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Modernste Anlaufstelle für Krebspatienten in Dresden

Deutsche Krebshilfe leistet Pionierarbeit seit der Gründung durch Mildred Scheel.

Bereits in der DDR-Zeit Geheimkontakte mit Wissenschaftler Ardenne

 

Von Parlamentskorrespondent Joe F. Bodenstein

 

Neubau im Eiltempo: Ein gutes Jahr nach Baubeginn wurde im März 2016 am Dresdner Uniklinikum die neue „Portlandklinik" eingeweiht. Sie soll die Versorgung von Krebspatienten verbessern. Die jetzige zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Tumorleiden wurde mit Landesmitteln sowie einem Zuschuss von 2,5 Millionen Euro der Stiftung Deutschen Krebshilfe (Bonn) errichtet.

Foto: Uniklinikum Dresden/bpb

 

Dresden/Berlin (bpb) Im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs hat die Landeshauptstadt Dresden des Freistaates Sachsen in der umfassenden Versorgung der Betroffenen eine Spitzenposition in Deutschland erreicht. Dies wurde im März 2016 erneut öffentlich sichtbar, als die „Portlandklinik" am Dresdner Klinikum eingeweiht wurde. Sie ist jetzt Anlaufstelle für Menschen mit Tumorleiden vor einer stationären Aufnahme.

Das patientenfreundliche Projekt konnte Dank des verlässlichen gesundheitspolitischen Engagements der Deutschen Krebshilfe realisiert werden. Die Organisation stellte im Rahmen der Förderung des Programms „Onkologische Spitzenzentren" einen Förderbetrag von 2,5 Millionen Euro aus Spendengeldern der Bürger zur Verfügung. Zusätzlich gab die Stiftung Deutsche Krebshilfe in Bonn dem Uniklinikum weitere 4,5 Millionen Euro als Kredit, um die Baukosten zu decken. Diese aus der Bevölkerung kommenden Mittel haben neben der staatlichen Finanzierung größten Stellenwert, erklärten Landespolitiker von Sachsen.

Zur Entwicklungsgeschichte der Kooperation: Die Gründerin der Deutschen Krebshilfe, die Röntgenärztin Dr. Mildred Scheel, hatte bereits im Gründungsjahr die Vision, sämtliche Errungenschaften im Kampf gegen Krebs stets allen Deutschen zukommen zu lassen. Dies war ihr jedoch selbst als damalige „First Lady" in Bonn nicht so rasch möglich: es gab die DDR und es herrschte der so genannte Kalte Krieg. Als Ehefrau des Bundespräsidenten hatte sie die politische Weltlage zu bedenken und zurückhaltend sein. „Als Privatperson und Vereinsvorsitzende will ich jedoch etwas unternehmen" sagte Mildred Scheel im engsten Beraterkreis. Sie knüpfte Kontakte zu dem Wissenschaftler und Forscher Manfred von Ardenne, der mit seinem Forschungsinstitut in Dresden höchstes Ansehen auch in der Sowjetunion und Privilegien in der DDR hatte. Ardenne ließ ihr vertrauensvoll sein großes Interesse an einer Zusammenarbeit wissen, „wenn die Zeit gekommen ist". Aus politischen Gründen waren Ardenne damals offizielle Kontakte mit Institution in Westdeutschland untersagt.

 

Gruppenbild mit Dame: Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) mit Gerd Nettekoven von der Deutschen Krebshilfe sowie Wissenschaftlern und Professoren bei der Besichtigung der Neubauten im Universitäts Klinikum Dresden. Von links nach Rechts: Wilfried Winzer, Dr. Möhle, Gerd Nettekoven, Prof. Michael Albrecht, Prof. Michael Baumann, Staatsministerin Klepsch sowie Prof. Ehninger schauen sich im neuen Therapiebereich um.

Foto: Uniklinikum Dresden

 

Zusammenarbeit nach dem Fall der Mauer

Erst nach dem Fall der kommunistischen Sperrmauer und der Bildung neuer Bundesländer auf dem ehemaligem Gebiet der DDR war die Zeit im Sinne von Kooperationen mit diesem Teil Deutschlands reif. Die Erben und Hüter des Lebenswerkes von Mildred Scheel knüpften so rasch wie möglich die Kontakte zum heutigen „Ostdeutschland". Mit der erfolgreichen Zusammenarbeit in Dresden wurde somit erneut ein Auftrag und Wunsch von Mildred Scheel ausgeführt.

Bei der Eröffnung der Portlandklinik in Anwesenheit des Stiftungsvorsitzenden der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, würdigte Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) die erfolgreiche Kooperation zwischen der Deutschen Krebshilfe, der Universität sowie den Wissenschaftler und Ärzten. E gab guten Grund dafür zu danken, dass die Krebshilfe in den vergangenen 20 Jahren unter anderem den Bau von Häusern für erwachsene Leukämiepatienten sowie die kinderonkologische Station unterstützt hat, die sch in direkter Nachbarschaft zum Neubau der Portlandklinik befinden.

Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums Dresden, kündigte an, dass der Ausbau für die bessere Krebsversorgung von Bürgern fortgeführt werde. Der Neubau sei ein wichtiger Bestandteil des werdenden „Krebs-Campus" Dieser Standort wächst weiter, da Dresden zum Partner des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg ernannt wurde. Die zentrale Idee ist, „ein onkologischer Standort, der deutschlandweit einmalig ist", sagte Prof. Albrecht. Im Sommer beginnen die vorbereitenden Arbeiten für einen zusätzlichen Komplex, in dem Wissenschaftler ab 2018 neue Erkenntnisse über Krebserkrankungen und innovative Therapien gewinnen sollen.

 

Wiederaufbau nach Zerstörung bei Kriegsende

Das Historische Dresden mit seinen Kulturgütern ist im Jahr 2016 nicht nur eine Stadt mit wachsendem Tourismus sondern eine Region für Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie neuen Unternehmen mit internationalen Verbindungen. Der eigentliche Aufstieg zur alten Größe begann nach der Vereinigung der Bundesrepublik mit der DDR in der Amtszeit von Bundeskanzler Helmuth Kohl, die im Wesentlichen von den USA unterstützt wurde. Für die junge Generation von heute mag es schwer vorstellbar sein, dass Dresden am Ende des Zweiten Weltkrieges grausames Leid zu erdulden hatte. Als der Krieg bereits verloren galt, flogen britische und US-amerikanische Bomber in vier aufeinander folgenden nächtlichen Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 Angriffe auf Dresden. Dabei wurden nach historischen Aufzeichnungen 60 Prozent der Stadt von Bombenschäden betroffen sowie 15 Quadratkilometer der Stadt „vollkommen vernichtet". Die Zahl der deutschen Bombenopfer wird mit bis zu 350.000 genannt. Die Ermittlungen sind von Historikern noch nicht abgeschlossen.

 

(8. April 2016)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 224, April 2016