Deurschands Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder tritt trotz aller öffentlicher Kritik an Russland wegen des ukraine-Konflikts offen für den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein. Er könne Russland verstehen und sei stolz darauf, sagte der frühere SPD-Politiker auf dem deutschen Russland-Tag in der Ostsee-Stadt Rostock.
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Rostock/Washington (bpb) Im neuen Ost-West-Konflikt zwischen Washington und Moskau hat sich der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder auf die Seite von Kreml-Chef Wladimir Putin gestellt. Auf dem deutschen Russland-Tag der Wirtschaft" am 1. Oktober in Rostock an der Ostsee warnte der frühere SPD-Spitzenpolitiker die USA und die EU vor weiteren Sanktionen gegen Russland. Er warb zugleich um Verständnis für russisches Verhalten sowie um friedliche Lösungen des Ukraine-Konflikts und der europäischen Sicherheitspolitik.
Russland hat in der Ostseeregion eine entscheidende Rolle und ist für Mecklenburg-Vorpommern ein strategischer Partner", betonten die deutschen Veranstalter des Tags, der auch von der Landesregierung unterstützt wurde. Die Tagung sollte durch direkte Kontakte auf politischer und wirtschaftlicher Ebene dazu beitragen, "die guten Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern weiter zu stärken und auszubauen". Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag dabei auf dem direkten Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen russischen und deutschen Unternehmen. Als Branchenschwerpunkte standen auf der Tagesordnung: Maritime Wirtschaft, Logistik, Energie und Energietechnik, Landwirtschaft und Ernährung.
Geteilte Meinung der Bevölkerung
Prominentester Redner war Gerhard Schröder. In den deutschen Medien sagt man ihm nach, er habe ein sehr gutes Verhältnis" zu Präsident Wladimir Putin. Dass die Bevölkerung seit Jahren skeptisch gegenüber Schröders Äußerungen ist, hängt wohl auch damit zusammen, dass er im europäischen Gas- und Energiegeschäft auf der payroll" russischer Milliardäre steht, wie Medien wiederholt berichteten. Kritiker halten es für eine unmögliche Situation", dass ein ehemaliger weitgehend beliebter deutscher Bundeskanzler in den Sold der russischen Regierung tritt. Ihm bleibe daher gar nichts anderes übrig als nach dem Motto alter europäischer Volksweisheit zu agieren: Wess Brot ich ess, des Lied ich sing."
Am Russland-Tag nahmen nach angaben des Veranstalters 400 Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern sowie aus dem Gebiet um Sankt Petersburg teil. Er fand unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Russlands Botschafter in Berlin, Wladimir Grinin, beklagte die rückläufige Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Der Warenumsatz im ersten Halbjahr 2014 habe sich um 6,5 Prozent verringert. Insbesondere der deutsche Export nach Russland sei betroffen, sagte der Diplomat. Im Juli sei der Export um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Über das ganze Jahr gesehen könnte der Export um bis zu 25 Prozent sinken. Nach den West-Sanktionen wegen der Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt hat Moskau mit einen Importstopp für eine Reihe von Produkten aus der EU reagieret. Genaue Angaben liegen von beiden Seiten nicht vor.
(3.10.2014)
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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 206, October 2014