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Fußball Weltmeisterschaft 2014: der Krieg auf dem Spielfeld

Staaten in Europa, Amerika und Afrika im Fußballfieber: Jeder will gewinnen

Von B. John Zavrel

 

Einladung zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Fußball-Fans aus aller Welt sind in einem regelrechten Taumel versetzt. Der Kampf auf dem Fußballplatz gilt auch als ein Kräftemessen für die Leistung der Völker.

Foto: sport-pool

 

Rio de Janeiro/Washington/Berlin (bpb) Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 bewegt im Juni und Juli die Menschen auf allen Kontinenten. In Europa spielen die Fans des runden Leders regelrecht verrückt. Und das sind viele Millionen Männer und Jugendliche jeden Alters, die oft Tag und Nacht die im TV übertragenen Fußballkämpfe verfolgen. Die Zahl der am Fußball interessierten Frauen wächst. Die prominenteste Politikerin ist dabei die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Endrunde der Weltmeisterschaft findet vom 12. Juni bis zum 13. Juli 2014 zum zweiten Mal nach 1950 in Brasilien statt. Die Kämpfe werden im bereits legendäre Maracanã Stadion ausgetragen. Die Arena steht auf der Grenze zwischen dem reichen Süden und dem armen Norden von Rio de Janeiro. Das auch kontrovers diskutierte Stadion hat die brasilianische Fußball-Kultur und die Gesellschaft geprägt. Dies wird auch wohl weiterhin so bleiben.

Mit dem Endspiel ist zur Freude von Fußball-Gegnern dann der Spuk aus. Erst in vier Jahren fängt der Rummel wieder von neuem an. Doch auch Kritiker räumen ein, dass die Fußball-Hysterie ebenfalls etwas gutes ab: „Fußball von heute ist für Menschen eine Alternative zum kriegerischen Streit der Völker. Der Kriegsschauplatz wird auf den Fußball-Platz verlegt", wies argumentiert. Dort ereignen sich in den riesigen Stadien oft regelrechte Dramen. Jubel und Tränen, Freude und Verdammung sowie selbst blutige Auseinandersetzungen zwischen den Fans der verschiedenen Clubs untereinander sind mitunter zu beklagen. Außerdem kommt es vor, dass rivalisierenden Fans in ihrer Wut gemeinsame Sache gegen die Ordnungskräfte machen. Große Verwüstungen in dem jeweiligen Stadion kann die Folge sein.

Fußball ist Männersache und nichts für „Softies!"

Fußball ist auf allen Kontinenten vor allem eine Sache der Männer und der meist „harten Kerls". Doch die Frauen sind auf dem Vormarsch. In diesem Bericht ist von der offiziellen Fußball-Weltmeisterschaft der Männer die Rede: FIFA World Cup oder FIFA Fußball-Weltmeisterschaft. Es ist ein Fußballturnier für Nationalmannschaften, bei dem alle vier Jahre der Fußball-Weltmeister ermittelt wird. Veranstalter ist der Weltfußballverband FIFA, die Endrunde eine vierwöchige Veranstaltung. Sie gilt nach den Olympischen Spielen als das bedeutendste Sportereignis der Welt. Amtierender Weltmeister ist Spanien. Die Endrunde der letzten Fußball-Weltmeisterschaft 2010 wurde in Südafrika ausgetragen, die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 findet im Juli 2014 in Brasilien statt.

 

Zu den prominentesten Soccer-Fans gehört die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für Sie ist in den Ehrenlogen der Sportarenen stets ein Platz frei. Sie geizt auch nicht mit Beifall für den Sieger.

Foto Pool.

 

Rückblick auf die Geschichte

Der 21. Mai 1904 war ein weiterer Meilenstein der Fußballgeschichte. An diesem Tag wurde im französischen Verbandshaus die FIFA gegründet und damit ein nationales Denken verhindert. Dennoch dauerte es Jahrzehnte, bis die amerikanischen Verbände einen bedeutenden Einfluss auf die von den europäischen Verbänden geprägte Politik der FIFA nehmen konnten.

Im Juli 1905 fand der zweite FIFA-Kongress statt. Der Niederländer Carl Anton Wilhelm Hirschmann machte den Vorschlag einer Weltmeisterschaft. Für diese rein europäische Veranstaltung hatte er bereits einen Spielplan erstellt, Austragungsland sollte die Schweiz sein. Die Kongressteilnehmer waren begeistert. Jedoch folgten den vielen Worten keine Taten.

Bis zur ersten Fußball-WM 1930 in Uruguay hatten die Olympia-Turniere sozusagen den Stellenwert einer Weltmeisterschaft. Aus Sicht der Olympia-Verantwortlichen war Fußball für die Spiele ungeeignet, da es sich nicht um eine Wettkampfsportart, sondern nur um ein S p i e l handelte. Sie betrachteten daher diese Sportart als Show-Einlage. 1896 war Fußball nicht im olympischen Programm, und vier Jahre später in Paris waren nur Frankreich, Belgien und England anwesend. 1904 in St. Louis traten drei nordamerikanische Mannschaften gegeneinander an.

Ein Glücksfall für die Zukunft des internationalen Fußballs war die Vergabe der Olympischen Spiele an London 1908. Im Heimatland des Fußballs konnte man eine professionelle Organisation erwarten, hieß es. Neben England stellten die Verbände aus Dänemark, Schweden und den Niederlanden eine Mannschaft auf. Frankreich schickte sogar zwei Teams in die britische Hauptstadt. Sieger wurden die Engländer. Im Finale besiegten sie Dänemark, die damals stärkste Mannschaft Kontinentaleuropas war. 1912 nahmen bereits 13 Mannschaften am olympischen Fußballturnier teil. Die Finalbegegnung wiederholte sich, mit einem 4:2 konnten die Engländer erneut die Goldmedaille erringen.

1920 war Antwerpen der Mittelpunkt der Fußballwelt. 14 Mannschaften kämpften um den Olympiasieg. Im Finale standen sich Belgien und die Tschechoslowakei gegenüber. Während des Spiels fühlten sich die Tschechoslowaken vom Schiedsrichter benachteiligt und verließen das Spielfeld. Daraufhin wurde Belgien zum Sieger erklärt.

 

Erstes Weltturnier des Fußballs

Die Olympischen Spiele 1924 wurden zum ersten Weltturnier des Fußballs. Neben den Europäern schickte Ägypten ein Team. Ebenfalls dabei war eine US-amerikanische Auswahl, die allerdings zum Großteil aus europäischen Einwanderern bestand, sowie das Team aus Uruguay.

Das begeisternde Spiel südamerikanischer Fußballer vier Jahre zuvor führte dazu, dass vor dem olympischen Turnier von 1928 viele Mannschaften aus Südamerika zu Gastspielen in Europa eingeladen wurden. Die Olympiateilnehmer mussten Amateure sein, was zur Absage einiger wichtiger Länder führte. Daraufhin wurde der FIFA klar, dass die Amateurregel des IOC ein Hemmnis darstellt. Deshalb entschied sie sich am 28. Mai 1929 für die Organisation einer eigenständigen Weltmeisterschaft. Neben Uruguay wollten auch einige europäische Länder diese Veranstaltung ermöglichen. Deren Gruppe wurde rasch kleiner und am Ende waren nur noch Italien, Ungarn und Uruguay übrig. Der argentinische Delegierte Adrian Beccar Varela hielt eine Rede für sein Nachbarland, was die beiden europäischen Mitbewerber überzeugte. Somit wurde Montevideo zum Austragungsort der ersten Fußball-Weltmeisterschaft bestimmt.

Seit 1998 wird das Turnier mit 32 Mannschaften veranstaltet. Das System des Spielplans ist jedoch für Laien zu kompliziert, um es hier darzustellen.

Keine Angst vor jungen Sportler zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die deutsche Regierungschefin hat „freien Zutritt" zu Aufenthaltsräume der Fußballer. Dabei stört es sie offenbar nicht, wenn die Publikumslieblinge backstage meist halbnackt herumlaufen. Für ein Familienfoto mit der Kanzlerin haben sie bisher immer Zeit gehabt. Dem Image beider Seiten ist dies nicht abträglich. Mancher Fußballfan mag sich dies auch für die nächste Bundestagswahl merken.

Foto: Private

 

USA und der ehemaliger Ostblock mischen heute mit

Russland und seine früheren Ostblock-Staaten haben zunehmende Bedeutung in der FIFA gewonnen. In den USA rangieren weiterhin andere Sportarten in der Gunst der Bevölkerung vor dem europäischen Fußball-Sport. Dabei gehen die Wurzeln des Fußballs in Nordamerika rund 130 Jahre zurück. Bereits in 1885 und 1886 bestritten die USA erste inoffizielle Länderspiele gegen Kanada. Zu einer ersten offiziellen Partie kam es jedoch erst 30 Jahre später, am 20. August 1916 gegen Schweden. Dies war gleichzeitig das erste Spiel zwischen zwei Mannschaften von unterschiedlichen Kontinenten.

Das beste Ergebnis bei einer Fußball-Weltmeisterschaft erreichten die USA 1930, als sie bis ins Halbfinale vorstießen. Einige britische Historiker behaupten, dass das US-amerikanische Team gespickt war von Spielern aus Englands Profiliga, die nicht gebürtig aus den USA stammten. Die Fakten sprechen nach anderer Bewertung jedoch gegen diese Theorie. Die United States Soccer Federation (USSF) ist heute der offizielle Fußballverband der USA. Die Nationalmannschaft schied bei der FW 2014 im Achtelfinale aus. Ihr Trainer ist der ehemalige deutsche Fußball-Star Jürgen Klinsmann.

 

 Washington US-Präsident Barack Obama am Telefon: Er hat sich nach dem WM-Aus der Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann im Achtelfinale gegen Belgien telefonisch bei den "Helden" Clint Demsey und Tim Howard für deren großartige WM-Beteimligung  bedankt. Nach Medienberichten sagte der President dem Kapitän und dem Torhüter: "Clint, Tim, ihr Jungs habt uns stolz gemacht".  Das  Weiße Haus veröffentlichte einen Mitschnitt des Telefonats. Obama schloss das Gespräch mit einem Gruß an Klinsmann ("gratuliert dem Coach!") und einer Einladung für die Mannschaft ins Weiße Haus.

Foto: Press-pool

 

Russland gilt bei der FIFA als Nachfolger der UdSSR. Die Ergebnisse der sowjetischen Mannschaft werden in der FIFA-Statistik Russland zugeordnet. Als Debüt Russlands gilt somit das Jahr 1958. Unter eigenem Namen trat Russland erstmals 1994 bei einer WM auf.

Sowohl Tschechien („Debüt" unter diesem Namen 2006) als auch die Slowakei („Debüt" 2010 unter diesem Namen) galten bei der FIFA zunächst beide als Nachfolger der Tschechoslowakei, die 1934 erastmals dabei war. Dies führte dazu, dass die Ergebnisse der Tschechoslowakei sowohl Tschechien als auch der Slowakei zugerechnet wurden. Daher galt für beide Länder das Jahr 1934 als Debüt bei einer WM. Mittlerweile wird 2010 von der FIFA als Jahr der ersten Teilnahme der Slowakei betrachtet. Dennoch werden dabei die Statistiken slowakischer Spieler, die für die Tschechoslowakei aufgelaufen sind, der slowakischen Mannschaft zugeordnet.

Die Ukraine nahm als Teil der UdSSR an den Turnieren 1958 bis 1990 teil. Ukrainische Spieler waren in dieser Zeit wichtige Spieler der sowjetischen Nationalmannschaft. Dazu gehörte Oleh Blochin, der mit der UdSSR 1982 und 1986 an der WM teilnahm. 1994 spielten mit Sergei Juran, Juri Nikiforow, Wladislaw Ternawski und Ilja Zymbalar noch in der Ukraine geborene Spieler für Russland bei der WM. Die Ergebnisse der UdSSR werden aber allein Russland zugerechnet. Als erste WM-Teilnahme der Ukraine gilt 2006.

(1. Juli 2014)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 203, Juuly 2014