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Ernst Jünger Biographien zum 10. Todestag 2008

Von B. John Zavrel

 

 

Ernst Jünger sitzt dem Bildhauer Arno Breker 1982 Modell für eine Büste. Beide kannten sich seit den 30er Jahren in Paris.

© Foto Marco-VG, Bonn

 

Berlin / Wilfingen (bpb) Ernst Jünger bleibt international gefragt. Im Hinblick auf den 10. Todestag des Schriftstellers und „Jahrhundert-Denkers" am 17. Februar 2008 sind bereits jetzt, im Herbst 2007, zwei Biographien erschienen. Heimo Schwilk verfasste „Ernst Jünger. Ein Jahrhundertleben" (Piper Verlag München, 622 Seiten). Helmut Kiesel schrieb „Ernst Jünger. Die Biographie" (Siedler-Verlag, München, 720 Seiten). Deutschlands führende Zeitung „Die Welt" aus dem Springer-Verlag hat in ihrer Literaturbeilage Nr. 42 beiden Autoren eine umfassende Buch-Besprechung gewidmet.

„Welt"-Autor Thomas Kielinger stellt in dem eine ganze Seite umfassenden Beitrag mit dem Titel „Ein Fremdling im Vaterhaus" auch seine eigenen Betrachtungen über Ernst Jünger und sein Verhältnis zu Deutschland an. Jünger, der 1998 vor seinem 103. Geburtstag verstorben war, gehörte nicht nur zu den größten, sondern auch zu den umstrittensten europäischen Literaten im 20. Jahrhundert. Er überlebte als Frontkämpfer den Ersten Weltkrieg, den Niedergang Deutschlands und die Turbulenzen der Weimarer Republik. Er war ebenso gefragt und verehrt in der Zeit des Aufstiegs von Adolf Hitler und des Dritten Reiches. Er war wie ein Fels in der Brandung, als NS-Deutschland unterging. In der nach 1945 mit US-Hilfe etablierten Bundesrepublik Deutschland und dem ersten Kanzler Konrad Adenauer hat Jünger die Demokratie erlebt. Er hat sich zu ihr bekannt.

Über 40 Jahre bis zu seinem Tod erhielt er höchste Ehrungen. Aber er erlitt auch Anfeindungen und Polemik. Frankreichs Staatspräsident Francois Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl gehörten zu den Staatsmännern, die sich zu der ungewöhnlichen, eigenwilligen und zielstrebigen Persönlichkeit bekannten.

Illustriert wurde der Artikel in der „Literarischen Welt" mit einer grandiosen Fotografie: Ernst Jünger sitzt dem Künstlerfreund Arno Breker Modell. Das inzwischen historische Fotodokument zeigt die beiden durch Leben und Schicksal verbundenen Männer im Atelier von Breker. Anschließend schilderte Jünger seinen Eindruck über den großen Meister des Porträts: „Arno Breker arbeitet an der Skulptur wie der Dichter am Gedicht".

Breker selbst hat Jünger „in der Schönheit des Alters" festgehalten. Dabei musste der Bildhauer keine kosmetischen Korrekturen machen. Tatsächlich hatte Ernst Jünger bis zu seinem Tod ein „edles Antlitz". So entstand eine Büste, die an Meisterwerke der Porträtkunst im alten Rom erinnerten. Breker selbst sagte zu seiner gewählten Darstellung: „Ich habe Caesar" gesehen".

Das war im Jahr 1983. Ein Jahr später nahm Jünger an der Seite des deutschen Kanzlers Helmut Kohl und François Mitterand (1916-1996) in Verdun an der Ehrung der Opfer des Ersten Weltkriegs teil. Ein Zeichen der Versöhnung über den Gräbern. Sie lag Jünger als auch Breker sehr am Herzen.

 

 

Foto II.

Ernst Jünger mit Konsul B. John Zavrel, dem Kanzler des Alexander Ordens pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. Der Kanzler besuchte den Ordensritter Ernst Jünger ein letztes Mal, als dieser 101 Jahre zählte. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Handabdruck von Jünger für die Sammlung des Alexander-Ordens genommen. Diese „Hand des Dichters" ist als Lithographie verlegt worden und ist ein begehrtes Sammler-Objekt.

© Marco J. Bodenstein/Marco-VG

 

 

 

Begegnung mit Jünger und der Breker-Büste

Die neuen Jünger-Biographien der Buchautoren Schwilk und Kiesel rufen in mir alte Erinnerungen an Jünger wach. Etwa zwölf Jahre nach der Entstehung des Porträts besuchte ich ein letztes Mal Ernst Jünger in seinem Domizil in Wilfingen. Seine Frau Liselotte (geborene Lohrer) war dabei. Jünger hatte die promovierte Germanistin 1962 geheiratet, nachdem seine erste Frau Gretha 1960 verstorben war.

Ernst Jünger empfängt mich und eine Delegation des Alexander-Ordens sehr freundlich. Er führt uns durch die Räume und sagt: „Sie können auch in die erste Etage gehen". Jünger öffnet einige der vielen Schubfächer von Sammler-Kommoden. Er offenbart dem Gast einen Teil seiner Sammlung von Käfern und anderer Insekten.

Dann öffnet sich ein weiteres Zimmer. Der erste Blickfang beim Betreten des Raumes ist eine Büste. Es ist „die Büste", die Arno Breker geschaffen hat. Zur Sammlung Jüngers gehört ein Exemplar in Kunstmarmor mit der Farbtönung der italienischen Carrara-Marmor-Felsen. So mancher Künstler habe sich an seinem Konterfei versucht, sagt Jünger. „Ich schätze jede Art der individuellen Darstellung. Aber das Breker-Porträt, das ist doch nicht mehr zu übertreffen." Es sei ja auch „nicht nur irgend ein Porträt", meint Jünger. „Es ist zugleich ein Zeugnis der wechselvollen Geschichte, die wir beide, Breker und ich, an unterschiedlichen Stellen, jedoch in einer dramatischen Epoche erlebt haben."

Im Gespräch zeigt sich Ernst Jünger daran interessiert, „was so draußen, auch in Amerika, so vor sich geht." Er stimmt ohne Zögern dem Wunsch zu, einen Abdruck von einer rechten Hand zu fertigen. „Spuren hinterlassen", sagt Jünger leise vor sich hin. „Der Mensch muss Spuren hinterlassen. Wer das nicht schafft, kann im Bewusstsein der Generationen nicht fort existieren." Mit Zustimmung von Ernst Jünger hat der Alexander-Orden eine Lithographie des Handabdrucks publiziert, die Jünger-Freunden zur Verfügung steht. (Weitere Einzelheiten dazu auf Anfrage info@europaeische-kultur-stiftung.org und in USA info@meaus.com

 

 

© PROMETHEUS 125/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 125, November 2007