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Arno Breker 115. Geburtstag

Ehemaliges Staatsatelier wird Museum für Kunst ab 1945

von Sigurd K. Kuepper

 

Blick in das Atelier in Berlin: Ein Bild aus Glanzleistungen künstlerischen Schaffens von Arno Breker (Mitte in weißem Kittel). Die einzigartigen Figuren und Reliefs zur Ausgestaltung repräsentativer Bauen brachten dem Bildhauer den Beinahmen „deutscher Michelangelo".

Foto: History/Breker-Archiv ABG

 

Berlin/Nörvenich (bpb) Der 115. Geburtstag von Arno Breker am 19. Juli 2015 ist mit einer guten Nachricht verbunden--das ehemalige Staatsatelier des Jahrhundert-Bildhauers der klassischen Tradition in Berlin wurde zu einem Museum für zeitgenössische Künstler der klassischen Moderne. Seine offizielle Bezeichnung lautet vorerst „Kunsthaus Dahlem". Eigentümer des Gebäudes ist das Land Berlin. Das Kunstprojekt wird finanziell gefördert durch die Lotto-Stiftung Berlin und die Senatskanzle--Kulturelle Angelegenheiten.

Die Idee und Realisierung des zeitgenössischen Museums ist Klaus Wowereit zu verdanken, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin (2001 &endash; 2014). Der SPD-Politiker hatte mit politischer Mehrheit zum Ausklang seiner Amtszeit dieses repräsentative Bauwerk einer sinnvollen breiten Nutzung zugeführt. Es steht unter der schlichten Bezeichnung „Kunsthaus Dahlem". Der Name erinnert an eine Kunst-Galerie, die eine gewerbliche Nutzung nicht ausschließt. Die Einrichtung mit rund 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche des Breker-Ateliers soll jedoch bevorzugt Kunstschaffenden der ersten zwei Jahrzehnte nach 1945 zur Verfügung stehen. Geblieben ist die „Atelier-Adresse" von einst: Käuzchensteig 8, am Rande des Grunewalds.

 

Die Geschichte des Gebäudes

Der Bau des Staatsateliers für Prof. Arno Breker nach Plänen des Architekten Prof. Hans Freese wurde 1939 begonnen. Noch vor der endgültigen Fertigstellung entwickelte sich in dem damals hochtechnisch ausgestattetem „modernsten Bildhaueratelier der Welt" kulturelles Leben mit internationalen Begegnungen. Kunstschaffende und Architekten vor allem aus Frankreich sowie anderen europäischen Länder waren Gäste im Atelierbau. Mehrfach Gast war der Dichter Gerhart Hauptmann, Literaturnobelpreisträger 1912. Bei Kriegsende wurden Brekers Werke in diesem Gebäude von den Alliierten geplündert, ins Ausland verbracht sowie auch vor Ort zerstört.

Bald nach Kriegsende ist Arno Brekers Meisterschüler Bernhard Heiliger in das Gebäude eingezogen. Er hat den ihm vertrauten privaten Trakt des Staatsbildhauers bis 1995 über 45 Jahre ständig bewohnt. Seither war die Heiliger-Stiftung ständiger Hausherr. Sie bleibt nach Medienberichten weiterhin privilegierter Partner und erhält einen eigenen Ausstellungsraum für die Arbeiten des Breker-Schülers Heiliger. Seine Kunstobjekte werden bereits seit Jahren in einer musealen Freilichtausstellung gezeigt. Das Kunsthaus Dahlem wird betrieben von der „gemeinnützigen Atelierhaus Dahlem GmbH", alleinige Tochtergesellschaft der Bernhard-Heiliger-Stiftung Berlin.

 

(19. Juli 2015)

 

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 215, July 2015