Von Thomas Blumann
Von Thomas Blumann
Porträt Gerhart Hauptmann in Baden-Baden. Die Büste wurde 1941/42 von Arno Breker in Berlin modelliert.
Baden-Baden (bpb) Gerhart Hauptmann, der deutsche Literaturnobelpreisträger von 1912, gehörte zu den treuesten Kurgästen von Baden-Baden. In Würdigung dieses berühmten Literaten aus Schlesien hat das weitbekannte Brenners Parkhotel in seiner Grünanlage eine Porträtbüste von Gerhart Hauptmann aufgestellt. Geschaffen hatte sie 1941 der Bildhauer Arno Breker, ein enger Freund des Dichters.
Tatsächlich hatte Hauptmann Baden-Baden bereits besucht, als es das seit Generationen so berühmte Brenners Parkhotel noch gar nicht gab. Aus dem Jahr 1909 ist sein erster Kuraufenthalt überliefert. 1914 logierte Hauptmann im „Stephanie Hotel", das später in „Brenner's Parkhotel" umbenannt wurde.
„Gerhart Hauptmann zählte zu den treuesten Gästen der Hotelier-Familie Brenner", bestätigt Bärbel I. Göhner, die Leiterin der PR und Kommunikation des Hotels. Die Hauptmann-Büste wurde von der Hotel-Geschäftsführung erworben und aufgestellt in Erinnerung an die Besuche des berühmten Gastes. „In den 30er Jahren kam er jedes Jahr mit Familie für einige Wochen und bewohnte stets dasselbe Appartement", berichtet Frau Göhner. Es lag „im oberen Stockwerk mit Balkons nach Osten und Süden". Der Literaturnobelpreisträger habe sich mehrfach in städtischen Kulturangelegenheiten engagiert, wird ferner überliefert.
Die historische Kurstadt Baden-Baden am Fuße des Schwarzwaldes hat im Jahr 2008 folgende drei Bürgermeister: Oberbürgermeister Wolfgang , Gerstner (CDU), Bürgermeister Dr. Klaus Rückert (CDU) sowie der für Schulen und Kultur zuständige Bürgermeister Kurt Liebenstein (SPD). Trotz der vielfältigen modernen kulturellen Aktivitäten hat nach Ansicht von Baden-Baden-Kennern die Bedeutung der traditionellen Kulturpflege in der Stadt abgenommen. So ist auch die aktuelle Erinnerung an den großen deutschen Dichter Hauptmann nicht der Stadtverwaltung und ihrer politischen Führung, sondern der Initiative von traditionsbewussten Bürgern zu verdanken.
Ehrenbürger von Hitler bis Burda
Hauptmann hatte auch nie die Ehre, Ehrenbürger von Baden-Baden zu werden. Dabei ist die Liste lang. Auf ihr stehen unter anderen die Namen von Reichskanzler Otto von Bismarck, Graf Ferdinand von Zeppelin, Adolf Hitler (1933), Konrad Adenauer (1952) und im Jahr 2006 der Museums-Stifter Frieder Burda.
Wer die Hauptmannbüste in Baden-Baden sehen will, möge zu Brenners Parkhotel schlendern. Es befindet sich in traumhafter Lage inmitten eines legendären Parks, direkt an dem Flüsschen Oos mit Blick auf die zu den schönsten Baumstraßen der Welt gehörende „Lichtentaler Allee". Das Hotel hat eine 130-jährige Geschichte und damit gesellschaftliche Veränderung seit der Kaiserzeit sowie zwei Weltkriege überstanden.
Dieses Grandhotel von Weltruf ist auch für seine individuell mit Liebe zum Detail gestaltet Zimmer bekannt. Kein Wunder dass Prominente mitunter schon Jahre im Voraus buchen, um am gewünschten Tag auch in Baden-Baden das gewohnte Zimmer oder die Hotelsuite zu bekommen. Dann kann man auch im Park flanieren, wo nach Augenzeugen einst schon zur morgendlichen Stunde Gerhart Hauptmann wandelte, um die Gedanken des Dichters zu ordnen und zu lenken.
Gerhart Hauptmann wurde am 15. November 1862 in Obersalzbrunn in Niederschlesien geboren. Er starb am 6. Juni 1946 im schlesischen Agnetendorf im heutigen Ortsteil von Hirschberg (Jelenia Gora), das nach Vertreibung der Deutschen seit 1945 zu Polen gehört.
Von seiner Heimat schrieb Hauptmann am 20. Oktober 1938 in seinem Haus Wiesenstein in Agnetendorf einen Brief an Brenners Parkhotel, um sein Wegbleiben als Kurgast zu erklären. Darin heißt es
„Es war meine Absicht den herrlichen Baden-Badener Hebst in Ihrem so überaus freundlichem Hause, natürlich mit meiner Frau, zu geniessen. Ihr Telegramm verstärkte den Wunsch. Aber der Plan zerging für dieses Jahr. Nehmen Sie unseren Dank und unsere Grüsse, dazu alle Wünsche für Familie Brenner und Ihr Haus. Ihr Gerhart Hauptmann".
© PROMETHEUS 130/2008
PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 130, April 2008