Nach 20 Jahren Ehe wurde die Scheidung im Frühjahr 2008 wirksam.

Aus der ersten Ehe ging Tochter Annalena (geboren 1993) hervor. Seit 2008 ist er erneut und diesmal mit der protestantischen Pressereferentin Bettina (geborene Körner) verheiratet, die bereits einen Sohn in die Beziehung mitbrachte. Der gemeinsame Sohn in der zweiten Ehe wird nach eigenen Angaben Lunus Florin genannt. Er sei zwei Jahre alt.

 

Einer wird gewinnen…

Wenn Christian Wulff die Wahl zum Bundespräsidenten besteht, dann gibt es auf alle Fälle zwei Gewinner in der CDU: Der frühere niedersächsische Ministerpräsident Wulff, hätte gegen den Willen der Opposition von SPD, Grünen und Linken sein Ziel erreicht. Der Kanzlerin Merkel wäre einmal mehr ein „kluger Schachzug" zum eigenen Nutzen gelungen. Als Bundespräsident wäre Wulff nämlich kein CDU Konkurrenten für die nächste Kanzler-Kandidatur. Der Weg für Kanzlerin Merkel wäre wieder einmal frei für ihre Lieblingsbeschäftig mit der Macht: das Regierung. Aber--so sagt man--der liebe Gott lässt keine Bäume in den Himmel wachsen.

 

 

© PROMETHEUS 156/2010

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 156, June 2010