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Mildred Scheel war eine starke Frau des Jahrhunderts

Gedenken und Versprechen in Würdigung der Gründerin der Deutschen Krebshilfe

Von Parlaments-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Würdigung für die Gründerin der Deutschen Krebshilfe: Ärztin Dr. Mildred Scheel, am Ehrengrab der ehemaligen „First Lady". In Harmonie und Verantwortung legte die Führung der Stiftung Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit Cornelia Scheel einen Kranz am 30. Todestag in Bonn nieder. Das Foto vom 13. Mai 2015 zeigt die älteste Tochter Cornelia Scheel (Mitte) mit Krebshilfe-Präsidenten Dr. Fritz Pleitgen und den Vorstandsvorsitzenden der „Stiftung Deutsche Krebshilfe", Gerd Nettekoven. Links im Bild der 1. Bürgermeister der Bundesstadt Bonn, Reinhard Limbach.

Foto: Ulrich P. Wienke /Marco-VG

Berlin/Bonn (bpb) Die deutsche Ärztin Mildred Scheel ist eine der bedeutendsten internationalen Frauengestalten des 20. Jahrhunderts. Ihr Lebenswerk ist die Gründung der gemeinnützigen Hilfsorganisation Deutsche Krebshilfe. Sie ist in den 40 Jahren ihres Bestehens in Europa zur größten Bürgerinitiative gegen die Volkskrankheit Krebs geworden. Die Organisation wirkt seit Anfang 2015 als staatlich anerkannte rechtsfähige „Stiftung Deutsche Krebshilfe". Bewirkt haben dies in treuer Verbundenheit Männer und Frauen, die bereits zu Lebzeiten der „First Lady" und Frau von Bundespräsident Walter Scheel beigestanden haben.

Die finanzielle Basis haben Millionen Bürger durch ihre anhaltende Spendentreue geschaffen. Spendentreue wird auch weiterhin essenziell sein, um Krebserkrankungen zu heilen und durch vorbeugende Aufklärung zu verhindern. Die Deutsche Kebshilfe (German Cancer Aid) erhält keine staatlichen Gelder und nimmt auch keine Spenden der Pharmaindustrie an, um unabhängig zu bleiben. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Gerd Nettekoven, erneuerte den bereits von der Gründerin vertretenen Grundsatz: „Die Deutsche Krebshilfe ist ausschließlich den Patienten verpflichtet."

Am 13. Mai 1985 starb die Gründerin der Deutschen Krebshilfe im Alter von 52 Jahren in Köln an Darmkrebs. Anlässlich ihres 30. Todestages fand auf dem Alten Friedhof in Bonn unter Bürgerbeteiligung eine Kranzniederlegung statt. Kompetente Persönlichkeiten, die Mildred Scheel kannten, würdigten sie übereinstimmend als „eine starke Frau mit Visionen". Wie keine andere deutsche First Lady vor und nach ihr hat Mildred Scheel als Frau von Bundespräsident Walter Scheel eine lebenswichtig Bewegung initiiert, die allen Bürgern dienen sollte: die Deutsche Krebshilfe. Denn inzwischen weiß man: „Krebs kann jeden von uns treffen."

 

Die Fortführung des von Mildred Scheel geschaffenen Lebenswerkes der Krebsbekämpfung kann nur von Menschen mit gleicher Leistungsbereitschaft und starkem Gemeinsinn geleistet werden. Die Führung der Stiftung Deutsche Krebshilfe hat diese Fähigkeiten seit vielen erfolgreichen Jahren bewiesen. Das Bild zeigt die Führungsspitze bei einer Experten-Konferenz: Präsident Dr. Fritz Pleitgen (links mit roter Krawatte), Vorstandsvorsitzender Gerd Nettekoven (rechts) und Stiftungsrat-Vorsitzender Hans-Peter Krämer (zweiter von rechts).

Foto: Marco-VG

 

Der engagierte Stiftungsratvorsitzende Hans-Peter Krämer erinnerte im Gedenkjahr: „Es war Mildred Scheel ein Anliegen, den Menschen die Sprachlosigkeit zu nehmen, die sich ausbreitete, sobald es um die Krankheit Krebs ging. Als Ärztin war ihr das Leid von Betroffenen sehr bewusst und sie wollte ihnen wirksam helfen."

Der Präsident der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Dr. Fritz Pleitgen, schilderte, was er als Zeitzeuge erlebte: „Mildred Scheel kämpfte für ihr Lebenswerk. Unermüdlich appellierte sie an die Bürger, Verantwortung zu übernehmen im Kampf gegen den Krebs. Sie wollte eine Bürgerbewegung dauerhaft verankern. Alle sollten sich an der Krebsbekämpfung beteiligen. Viele Menschen fühlten sich der Organisation persönlich verbunden und äußerten den Wunsch, diese langfristig zu unterstützen. Daher gründete sich bereits im November 1977 der Mildred-Scheel-Kreis als gemeinnützig anerkannter Förderverein der Deutschen Krebshilfe."

 

Die Selbsthilfe-Bewegung gegen Krebs wurde ein Segen

Aus dem realen Bedürfnis, Krebspatienten nach Behandlung und Genesung umfassend zu betreuen, ist die Bewegung der „Selbsthilfe nach Krebs" entstanden. Sie wurde zum Segen für alle Betroffene und ihre Familienangehörigen. Mildred Scheel ermutigte erfolgreich behandelte Krebskranke sich mit ihrem Wissen, persönlichem Leid und ihren Weg der Lösungen in Initiativgruppen einzubringen. Es galt dabei, Menschen ähnlichen Schicksals helfend zu unterstützen. Daraus entstand die heute bundesweit wirkende Selbsthilfe-Bewegung nach Krebs. Sie ist in der Gesundheitspolitik nicht mehr wegzudenken. Die Frauen und Männer der ersten Stunde wurden zu den heutigen Pionieren und Wegbereiterinnen. Sie erinnern sich: „Mildred Scheel betreute Mitglieder oft persönlich und traf sie zu regelmäßigen Teestunden. Im Gespräch mit Betroffenen war sie stets eine mitfühlende Zuhörerin, die Rat gab und Hoffnung vermittelte." Und mehr noch: Zusammen mit kompetenten ehrenamtlichen Mitstreitern aus Klinik und Forschung setzte sie sich dafür ein, dass Tumorzentren gegründet, Forschungsprojekte initiiert und die Krebsfrüherkennung vorangebracht wurden.

Die Humanisierung der Behandlung von Betroffenen lag ihr besonders am Herzen. „Denn die Seele des Patienten braucht ebenso viel Hilfe wie sein Körper!", war eine ihrer festen Überzeugung. Mildred Scheel nutzte jede Gelegenheit bei Staatsbesuchen, öffentlichen Auftritten und politischen Veranstaltungen, um für die Deutsche Krebshilfe Spenden zu sammeln. Bereits knapp eineinhalb Jahre nach Gründung der Deutschen Krebshilfe, im Dezember 1975, waren fast fünf Millionen Euro an Spenden zusammengekommen. 1985 (im Jahr ihres Todes) lag das Spendenaufkommen schon bei 17 Millionen Euro. Im Jahr 2014, also 40 Jahre nach Gründung der Organisation, waren es mehr als 96 Millionen Euro. Dieser Erfolg basiert auf dem Engagement vieler Menschen und ist, wie Mildred Scheel es einmal formulierte, „eine der größten Leistungen unserer Mitbürger auf gesundheitspolitischem Gebiet."

Seit über 40 Jahren hält die Hilfs- und Förderorganisation die Vision ihrer Gründerin lebendig: Krebskranken Menschen helfen und ihnen Hoffnung geben. Mittlerweile ist die Stiftung Deutsche Krebshilfe der bedeutendste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsforschung.( www.krebshilfe.de) Ende

 

(4. Juni 2015)

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 214, June 2015