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ZDF Doku „Das Wunder von Mogadischu" sahen Millionen Zuschauer

Einprägsame Darstellung der Terror-Katastrophe vor 30 Jahren--Autoren und Produktion lieferten ein Meisterwerk

 

Von Joe F. Bodenstein

 

Erinnerung an Heldentagen im Kampf gegen den Terror 1977. Das Bild zeit rechts Ulrich Wegener, Chef der Anti-Terror-Einheit GSG-9, mit Bundesminister Hans-Jürgen Wischnewski auf dem Flugfeld.

Foto: Press-Pool

 

Mainz/Berlin (bpb) Zu einer der faszinierenden Sendungen des Jahres wurde die ZDF-Dokumentation „Das Wunder von Mogadischu". Die Ausstrahlung am 4. September 2007 brachte Millionen Menschen an die Bildschirme. Sie wollten Fakten und Hintergründe der Terror-Katastrophe vor 30 Jahren erfahren, als es am 13. Oktober 1977 bei der Kaperung der Lufthansa-Maschine „Landshut" Tage lang für 86 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder um Leben und Tod ging.

„Auch 30 Jahre danach fördert der Film noch einige neue Erkenntnisse zutage", erklärte das ZDF. Erstmals freigegebene Akten bestätigen, dass auch Ost-Berlin und Moskau die Bonner Regierung von Helmut Schmidt stützten, sagt Guido Knopp, Leiter des ZDF-Programmbereichs Zeitgeschichte.

Die Autoren dieser 45 Minuten Dokumentation haben eine Meisterleistung erbracht. Aus der riesigen Fülle von Fakten haben sie das Wesentliche herausgearbeitet. Autor Stephan M. Vogel war dabei wichtiger Zeitzeuge, denn er hatte als Parlamentskorrespondent in Bonn auch den „deutschen Herbst" als Journalist miterlebt. Aus dieser Zeit bestehen bis heute Kontakte insbesondere zur „Landshut"-Crew und zur GSG 9. Diese waren für den Film sehr wichtig. Seit 2001 unterhält Stephan Vogel unter anderem ein eigenes TV-Studio in Berlin Unter den Linden. STUDIO 52 produziert in der deutschen Hauptstadt zum Beispiel für PHOENIX das Talk-Format „Unter den Linden" sowie Produktionen für ausländische Sender.

Zum Autorenteam gehört ferner Stefan Brauburger, seit 1998 stellvertretender Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte. Neben Beiträgen für zeithistorische Magazine und das „heute-journal" ist er Autor und Redakteur auch von Preisgekrönten Sendungen und Dokumentarreihen. Dazu gehören „Weihnachten in Stalingrad" (1993), „Unser Jahrhundert, Deutsche Schicksalstage" (1999), „Die Große Flucht" (2001) und „Das Wunder von Europa" (2007).

Autor Oliver Halmburger ist seit 1992 für verschiedene TV-Sender tätig. Er führte unter anderem Regie bei zeitlosen Dokumentationen wie „Anastasia, Zarentochter oder Hochstaplerin" (NDR 1994), „Hitlers Frauen &endash; Eva Braun" (ZDF 2001), „Stalin der Kriegsherr" (ZDF 2003), „Die Hölle von Verdun" (ZDF,ARTE 2006), „Leni Riefenstahl, Hitlers nützliche Idole" (ZDF 2007). Oliver Halmburger ist Geschäftsführer der Loopfilm GmbH München.

 

Genaue Recherche ist für eine glaubwürdige Dokumentation von größter Wichtigkeit. Autor Stephan M. Vogel gilt als Journalist für Politik und Zeitgeschehen auf dem Gebiet der Recherche als Experte. Unser Foto zeigt Vogel bei einer Audienz im Gespräch mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan.

© Foto Marco-VG, Bonn

 

 

Regie und Kamera erzielten eindrucksvolle Wirkung

Unter der Regie von Oliver Halmburger und Marek Brodzki wurden in der Dokumentation „Das Wunder von Mogadischu" eindrucksvolle Wirkungen erzielt. Fundamentale Beiträge leisteten dabei die Kameramänner Nikolaus Summerer, Bertram Kropac, Wolfgang Wunderlich und Helmut Müller. Schnitt (Thomas Bolzer), Ton (Dirk Bötcher) und Musik (David Klein und Michael Studer) trugen zum „Gesamtkunstwerk" bei. Die Produktionsleitung hatten Jasmina Krajacic (loopfilm), Jacek Gaczkowski (Tempus Film) und Wilhelm Neumann (TV 52 Berlin Broadcaster).

Die nachhaltige Wirkung der Dokumentation wird durch Interviews mit vielen Zeitzeugen erzielt. Dazu gehört der damalige GSG-9-Kommandeur Ulrich Wegener, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und Bundesminister Hans-Jürgen Wischnewski, der wegen seiner guten Beziehungen zur arabischen Welt „Ben Wisch" genannt wurde.

An die erfolgreiche Befreiung der Geiseln erinnert sich Wegener: „Ich sagte zu Staatsminister Wischnewski: „Wir haben den Einsatz abgeschlossen. Auftrag ausgeführt.'

Er fragte: Ja und, wie viel Verluste und so?

Meine Antwort: Keine. Darauf erwidert Wischnewski: Das müssen Sie noch mal sagen!"

Nach Angaben Wegeners gab es „lediglich" einen Verletzten bei der GSG 9, und zwei leicht verletzte bei den Geiseln. Drei von den Entführern sind bei der Erstürmung der Lufthansa-Maschine erschossen worden, einer hat überlebt. Tatsächlich war an Bord eine Handgranate der Terroristen explodiert. Können und Glück hätten letztlich dazu beigetragen, dass dieses Drama auf so glückliche Weise zu Ende ging, erinnert sich heute Wegener.

 

 

© PROMETHEUS 123/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 123, September 2007