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Angela Merkel: Mutti hat Geburtstag

Deutsche Kanzlerin wurde 60 Jahre--US-Präsident schenkte ihr ein Handy

Von B. John Zavrel

 

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel telefoniert gerne, um schnell direkte Antworten zu erhalten. Das trifft vor allem für Staatsmänner zu. Barack Obama hat ihr offensichtlich schon mehrmals ein Handy geschenkt, nicht nur zu ihrem 60. Geburtstag 2014. Das Foto zeigt eine freundliche Geste bei einem Besuch der Kanzlerin im Weißen Haus.

Foto-Press-Pool/Archive

 

Berlin/Washington (bpb) Bundeskanzlerin Angela Merkel beging ihren 60. Geburtstag. Die am 17. Juli 1954 geborene ehemalige DDR Staatsbürgerin hat nach dem Fall der „kommunistischen Sperrmauer" am 9. November 1989 in Berlin die größte Karriere gemacht, die man sich denken kann. In der DDR in als Physikerin ausgebildet engagierte sie sich noch vor der sogenannten Deutschen Wiedervereinigung politisch und verbündete sich damals mit den richtigen Leuten. Ihr größter Förderer war der CDU-Bundeskanzler Helmut Kohl, der sie in seine Regierung berief. Sein langjähriger enger Parteifreund Wolfgang Schäuble und Merkel trugen schließlich gemeinsam zum Sturz von Kohl bei, als sie sich in einer Spenden-Affäre von ihm distanzierten.

Zum 60. Geburtstag 2014 jubelte die beherrschende deutsche Presse: Mutti hat Geburtstag. In den Medien wird sie sowohl als „Mutti" bezeichnet als auch „die mächtigste Frau der Welt". Beides trifft natürlich nicht so zu, wie es klingt. Sie hat keine eigenen Kinder und verhält sich politisch nicht wie eine liebenswerte Mutti. Skeptiker meinen, die deutsche Kanzlerin sei vielmehr „knallhart". Sie habe nicht nur führenden CDU- und CSU-Politikern auf ihrem Weg zur politischen Macht „den Kopf abgebissen", sondern verstehe es mit diplomatischem Charme auch bei den Staatsmännern gelegentlich ihre Vorschläge durchzusetzen.

Ein Glück für Angela Merkel ist, dass sich in der Bundesrepublik keine kritische Presse gegen sie stellt. Die Medien in Deutschland wissen inzwischen, wie Demokratie funktionieren kann: wer gegen die Regierung schreibt, der wird nicht mehr eingeladen.

 

Deutsche Kanzlerin gibt sich bescheiden

Die Sympathie der CDU-Wähler wird von politischen Beobachtern nicht nur auf die Leistungen der Regierungschefin zurückgeführt. Es ist auch ihre bescheiden wirkende Art, ihr Privatleben nur minimal preiszugeben. Wenn es nicht anders geht, macht sie auch gute Mine zu einer missliebigen Sache. Dies war zum Beispiel der Fall, als sie an einem geheim gehaltenen Urlaubsort von einem Paparazzi im Badeanzug fotografiert wurde. Andererseits trat sie offenbar bewusst in einem tief dekolletierten Kleid auf, als sie die Richard-Wagner-Festspiele in der Musikstadt Bayreuth (Bayern) besuchte.

So gab es zum 60. Geburtstag weder ein großes Fest noch eine Party. Sie lud ausgewählte Gäste zu einem wissenschaftlichen Vortag in die CDU-Parteizentrale in Berlin ein. Nach Medienberichten langweilte die Lesung viele Teilnehmer. Die Kanzlerin verzichtete auf persönliche Geschenke und bat um Spenden für eine ausländische Hilfsorganisation. Das verwunderte wiederum Leser, die meinten, sie solle lieber für gemeinnützige Vereine in Deutschland etwas tun.

 

Geschenk aus USA

Eine freudige Überraschung erlebte die Kanzlerin von US-Präsident Barack Obama: er schenkte ihr ein brandneues Mobiltelefon. Beobachter werten den Akt als symbolisches Zeichen der Entspannung im bilateralen Verhältnis. Dies ist nach den wiederholten Abhörattacken amerikanischer Geheimdienste in Deutschland angeschlagen. Dabei wurde nach Presseberichten sogar das Handy der deutschen Regierungschefin „angezapft".

Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, erklärte, das Geschenk sei auch als Geste der Wiedergutmachung nach dem NSA-Skandal zu betrachten. Die Idee sei dem Präsidenten gekommen, nachdem er hörte, dass die Kanzlerin in letzter Zeit oft Probleme mit ihrem Mobiltelefon hatte. "Außerdem kennt Präsident Obama Frau Merkel ja vor allem aus ihren zahlreichen Telefongesprächen", fügte Earnest hinzu. (Merkel telefoniert verhältnismäßig häufig mit Obama, ebenso mit dem Russischen Präsidenten Putin. Mit ihm spricht sie russisch und deutsch).

Aus Washington war zu hören: In dem neuen Gerät seien bereits „Lieblingskontakte" der Kanzlerin eingespeichert und einige hilfreiche Programme vorinstalliert, um ihr die anfängliche Benutzung zu erleichtern.

In einer diplomatischen Reaktion zeigte sich Merkel für das Geschenk dankbar, brachte aber auch Kritik am Verhalten der USA an. So hätte sie "eine hübsche Originalverpackung nett gefunden", schon der Garantie für das Mobiltelefon wegen. Doch mit der Erklärung des US-Präsidenten für den unverpackten Zustand, das Gerät habe eine vorherige gründliche Sicherheitsüberprüfung durch zuständige Behörden durchlaufen, könne sie sich anfreunden.

Auch an ihrem Geburtstag hüllte sich die 60-Jährige Politikerin in Schweigen darüber, wie lange sie noch Spitzenpolitikerin sein möchte. Fans der CDU-Kanzlerin sehen darin ein gutes Zeichen: Mutti will bleiben so lang die Füße tragen.

(29.7.2014)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 204, August 2014