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Nobelpreisträger Harald zur Hausen und die Deutsche Krebshilfe

DKH-Präsidentin Prof. Dagmar Schipanski würdigte den Wissenschaftler

 

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Der Träger des Nobelpreises für Medizin 2008, Professor Dr. Harald zur Hausen (rechts) mit der Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Prof. Dr. Dagmar Schipanski, bei einer Ehrung des Wissenschaftlers. Noch vor der Entscheidung des Nobelpreis Komitees hatte die führende Hilfsorganisation gegen Krebs dem Forscher den „Deutsche Krebshilfe-Preis" verliehen.

© U.P. Wienke/Marco-VG, Bonn

 

Berlin/Stockholm/ New York (bpb) Der deutsche Wissenschaftler Prof. Dr. Harald zur Hausen ist Träger des Nobelpreis für Medizin 2008. Noch vor dieser internationalen Ehrung hatte die Deutsche Krebshilfe die Bedeutung dieses Forschers im Kampf gegen Krankheiten erkannt und ihm bereits 2007 den „Deutsche Krebshilfe Preis" verliehen. Der 72jährige ist seit Jahrzehnten mit dem Wirken der Deutschen Krebshilfe verbunden. Der Preisträger hat auch viele Jahre in den USA verbracht und internationale Ehrungen erhalten.

Die Auszeichnung wird dem deutschen Wissenschaftler und seinen französischen Kollegen Francoise Barré und Luc Montagnier am 10. Dezember in Stockholm übergeben, wie das Nobelpreis-Komitee bekannt gab.

Der deutsche Bundespräsident Klaus Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Professor Dr. Dagmar Schipanski, gehörten zu den ersten Gratulanten. „Professor zur Hausens Forschung auf dem Gebiet der Krebsentstehung durch Viren hat ihn zu einem Wegbereiter neuer Ansätze der Vorbeugung und Behandlung von Krebserkrankungen gemacht", würdige Schipanski den Nobelpreisträger. „Zur Hausen wurde zu Recht ausgezeichnet für seine Arbeiten in der Tumorvirus-Forschung, die den Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs aufdeckten. Diese Arbeiten haben schließlich zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen HPV geführt."

 

Enge Bindungen zu den USA

Harald zur Hausen wurde am 11. März im Olympia-Jahr 1936 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Der Mediziner widmete sich bereits ab 1960 der Forschung. Er war unter anderem Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg. Frühzeitig pflegte er bereits Kontakte zur Wissenschaft und Forschung in den USA. Allein dreieinhalb Jahre wirkte er an den „Virus Laboratories" des Children's Hospital of Philadelphia in Philadelphia, einer der weltweit ältesten Kinderkliniken. Harald zur Hausen war zudem Assistant Professor an der University of Pennsylvania.

1969 habilitierte er sich an der Julius Maximilans-Universität Würzburg am Main, wo er am Institut für Virologie arbeitete.

Neben nationalen und internationalen Preisen erhielt Harald zur Hausen die Ehrendoktorwürde der Universitäten Chicago (USA), Umea (Schweden), Prag (Tschechien), Salford (England), Helsinki (Finnland), Erlangen-Nürnberg und Würzburg. Er ist neben anderen Organisationen Mitglied der US-amerikanischen Academy of Science und Vizepräsident der Akademie der Naturforscher Leopoldina."

 

Praktisches Ergebnis ist der Impfstoff

Das greifbare Ergebnis der Forschung ist ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs. Eine Errungenschaft, die Frauen auf allen Kontinenten zugute kommt. Professor Dr. Harald zur Hausen und sein Wissenschaftlerteam hatten bereits in den 1970-er Jahren postuliert, dass Humane Papillomviren für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Später klärten sie die Mechanismen auf, mit denen das Virus infizierte Zellen entarten läßt, erinnerte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven. Diese Erkenntnisse waren die Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffes. Zur Hausen hat somit maßgeblich dazu beigetragen, die Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs zu verbessern.

Krebshilfe-Präsidentin Schipanski betonte: „Seine Arbeiten sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie das Wissen aus dem Labor in die klinische Praxis gebracht werden kann und so den Menschen unmittelbar zugute kommt." Der Standort Deutschland „findet durch den diesjährigen Medizin-Nobelpreis weltweit höchste Anerkennung auf dem Gebiet der Krebsforschung!" Die Krebshilfe unterstützt die Krebsforschung in Deutschland jedes Jahr mit Millionenbeträgen, die aus Spendengeldern der Bürger kommen.

 

 

Das Geld zur Förderung von Wissenschaft und Forschung durch die Deutsche Krebshilfe kommt aus Spenden vieler Bürger. Die Krebshilfe-Präsidentin Prof. Dr. Dagmar Schipanski (Bild Mitte) dankt den Spendern immer wieder für die Treue. Rechts im Bild: der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, bei einem Treffen mit Mitgliedern des Mildred Scheel Kreises in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern)

© Foto dkh/Marco-VG

 

 

Was ist das Humane Papillomvirus (HPV)

Das Humane Papillomvirus ist Hauptverursacher von Gebärmutterhalskrebs. An diesem bösartigen Tumor erkranken allein in Deutschland jedes Jahr 6.200 Frauen neu; rund 1.500 sterben daran. Mehrere hundert verschiedene Humane Papillomviren sind bisher bekannt. Für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sind insbesondere die „Hoch-Risiko-Typen" HPV 16 und 18 verantwortlich. Diese Viren werden fast ausschließlich beim Geschlechtsverkehr übertragen. Etwa 70 Prozent der Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren. In der Regel siegt das Immunsystem über das Virus, so dass es unbemerkt von selbst wieder verschwindet. Wenn die Infektion jedoch chronisch wird, kann Gebärmutterhalskrebs entstehen.

Präventionsmaßnahmen wie die HPV-Impfung sind daher besonders wichtig, erklärte die Sprecherin der Deutschen Krebshilfe, Dr. Eva Kalbheim. Die Impfung ist nach Angaben der Ärztin jedoch nur wirksam, wenn noch keine Virusinfektion besteht, Daher sollte die Impfung bei jungen Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen.

Seit dem 1. Juli 2007 werden in der Bundesrepublik die Impfkosten für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

 

Nobelpreisträger trank ein Gläschen Sekt

Professor zur Hausen erklärte gegenüber „Prometheus", er sei trotz allem sehr überrascht über diese Ehrung. „Ich habe damit nie gerechnet. Natürlich freue ich mich nun darüber sehr, auch für meine Mitstreiter." Am Tag der Bekanntgabe habe er mit seinen Mitarbeitern „ein Gläschen Sekt und Säfte" getrunken. „Dann ging es wieder weiter mit der Arbeit."

Zur Frage, ob er enttäuscht sei darüber, daß der Impfstoff nicht in Deutschland entwickelt wurde, meinte der Forscher, man sei in Gesprächen gewesen, aber das Unternehmen habe die Bedeutung der Entdeckung für die Menschen nicht erkannt.

„Jetzt ist nur wichtig, daß wir den Fortschritt sehen und nutzen können", sagte zur Hausen.

 

 

© PROMETHEUS 136/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 136, October 2008