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Deutsche Krebsforschungsstudie PREFERE vorzeitig beendet

Deutsche Krebshilfe: Die Patientenversorgung ist gesichert --Ansporn für die Zukunft

 

Von Parlamentskorrespondent Joe F. Bodenstein

 

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken jährlich weit über 60.000 Männer an einem bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse. Mehr als 12.000 sterben jedes Jahr an einem Prostatakarzinom. Ein Schock für Männer ist außerdem der Hodenkrebs. Die Patientenzahlen im prozentualen Vergleich sind in Westeuropa ähnlich denen der USA. Dort machen häufig Prominente ihr Krebsschicksal öffentlich, um anderen Mut zu machen. So berichtete US-Schauspieler Ben Stiller 2016 in einem Radiointerview der „Howard Stern Show" , dass er vor zwei Jahren wegen Prostatakrebs behandelt worden sei. Er habe die Krebsdiagnose im Alter von 48 Jahren bei einer Vorsorgeuntersuchung erhalten, sagte der Hollywoodstar. Nach einer erfolgreichen Operation sei er nun aber wieder krebsfrei.

Boto:  Movie Archive

 

Berlin/Bonn (bpb) Die deutsche Prostatakrebs-Studie „Prefere" ist vorzeitig beendet worden, da sich nach über zweijähriger Anlaufzeit zu wenig Patienten für die wissenschaftlichen Erhebungen gemeldet haben. So kamen Initiatoren und Geldgeber im Dezember 2016 überein, die Förderung des auf 25 Millionen Euro ausgelegten Forschungsprojekt zum Jahresbeginn 2017 zu beenden.

Diese Entscheidung gaben die folgenden führende Organisationen in einer gemeinsamen Erklärung bekannt: : Deutsche Krebshilfe, AOK-Bundesverband, BKK Dachverband, IKK e.V., Knappschaft, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) sowie Verband der Privaten Krankenversicherung. Zugleich wurde betont, dass für die weitere Betreuung der rund 350 Patienten, die sich bereits für eine Teilnahme entschieden haben, die Beendigung der PREFERE-Studie keine Nachteile bringe. „Die gesetzlichen Krankenkassen, die privaten Krankenversicherungen sowie die Deutsche Krebshilfe werden die langfristige medizinische Betreuung und Beobachtung der Patienten in der Form sicherstellen, wie sie im Rahmen der PREFERE-Studie erfolgt wäre", heißt es in der Erklärung, die vom Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Gerd Nettekoven, mitgetragen wird. Darüber hinaus würden mit den Fachärzten sowie Fachverbänden Möglichkeiten und Alternativen geprüft, wie die klinischen Ergebnisse bei diesen Studienpatienten trotz des Studienabbruchs für wissenschaftliche Zwecke im Kampf gegen Krebs genutzt werden können.

Die Einstellung der gezielten Forschungstätigkeit, die angesichts der gegenwärtigen Lage wegen der mangelnden Zahl von Patienten und Probanden erfolgte, hat bei Gesundheitspolitikern sowohl Bedauern als auch Verständnis gefunden. Die Deutsche Krebshilfe, die der Forschungsarbeit einen hohen Betrag aus Spendengeldern der Bürger zugesagt hatte, werde die freiwerdenden Mittel nun für andere Projekte im Kampf gegen Krebs ausgeben können.

In der Prostatakrebsforschung gibt es nach wie vor keine endgültige Aussage darüber, welche Behandlungsmethode bei Frühformen von Prostatakrebs am erfolgreichsten ist. Es bleibt daher weiterhin der gesundheitspolitische Auftrag herauszufinden, von welcher der vier derzeit praktizierten Methoden Patienten mit einem Prostatakarzinom im frühen Stadium am meisten profitieren. Zur Auswahl stehen für Prostata-Patienten: 1. Die Radikal-Operation (radikale Prostatektomie), 2. Die perkutane Strahlentherapie, 3 Die Brachy-Therapie (dauerhaft in der Prostata platzierte Strahlenquellen) und 4. Die Aktive Überwachung.

 

Positionsbestimmung der Prostata: Die anatomische Darstellung zeigt die Lage der Vorsteherdrüse im männlichen Körper: unter der Harnblase. Durch die Mitte der Prostata verläuft die Harnröhre (Urethra). Aus diesem Grund kann es bei einer krankhaften Vergrößerung der Prostata zu Problemen beim Wasserlassen kommen. Die Deutsche Krebshilfe in Bonn hält aktuelles Informationsmaterial bereit, das kostenlos angefordert werden kann bei www.krebshilfe.de

Foto: Wissenschafts-Archiv/Marco-VG

 

Fazit der Neubewertung übereinstimmend

Die Deutsche Krebshilfe sowie die gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen kamen nach einer erneuten Bewertung des Verlaufs zu dem Fazit: „Das vor dreieinhalb Jahren begonnene Studienprojekt hat die Erwartungen zur Durchführbarkeit, insbesondere der Rekrutierungsrate, die der Entscheidung, die Studie zu fördern, zugrunde lagen, nicht erfüllt." Die Langzeitstudie; die bis 2031 laufen sollte, wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Stöckle (Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg/Saar) und Prof. Dr. Thomas Wiegel (Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Ulm) durchgeführt . Die bisherigen klinischen Ergebnisse bei den Studienpatienten können trotz des Studienabbruchs für wissenschaftliche Zwecke genutzt werden.

 

Forscher, Wissenschaftler und Fachärzte in Deutschland machen 2017 unvermindert weiter mit dem Ziel, Prostata-Patienten nach dem besten Stand der Erkenntnisse zu helfen. Dazu dient in Diagnose und Therapie auch die Neuentwicklung von medizinischen Geräten, die Kliniken zeitnah einsetzt. Die Stiftung Deutsche Krebshilfe hat bekräftigt, die Krebsforschung im Sinne der Krebshilfe-Gründerin Dr. Mildred Scheel mit aller Kraft weiter zu fördern.

Foto: press-pool

 

Bedauern der Förderer und Dank für Solidarität

Die Förderer bedauern in der gemeinsamen Erklärung den Studienabbruch in hohem Maße. Darin heißt es ferner: „Sie halten fest, dass damit eine große Chance nicht genutzt werden konnte, im Interesse der zahlreichen Patienten eine derart wichtige klinische Fragestellung zu klären, die auch unter Berücksichtigung aktueller international publizierter Studiendaten weiterhin unbeantwortet ist."

Den Förderern der Studie waren die Herausforderungen von Anfang an bewusst, insbesondere die Aspekte hohe Teilnehmerzahl und Randomisierung. Dem Studienbeginn war deshalb eine fast zweijährige intensive Vorbereitungsphase vorgeschaltet worden. Das Studienkonzept und -design war seitens der Deutschen Krebshilfe und der Kostenträger abgestimmt worden mit der Deutschen Gesellschaft für Urologie, der Deutschen Gesellschaft für Radiologie, dem Berufsverband Deutscher Urologen, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Krebs-Selbsthilfe-Patientenorganisation „Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe" (BPS). Die Studie und ihr Design fanden zudem die uneingeschränkte Unterstützung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Das Studiendesign der präferenzbasierten Randomisierung war und ist für alle Beteiligten zukunftsweisend: Trotz wissenschaftlich gebotener Randomisierung bleiben dem Patienten Wahlentscheidungen. „Nach dieser intensiven Abstimmung zwischen allen Beteiligten im Vorfeld des Studienbeginns war davon auszugehen, dass PREFERE einen erfolgreichen Verlauf nehmen wird. Wohl wissend um die Herausforderungen, haben wir uns auf diese Allianz verlassen", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Krebshilfe, Gerd Nettekoven.

 

Förderung: Nicht aufgeben--weiter machen.

Trotz des vorzeitigen Studienabbruchs meldeten sich bereits kurz nach Bekanntgabe Stimmen aus den Fachkreisen mit der Forderung, die Deutsche Krebshilfe solle ihre wichtige und vorbildliche Förderung der Krebsforschung im Interesse der Patienten fortsetzen. Zugleich wurde auf neue Erkenntnisse aus der Studie hingewiesen. So habe beispielsweise die Zweitbegutachtung der Gewebeproben das Risiko einer Über- oder Untertherapie für die Betroffenen deutlich verringert. Die in den letzten dreieinhalb Jahren eingeschriebenen Patienten hätten von diesem Vorteil profitiert. Dies gelte ebenso für die strukturierte und neutrale Aufklärung über die vier möglichen Behandlungsoptionen bei Prostatakrebs im frühen Stadium.

Kontakt: Für Fachinformationen über die Prostatakrebs-Studie Prefere bei der www.krebshilfe.de in Deutschland. Zuständig ist die Ärztin Dr. med. Svenja Ludwig. (Leiterin Medizinisch-Wissenschaftliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Telefon: 0228-72990-270. E-Mail: Ludwig@krebshilfe.de

 

(1. Januar 2017)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 233, January 2017