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Roger Peyrefitte der ungewöhnliche Schriftsteller gegen Tabus

Sein Buch über eine Liebes-Freundschaft zweier Jungen brachte Diffamierung und Ruhm.

 

Von B. John Zavrel

 

 B. John Zavrel (links) besucht in Paris den Grandmaster des Alexander-Orden Pour le Mérite, Roger Peyrefitte.

Photo: meaus

 

Paris/New York (mea) Der französische Schriftsteller Roger Peyrefitte und Diplomat, verstorben im Jahr 2000 in Paris, hätte am 17. August 2009 seinen 102. Geburtstag begehen können. Der Alexander-Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst gedenkt an diesem Tag einmal mehr seines einstigen Grandmasters. Peyrefitte hatte 1990 den Alexander-Orden reformiert und auch die Aufnahme von Frauen in diese geistige Gemeinschaft proklamiert. An der Feierstunde in Schloss Nörvenich hatten u.a. auch der Maler Ernst Fuchs (Wien/Monaco), die katholische Theologin Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann sowie der Maler Pierre Peyrolle teilgenommen.

Aus Anlass des Geburtstages war auf Noervenich Castle, dem Stammsitz der Familie Bodenstein, drei Tage lang die Porträtbüste von Roger Peyrefitte im Foyer aufgestellt, geschmückt mit Blumen und einem Lorbeer-Kranz nach griechischer Tradition. An dieser Stelle hatten Peyrefitte und Arno Breker bei einem Empfang 1990 über 1.400 Gäste aus aller Welt persönlich willkommen geheißen. Das Defilee fand damals bei strahlendem Sommerwetter statt.

Am 102. Geburtstag ist einem Mann zu gedenken, der als eine schillernde Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen ist. Er provozierte manche Aufregungen in der Gesellschaft, ja sogar Skandale. Er legte sich unter anderem mit dem Vatikan und mit Marlene Dietrich an, die ihn wegen Äußerungen über sie als angebliche Widerstandskämpferin gegen Hitler-Deutschland vor Gericht verklagte.

Einen Skandal um sich selbst hatte Roger Peyrefitte im Alter von 25 Jahren verursacht, als er das damals „skandalöse Buch" über eine Liebes-Freundschaft zweier Jungen in einem katholischen Internat verfasste. Es brachte ihn sowohl Ruhm und internationale Bekanntheit als auch Diffamierung und Kritik. Dieses Buch hatte West-Art, USA unter dem Titel „Secret Friendships" im Frühling 2000.mit einem besonderen Vorwort des Autors veröffentlicht. Es war zugleich die letzte von Peyrefitte freigegebene Sonder-Edition vor seinem Tod.

Der Geburtstag von Roger Peyrefitte gibt die Gelegenheit zu einer Richtigstellung über sein politisches Leben. Die Verdächtigungen seiner Kritiker, Peyrefitte habe mit Nazi-Deutschland zusammengearbeitet, entbehren jeder Grundlage. Eine solche Colaboration hätte nicht dem freien Geist des Schriftstellers entsprochen, der viele Tabus gebrochen hat. Über seine intellektuellen Freundschaften mit Männern und Frauen in Europa während des Zweiten Weltkrieges sagte Peyrefitte: „Wir waren jung und voller Hoffnung auf Freundschaft und Frieden. Das war die Motivation für unsere „Kollaboration": Europa war unser Ziel in Frieden und Freiheit. Einer dieser Verfechter war auch Jean Cocteau, mein Bruder in Apollon.".

 

 

© PROMETHEUS 146/2009

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 146, August 2009