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Zu 70 Jahre Reichspogromnacht: ZDF-History „Die Odyssee der Kinder"

Stephan M. Vogel als Autor und Produzent einer historischen Dokumentation

 

Von B. John Zavrel

 

 

Die Holocaust-Überlebende Rachel Gera (Mitte) mit Stephan M. Vogel, Produzent und Autor des ZDF-Films „Die Odyssee der Kinder". Zum Film bereitet Autorin Jutta Vogel (rechts) ein Buch über die abenteuerliche Flucht und das Schicksal der so genannten Teheran-Kinder vor.

© Foto Bodenstein/Marco-VG, Bonn

 

Berlin/Mainz (bpb) Zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht im November 2008 ist in der Dokumentationsreihe ZDF-History der Film „Die Odyssee der Kinder" erschienen. Autor und Produzent Stephan M. Vogel hat das Thema der dramatischen Flucht jüdischer Kinder vor Nazi-Deutschland über Polen, Rußland und Persien (Iran) nach Palästina verständlich aufbereitet. In der Nachkriegsgeschichte wurden sie als „Teheran-Kinder" bekannt, weil ihre erste vor NS-Verfolgung sichere Station in Freiheit diese Hauptstadt war. Damals (1941), regierte der junge Kaiser Mohammad Reza Schah Pahlavi (*26. Oktober 1919 in Teheran bis + 27. Juli 1980 in Kairo) das Land. Dieser letzte Herrscher auf dem Pfauenthron zeigte Hilfsbereitschaft für die jüdischen Flüchtlinge.

Prof. Dr. Guido Knopp, Leiter der Redaktion Zeitgeschichte im ZDF, erklärte zum Film: „Die Berichte der Überlebenden künden zum einen von menschlichem Leid, von Verfolgung und Erniedrigung, vom Verlust der Familie und der Heimat, zum andern aber auch von Hoffnung und dem Willen zu überleben. Die Geschichte dieser Odyssee führt eindringlich vor Augen, was jüdische Kinder und Jugendliche in der Nazi-Zeit und im Krieg erleiden mussten, und wie viele doch die Kraft fanden für ein zweites Leben in einer neuen Heimat."

Der Film ist bereits im Sender ARTE ausgestrahlt worden. Er ist eine Produktion der www.tv52.de Berlin Broadcaster GmbH im Auftrag des ZDF in Kooperation mit ARTE und ZDF Enterprises

Das ZDF erklärt zu der berührenden Geschichte: Eine späte Entdeckung, doch nicht zu spät gegen das Vergessen. Das Jahr 2008 ist ein Gedenkjahr und manche Momente der Erinnerung stehen in einem historischen Zusammenhang, wie der 70. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 und der 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel im Mai 1948."

Tatsächlich schlägt der Film "Die Odyssee der Kinder" auf bewegende Weise eine Brücke zwischen beiden Daten. Das Geschehen ist nur wenig bekannt, obwohl sich so eindringliche Erfahrungen darin spiegeln. Im Vordergrund steht das aufrüttelnde Schicksal jüdischer Kinder und Jugendlicher im Zeichen von NS-Diktatur, Krieg und Holocaust und dem Neuanfang in Israel. Es sind die Erlebnisse tausender junger Menschen, die vor dem mörderischen Terror der Nazis fliehen mussten.

Nach einer dramatischen Odyssee erreichten schließlich Hunderte von ihnen das "Gelobte Land". Nach intensiven, geschichtsorientierten Recherchen ist es dem Produzenten Stephan M. Vogel gelungen, Überlebende jener "Kinder-Odyssee" zu finden und sie ausführlich zu befragen. Der Film ruft ihr Schicksal in Erinnerung.

Den Anstoß für die Verfilmung gab letztlich eine Retterin der "Teheran-Kinder". Ihr Name ist Ruth Zucker. Die in Bonn am Rhein (Bundesland NRW) geborene Jüdin gelangte 1934 illegal nach Palästina. Während des britischen Mandats arbeitete sie in der jüdischen Untergrundorganisation Haganah. Als sie von der Ankunft der Kinder in Teheran erfuhr, fasste sie den Entschluss: "Wir müssen sie holen, notfalls auch in das Land schmuggeln!"

 

 

Filmmusik von Giora Feidman und Till Brönner

Eine weitere Besonderheit kennzeichnet die Entstehung des Filmes. Zwei Weltstars waren spontan bereit, an der Filmmusik mitzuwirken: Der als "King of Klezmer" bekannte jüdische Klarinettist Giora Feidman (New York) und der deutsche Star-Trompeter Till Brönner (Echo-Preisträger 2007). Beide Musiker begegneten sich aus diesem Anlass zum ersten Mal. Die Sympathie, die sie für einander verspürten, hat sich auf das gemeinsame Werk übertragen: Die Künstler wollten "der Macht und Bedrohlichkeit der Filmszenen auch mit versöhnenden, die Welt umspannenden Klängen begegnen".

Mitautor des Films ist Werner C. Barg, Dramaturg, Produzent, Filmjournalist und Regisseur von Film- und Videoproduktionen, die er seit 1986 mit "Vulkan-Film" realisiert. Zum History-Team gehörte an führender Stelle Stefan Brauburger, der Stellvertretende Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte.

Die Dokumentation hat kurz nach ihrem Erscheinen positive Reaktionen zu verzeichnen. Die Europäische Kultur Stiftung (EKS) würdigte die Produktion als „einen zeitlosen Beitrag zur Geschichte". Die Darstellungen im Film wirkten sachlich und objektiv, sagte EKS-Kurator Thomas Blumann.(Bonn). Die Stiftung regte an, das Dokument auch für den Geschichtsunterricht in Schulen zu nutzen. ( www.europaeische-kultur-stiftung.org )

 

 

© PROMETHEUS 136/2008

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 136, October 2008