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Maler Ilja Glasunow ist mit 87 Jahren in Moskau gestorben

Verehrt von Präsident Vladimir Putin und befreundet mit Arno Breker

 

Von Parlamentskorrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Eine Autorität als Künstler und russischer Patriot: Ilja Glasunow. Der hochangesehene Maler und Staatskünstler der Sowjetunion und des „neuen Russland" (Russische Föderation) genoss internationales Ansehen. Als Bürger des flächenmäßig größten Staats der Erde war er ein Befürworter eines "Europa, in dem unabhängige Staaten im Interesse aller Bürger des Kontinents friedlich zusammenarbeiten".

© Foto: Kremlin Moscow/Wikipedia

 

 

Moskau/Berlin (bpb) Der russische Maler Ilja Glasunow ist im Alter von 87 Jahren am 9. Juli 2017 in Moskau verstorben. Er war durch seine patriotische Malerei international bekannt und gehörte seit der Ära von Josef Stalin zu den führenden Künstlern der Sowjetunion. Dies war ebenso im jetzigen Nachfolge-Staat „Russische Föderation", durch den das kommunistische System abgelöst wurde. Sein erfolgreiches Wirken unter Josef Stalin hatte ihn weder das russische Volk noch die neue Staatsführung negativ ausgelegt.

Ein völlig gegenteiliges Verhalten ist in Deutschland im Jahr 2017 zu verfolgen, wo einst angesehene Künstler aus der NS-Zeit über 70 Jahre nach Kriegsende von der politischen Führung und dem offiziellen Kunstbetrieb verachtet und damit diffamiert werden. Bis zu seinem Tod wurde Glasunow von dem an Kunst und Kultur interessierten Präsident Wladimir Putin verehrt. Als Verfechter eines „Friedlichen Europas der Völker" verband Glasunow eine Freundschaft mit dem deutsch-französischen Bildhauer Arno Breker (Paris/Berlin).

Zum Tod erklärte die Tochter des Künstlers, Vera Glasunowa: „Mein Vater hat einen Herzstillstand erlitten!" Gasunow war ein „patriotischer Maler" und wurde in allen politischen Perioden von der Staatsführung geschätzt. So hatte er auch stets Verbindung zum Kreml. Präsident Wladimir Putin habe „eine lange Freundschaft mit Glasunow gepflegt", betonte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Er fügte hinzu: „Der Präsident hat Ilja Glasunow immer für einen herausragenden Künstler gehalten!".

 

Eine Hymne zu Ehren Russlands

 

Arno Breker 1987 mit seinem Gast aus Moskau. Er zeigte dem Künstlerfreund Glasunow (rechts) in seinem musealen Park monumentale Figuren aus der sehenswerten „Klassischen Periode" von 1932 bis 1945. Diese unverkennbaren Werke in der Tradition des Kunst-Gianten Michelangelo werden in russischen Kunstakademien seit Jahrzehnen als Unterrichtsvorlagen und Maßstab für Studenten und Studentinnen genutzt.

© Foto: bpb/Marco-VG, Bonn

 

Kulturminister Wladimir Medinski würdigte in Moskau Glasunows Schaffen als "Hymne zur Ehre unserer großen, schönen Heimat". Zu Glasunows zentralen Werken gehört das monumentale Gemälde "Ewiges Russland", auf dem 1000 Jahre russischer Kultur und Geschichte abgebildet werden. Ein Werk zum „Beitrag der sowjetischen Völker für die Weltkultur hängt bei der Unesco in Paris. Auch als Bühnenbildner für das Bolschoi-Theater in Moskau sowie als Porträtmaler war Glasunow anerkannt. Sein malerisches Werk umfasst nach Schätzung von Kunsthistorikern über 3.000 Arbeiten.

Glasunow wurde am 10. Juni 1930 im damaligen Leningrad als Sohn eines Historikers geboren. Seine Eltern starben während der Blockade der Stadt durch die deutsche Wehrmacht (1941-1944). Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er bildende Kunst. Sein großes Interesse an der Geschichte Europas und an dem „Warum und durch wem genau kam es zu der blutigen Konfrontation zwischen Russland und Deutschland im für alle beteiligten verlustreichen Zweiten Weltkrieg" künfte Glasunow frühzeitig Kontakte mit westlichen Zeitzeugen. Dazu gehörte der Bildhauer und Architekt Arno Breker, Staatsbildhauer Nr. 1 von Adolf Hitler. Glasunow wollte nach eigenen Worten autentische Angaben über das Kunstinteresse beider Diktatoren ihrer Zeit.

Glasunow nutzte nach historischen Angaben in Wikipedia seine Privilegien als sowjetischer Staatskünstler im Rahmen der politischen Möglichkeiten der damaligen Zeit, den Kultur-Dialog mit dem Westen und der kommunistischen DDR aufzubauen. Dabei war der Kontakt mit Intellektuellen und Künstlern in Westeuropa diskret zu führen. 1987 reiste Glasunow in Kenntnis von Michail Gorbatschow in die Bundesrepublik, um den Bildhauer Arno Breker zu besuchen. Bei diesem Treffen im Mai fertigte der Gast ein Porträt des um 30 Jahren älteren Bildhauers an. Er interviewte den einstigen deutschen Staatsbildhauer Nr. 1 über seine Erlebnisse mit Josef Stalin, der Breker in der NS-Zeit von Berlin abwerben wollte und es 1945 vergeblich versuchte, Breker nach Moskau zu holen, „so ein neues Staatsatelier auf ihn wartet". Die Begegnung beider Kunst-Giganten verlief nach Angaben von dabei gewesenen Augenzeugen sehr respektvoll, freundschaftlich und in einem offenen Dialog. Beide umarmten sich beim Abschied und Breker sagte zum jüngeren Glasunow: „Mein Bruder in Apollon: alles alles Gute und Gottes Segen für Ihre Heimat!"

 

Gedenken: Russische Trikolore auf halbmast.

In der Bundesrepublik Deutschland hat das „Museum Europäische Kunst" in Noervenich bei Köln (NRW) des russischen Malers Glasunow gedacht und Trauerbeflaggung angeordnet. Ab dem Sterbetag 9. Juli 2017 war die russische Nationalflagge für drei Tage auf Halbmast gesetzt. Die Trikolore in den panslawischen Farben Weiß-Blau-Rot wehte vor dem Museums-Gebäude. In Kondolenzschreiben an russische Künstler und Hinterbliebene des Verstorbenen wurde dazu eingeladen, im Sinne von Glasunow eine deutsch-russische kulturelle Zusammenarbeit in den Dienst der Völkerverständigung und des Friedens zu leisten.

 

(12. August 2017)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 240, August 2017