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Prostata-Krebs ist eine gefürchtete Geißel der Männer

Deutsche Krebshilfe und Krankenversicherungen appellieren an die Ärzte

25 Millionen Euro für die aktuelle Forschung bereitgestellt

Von Parlaments-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Dr. h.c. Fritz Pleitgen, Schirmherr von PREFERE: Als Präsident der Stiftung Deutschen Krebshilfe und als Schirmherr unterstütze ich die PREFERE-Studie, weil es darum geht zu klären, was die bestmögliche medizinische Versorgung von Männern mit einem „lokal begrenzten Prostata-Karzinom" ist. An der Studie können Männer zwischen 18 und 75 Jahren mit einem neu entdeckten, lokal begrenzten Karzinom teilnehmen.

Foto Archiv/bpb

 

Berlin/New York (bpb) Prostata-Krebs ist eine besonders gefürchtete Geisel der Männer. Trotz internationaler Forschungsarbeit ist es nach vielen Jahren immer noch nicht gelungen, die bestmögliche Behandlungsmethode herauszufinden. Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Die Neuerkrankungen im Jahr belaufen sich auf 70.000 Patienten. Auf diese ernste Lage haben die Stiftung Deutsche Krebshilfe und die Krankenassen in der Bundesrepublik gemeinsam die Finanzierung der „Deutschen Prostatakrebs-Studie PREFERE" mit einem Gesamtbetrag von 25 Millionen Euro begonnen. Den größten Anteil von 13,5 Millionen Euro finanziert als private Organisation die Deutsche Krebshilfe. Sie verdankt ihre Mittel ausschließlich den Spenden der Bürger. ( www.krebshilfe.de )

In einem Appell haben Krankenkassen und Deutsche Krebshilfe im Juni 2015 die Ärzte gebeten, die wichtige Forschungsarbeit zu unterstützen und Patienten zur Teilnahme an der Studie anzuregen. „Wir rufen alle niedergelassenen Urologen und die infrage kommenden Patienten dazu auf, an PREFERE teilzunehmen", sagt Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes und federführender Vertreter aller Kassenverbände. „Es ist sehr wichtig, dass die Studie von einem breiten Bündnis getragen wird. Dass sich der Berufsverband der Deutschen Urologen und die Deutsche Gesellschaft für Urologie weiter für den Erfolg der Studie einsetzen wollen, ist daher ein gutes Signal." ( www.prefere.de )

Auf einer gemeinsamen internationalen Pressekonferenz in Berlin betonte Gerd Nettekoven als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe:„Um das Ziel dieser wichtigen, auch gesundheitspolitisch bedeutsamen Studie zu erreichen, bedarf es einer hohen Beteiligung durch die Patienten. Sie müssen allerdings vorher über die Bedeutung sehr gut informiert und aufgeklärt werden. Hier sind die behandelnden Ärzte, aber auch andere, beispielsweise Patientenorganisationen, gefordert." Die Auftraggeber der Studie würden den weiteren Verlauf der Erhebungen kontrollierend verfolgen und gegebenenfalls auch die Informationen für die Patienten verstärken. Nettekoven bekräftigte die Bedeutung eines engen Dialogs mit der Ärzteschaft. In diesem Fall wären insbesondere die Deutsche Gesellschaft für Urologie und der Berufsverband Deutscher Urologen kompetente Unterstützer.

 

Die Suche nach der besten Behandlungs-Methode

Die PREFERE-Studie gilt als die bisher wohl wichtigste klinische Studie zur Behandlung von Prostatakrebs im Frühstadium. Gesucht wird die beste Behandlungsmethode. Mit diesem Ziel werden in der aktuellen Untersuchen die vier derzeit gängigen Behandlungsmethoden bei frühen Formen von Prostatakrebs miteinander verglichen: 1. das operative Entfernen der Prostata, 2. die Bestrahlung von außen, 3. die Behandlung des Tumors mit dauerhaft in der Prostata platzierten Strahlenquellen (Brachytherapie) und 4. die aktive Überwachung. Bisher gibt es weltweit keine ausreichenden Daten, um die am besten geeignete Behandlungsart zu belegen.

Der Präsident der Stiftung Deutsche Krebshilfe und Schirmherr der Studie, Dr. Fritz Pleitgen, versicherte auf der Pressekonferenz, dass die von der Ärztin Mildred Scheel gegründete Deutsche Krebshilfe den bisher erfolgreichen Prinzipien der großen Bürgerbewegung gegen den Krebs treu bleiben werde. „Nachdem uns zahlreiche Experten erneut bestätigt haben, dass die Frage nach der besten Therapie weiterhin offen ist, sehen wir uns als Deutsche Krebshilfe im Sinne der zahlreichen Patienten zur Klärung verpflichtet", fügte Pleitgen hinzu. Zugleich bad er: „Alle sollten mithelfen, diese wichtige Studie zum Erfolg zu führen. Mit PREFERE können wir mehr Sicherheit für den Patienten und die Ärzteteams schaffen!"

PREFERE wird bisher durch ein breites Bündnis des deutschen Gesundheitswesens getragen. Neben den finanziellen Förderern unterstützen auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, der Berufsverband Deutscher Urologen, die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe die Studie.

 

Auch Brasiliens Fußball-Idol Pelé musste sich im Mai 2015 einer Prostata-Operation unterziehen. Er ging offen mit seinem Schicksal um. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus stellte er sich den Fotografen und beantwortete Fragen über sein Befinden.

Foto: press-pool

 

Transatlantische Zusammenarbeit gegen die Volkskrankheit

Auch in der transatlantischen Zusammenarbeit der Ärzteorganisationen und Forschungszentren werden immer neue Wege im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs gesucht. Dies gilt ebenfalls für den Zusammenschluss von Prostatakrebs-Spezialisten aus den USA und Europa zur „International Prostate Cancer Group". Sie hat zum Ziel, durch wissenschaftliche Kooperation, Informationsaustausch und Patientenberatung die Qualität der Prostatakrebsbehandlung zu optimieren. Der internationale Verbund geht zurück auf gemeinsame Initiativen aus Deutschland und den USA mit Forschungsgruppen in New York.

Tatsächlich ist Prostata-Krebs ein weltweites Problem. Der bedrückende Aspekt für den Mann ist dabei meist der Verlust der Potenz. Darüber zu sprechen ist vor allem in den Industriestaaten ein Tabu. Dass diese Krebs-Art früher oder später jeden Mann treffen kann, zeigt ein viel Aufsehen erregendes Beispiel vom Mai 2015. Die internationalen Medien berichteten, dass Brasiliens Fußballidol Pelé sich einer Prostata-Operation unterziehen musste. Der Eingriff in einem Krankenhaus in São Paulo sei „aufgrund einer Prostatavergrößerung notwendig geworden", hieß es. Der 75jährige Fußball-Star ging mit diesem Gesundheitsproblem offen um und stellte sich den Fotografen.

 

(9.Juli 2015)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 215, July 2015