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Malerfürst Ernst Fuchs in Wien verstorben

Trauerfeier im Stephan-Dom in Wien. Gedenken in Deutschland und USA

Von Marco J. Bodenstein

 

Abschied von Ernst Fuchs im katholischen Stephan-Dom zu Wien. Der schlichte Holzsarg war in himmelblauer Farbe gestrichen und mit Rosen bedeckt. Ein Großfoto vermittelte den Eindruck, als säße Fuchs wie bei einer seiner beliebten Autogramm-Stunden selbst im Saal.

Foto: bpb/press-pool

 

Wien/Köln/New York (bpb) Der europäische Maler Ernst Fuchs ist im Alter von 85 Jahren in Wien verstorben. Wie das Fuchs-Museum in der österreichischen Metropole bekannt gab, erlag der international bekannte Künstler am Montag, dem 9. November 2015 an einer zunehmenden Altersschwäche. Die Nachricht wurde bei den Kunstfreunden von Ernst Fuchs in Europa, Amerika und Israel mit großer Trauer aufgenommen. Sie gedachten in unterschiedlicher Weise dieses genialen Künstlers, der als Begründer der Wiener Schule des phantastischen Surrealismus in die Kunstgeschichte eingegangen ist.

Im Museum Europäische Kunst Schloss Nörvenich bei Köln (Germany) waren die Fahnen Deutschland, Frankreich und Europa auf Halbmast gesetzt. Der internationale Alexander-Orden pour le Mérite für Kunst und Wissenschaft (USA) würdigte den verstorbenen. Er sei „ein begnadeter Künstler unverkennbaren Stils, der die christlich-abendländische Kultur hellenistischer Prägung mit seinem Werk bereicherte", schrieb Ordenskanzler B. John Zavrel in einer Kondolenz. Fuchs war „Ritter" des Ordens, den er 1990 mit dem französischen Schriftsteller Roger Peyrefitte und anderen Intellektuellen durch die Aufnahme von Frauen in die geistige Gemeinschaft modernisiert hatte. Fuchs verband mit Salvador Dalí (Spanien) und Arno Breker (Frankreich/Deutschland) eine enge Künstlerfreundschaft, in der man sich gegenseitig respektvoll zugetan war. Fuchs wurde von beiden geschätzt und bewundert wegen seines Multitalents, das er als Maler, Bildhauer, Dichter, Designer, Innenarchitekt und Komponist mystischer sowie mosaisch anmutender Gesänge bewies.

 

Trauerfeier im Dom St. Stephan

Im Wiener Stephan-Dom, wo Fuchs als Sohn einer Österreicherin und eines jüdischen Vaters im „Dritten Reich" einst katholisch getauft wurde, fand die Trauerfeier statt. Sie stand unter dem Gedanken „So viel Friede, so viel Gott." Unweit des Altars befand sich der schlichte Holzsarg, der auf Wunsch des Verstorbenen in himmelblauer Farbe gestrichen war. Darauf lag ein großer Rosenstrauß. Eine Vielzahl von Blumengrüßen war am Domeingang niedergelegt worden.

Dompfarrer Toni Faber begrüßte eine große Trauergemeinde, die sich in mehreren Kondolenzbüchern eintragen konnte. Der mit Fuchs befreundete katholische Theologe Karl Matthäus Woschitz hielt eine ergreifende Trauerrede. Dabei würdigte er, Fuchs habe gewusst, „dass derjenige, der geliebt werden will, selbst Liebe verschenken müsse. Fuchs habe sich Zeitlebens daran gehalten". Nach dem Trauerzeremoniell von eineinhalb Stunden fand die Beisetzung der sterblichen Hülle im kleinen Familien- und Freundeskreis auf dem Hütteldorfer Friedhof statt. Sechs livrierte Kirchendiener hatten den von sechs brennenden Kerzen umgebenen Sarg aus dem Gotteshaus getragen. Vor der Beisetzung neben seiner Mutter Leopoldine im Familiengrab hielten auf dem Friedhof einer seiner Söhne sowie der Künstlerfreund Arik Brauer die Gedenkreden. Dann wurde der Sarg des Malerfürsten in das Erdreich gesenkt.

 

(1. Dezember 2015)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 220, December 2015