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Papst Franziskus: Quo vadis ?

Der erste Papst aus Lateinamerika sorgt im Vatikan für gemischte Gefühle

 

Von mea-Korrespondent B. John Zavrel

 

Kirchen-Diplomatie: Papst Franziskus empfing als erstes weibliches Staatsoberhaupt die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner im Vatikan. Zuhause in Argentinien gab es nach Medienberichten zwischen beiden kontroverse Ansichten. Als Bischof wurde der jetzige Papst verdächtigt, er habe mit der Militärdiktatur zusammengearbeitet und Priester nicht ausreichend geschützt.. Diese Anschuldigungen wurden bisher nicht bewiesen.

Foto: Press-pool

 

Rom/Washington (mea) Papst Franziskus ist das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Am 13. März 2013 ist er in geheimer Wahl von 115 Kardinälen mit Zweidrittelmehrheit zum 266. Papst gewählt worden. Damit ist er auch lebenslänglich neues Staatsoberhaupt des Vatikan-Staates. Mit dem Auftreten des am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires als Jorge Mario Bergoglio geborenen Mannes sind bisher einmalige Dinge geschehen: In der über 2000 Jahre alten Geschichte der Kirche ist er der erste Papst aus Lateinamerika. Zugleich sitzt nach über 150 Jahren wieder ein Ordensmitglied auf dem Stuhl Petri, da der Gewählte dem Orden derJesuiten angehört.

Die Wahl des Argentiniers mit italienischen Wurzeln zeigt den Umbruch in der katholischen Kirche. Auch Kardinäle aus den USA und aus Schwarzafrika waren als mögliche Kandidaten im Gespräch. Rückblickend entsteht in Rom der Eindruck, das Bergoglio mit festem Willen in das Konklave ging, das Amt zu gewinnen. Dies mutmaßen Beobachter auch aus der Tatsache, dass der Argentinier sofort seinen künftigen Namen bereit hatte: Papst Franziskus. Dieser populäre Kirchenheilige steht für fürsorgende Liebe zu den Armen sowie zur Bewahrung der Schöpfung Gottes.

In Anerkennung der Tatsache, dass das Amt eines Papstes ein „sehr sehr harter Job mit viel Arbeit" ist und es kein Papst jeden recht machen kann, wird der neue „Heilige Vater" im Vatikan und auch bei kritischen Beobachtern „mit gemischten Gefühlen" betrachtet. Er habe zwar die Gabe, in der Öffentlichkeit „mit Engels Zungen" zu reden, verfüge jedoch zugleich über eine starke Willenskraft, seine Ziele durchzusetzen. Als Neuling im Vatikan kann ein Papst ohne Zuarbeiten durch die Kurie nichts bewirken. Beobachter gehen davon aus, dass der Papst durch Neubesetzung der wichtigen Ämter „Köpfe rollen" lassen wird, um den Vatikan auf Kurs zu bringen.

Übertriebene Signale nach vielen Seiten

Papst Franziskus gilt als Beratungs-resistent. Diese Haltung wird verständlicher, wenn man sein Wirken in Argentinien während der Militärdiktatur betrachtet und seinen zielstrebigen Aufstieg in der Kirche. Er galt stets als Priester der raschen und klaren Entscheidungen. Besonderen Wert legte er darauf, sich als an Kirchenmann der Armen und Notleidenden darzustellen. Aus dieser Sicht versteht sich auch sein Kontrastprogamm" das er mit großen Gegensätzen zu den bisherigen Päpsten gab. So nahm er die Fußwaschung zu Ostern erstmals als Papst in einem Gefängnis in Rom vor. Dabei wusch er jungen Häftlingen die Füße und küsste sie vor laufender Kamera. Als „weit übertrieben" wird von Beobachtern die in den ersten Wochen seiner Amtszeit immer wieder zu hörende Beteuerung, er wolle eine Kirche der Armen sowie für Arme und Bedrückte. Für seinen deutschen Amtsvorgänger Papst Benedikt XVI. war dies eine Selbstverständlichkeit. Zugleich war er intelligent und lebenserfahren genug zu wissen, dass eine „Kirche der Armen" auch das Geld reicher Gläubigen benötigt, um diesen Armen helfen zu können. Die Leistungen der Katholischen Kirche bei der Betreuung armer Menschen, kostenloser Schulausbildung in Afrika, Asien und Lateinamerika sowie in Krankenhäusern und Altenheimen sind in allen politischen Systemen unverzichtbar.

Die Kirche benötigt auch das Geld der Reichen, um traditionell Kultur und Kunst der Menschheit zu bewahren. Dazu gehören auch Zeremonielle und Riten, die sich in der Kirche zu Ehren Gottes entwickelt haben. Wenn der Papst derzeit noch auf prunkvolle Messgewänder und Ornat verzichtet, dann ist daran nichts zu ändern. Aber Freunde macht er sich damit unter den Gläubigen nicht.

Der Zulauf, den Papst Franziskus in den ersten Wochen im Vatikan erfuhr, ist nach Analysen von Experten vor allem auf „die Neugier der Menschen und den Run auf Sensationen der Mediengesellschaft" zurückzuführen. Ein Papst der (wie im Fernsehen zu sehen war) sich unerwartet und nicht diszipliniert unter Schaulustige mischt und behinderte Kinder auf dem Arm trägt, ist eine „Horror" und eine Zumutung für die Sicherheitskräfte, die den Heiligen Vater schützen müssen.

 

Den richtigen Weg für Kirche und Gläubige finden

Nach den Beobachtungen der ersten Wochen über das Verhalten von Papst Franziskus und die offenbarten Ungereimtheiten, stellt sich die Frage: Quo vadis? Diese populäre lateinische Fassung der Frage „Wohin gehst Du?" geht zurück auf die Legende: Der Apostel Petrus begegnete auf seiner Flucht aus Rom auf der Via Appia Christus und er fragte ihn: „Quo vadis, Domine?" (Wohin gehst Du Herr?) Petrus erhielt zur Antwort „Venio Romam iterum crucifigi." („Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen"). Daraufhin kehrte Petrus um, wurde in Rom gefangengenommen und gekreuzigt.

Um diese Legende rankt sich auch der Roman Quo Vadis des polnischen Schriftstellers Henryk Sienkiewiecz sowie die darauf basierende US-amerikanische Verfilmung aus dem Jahr 1951, ebenfalls mit dem Titel Quo Vadis?

Im umgangssprachlichen Gebrauch wird der Satz „quo vadis" oft auch im Sinne von „Wohin soll das noch führen?" oder „Wie soll das weitergehen?" verwendet. Diese Frage nach dem richtigen Weg für die Kirche sollte sich der Papst selber stellen, wenn er über das Verhältnis von Amtskirche zu Gläubigen aus arm und reich nachdenkt. Dabei mögen Glückwünsche und Gebete allerGläubigen den Papst begleiten.

(4.4.2013)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 188, April 2013