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Hommage a Wilson Greatbatch: 100 Jahre

Der Erfinder des Herz-Schrittmachers bleibt unvergessen

 

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Der Erfinder und Forscher Dr. Wilson Greatbatch mit Consul B. John Zavrel. Beide verband eine lebenslange Freundschaft. Ihr Zusammenwirken verdankt unter anderem das „Museum of European Art" in Clarence (N.Y.) seine Existenz im Dienste der transatlantischen Kulturarbeit USA-Europa.

© Foto: museum of european art.

 

New York/Berlin (bpb) Er hat unzähligen Millionen Menschen durch seine Erfindung des einpflanzbaren Herz-Schrittmachers das Leben verlängert: Wilson Greatbatch. Bis heute profitieren Tag für Tag Menschen in aller Welt von diesem großartigen technischen Fortschritt de Wissenschaftlers, der am, 6. September 1919 in Buffalow (N.Y.) als Sohn eines aus England stammenden Baunternehmers geboren wurde. Sein 100. Geburtstag im Jahr 2019 ist einmal mehr ‚Anlass, an diesen Ideen reichen und fleißigen US-Bürger zu erinnern.

„Er war ein großartiger Mensch, der bei allen Verdiensten um die Forschung bescheiden und natürlich geblieben war", erinnert sich Clonsul Zavrel heute im Interview. Als junger Student hatte er in seiner tschechischen Heimat den Amerikaner auf einer Europa-Reise kennengelernt. „Ich hatte damals nach dem Zweiten Weltkrieg das Glück, von diesem freundlichen US-Bürger Mr. Greatbatch unterstützt zu werden, als ich in Amerika ein US-Visum für mein Studium anstrebte." Aus dieser entscheidenden Begegnung hat sich ein freundschaftliches Zusammenwirken entwickelt.

In einem Interview mit dem US-Erfinder hatte er dem Autor dieses Jubiläums-Beitrags vor vielen Jahren seine Verbundenheit zu Europa dargelegt. Er machte deutlich, dass er jeden Krieg und Streit mit der „alten Heimatregion Europa" ablehne. Jedoch habe er in seiner Jugend als Kriegsgegner gegen das Deutsche Reich und dessen Verbündeten zu kämpfen, aus nationaler Pflicht absolviert. „Umso lieber habe ich nach Kriegsende den Dialog mit den Zivilisten gepflegt. Die Vernunft und die gemeinsamen Ideale bringen uns doch weiter!", sagte er. „Und so habe ich auch John (Zavrel) kennengelernt. Daraus ist bis heute eine respektvolle , gute Art von Vater-Sohn Freundschaft geworden."

 

Über 300 Erfindungen angemeldet

Wilson Greatbatch starb am  27. September 2011. In den 92 Jahren seines wechselhaften Lebens hatte er als Erfinder um 325 US-amerikanische Patent angemeldet. Die bekannteste Erfindung ist nicht nur der implantierbaren Herzschrittmacher, sondern die unverzichtbar dazu gehörende korrosionsfreie  Lithiumbatterie. Durch diese Erfindungen wurde aus heutiger Sicht nach Überwindung der einst unmöglich erscheinenden Problemlösung die Einpflanzung von Herzschrittmachern unter Lokal-Anästhesie weitgehend zu einer Routineoperation, wird gesagt. Doch so einfach ist es nicht, wie sich der Laie das vorstellt! Bis in die letzten Tage seines Lebens war Greatbatch mit Ideen befasst, deren Realisation den Menschen ebenfalls dienen sollten.

 

Karriere begann als Seefunker

Die Erfinder-Karriere begann für Greatbatch während des  Zweiten Weltkrieges in der US Navy, in der er elektronische Bauteile auf einem  Zerstörer reparierte sowie als Seefunker auf Begleitzügen nach Island eingesetzt wurde. Später unterrichtete er an einer Radarschule sowie zuletzt als Schütze bei Bombereinsätzen. Nach dem Krieg arbeitete er ein Jahr lang als Telefon monteur, ehe er ein Studium im Fach Elektro-Ingenieurwesen an der Cornell University begann. Zur Finanzierung dieses Studiums arbeitete der dreifache Familienvater beim Rundfunksender sowie als Elektromonteur am Radioteleskop der Universität.

Nachdem er einen Master of Science im Elektroingenieurwesen (M.Sc. Electronical Engineering) erworben hatte, wurde er Manager der Elektronikabteilung der Taber Instrument Corporation in Buffalo. Gleichzeitig gründete er sein eigenes Geschäft, als das Unternehmen kein Interesse an seinem Schrittmacher hatte.

Greatbatch wird das Lob als „Erfinder" des Herzschrittmachers oft geneidet, da andere vor ihm ebenfalls dieses Problem als Thema ihrer Forschung gewählt hatten. Der Erfolg war jedoch dann unbestreitbar, als ihm der Sprung von der Theorie eines unhandlichen Großapparates als Schrittmacher zu einem „handlichen Kleinmodell im Format einer Streichholzschachtel" gelang. Bald darauf wurde von ihm auch die richtige Batterie als wichtige Energiequelle entwickelt. Das Ergebnis war perfekt!

 

 

Portrait Wilson Greatbatch by Peter Hohberger

 

Kunst, Kultur und Volkstum

In all den Höhen und Tiefen des Lebens blieb Greatbatch ein Mensch mit Sinn für die Kunst, Kultur und Traditionen des Volkstums. Seine Ehefrau Eleanor, mit der er drei Kinder hatte, stand im stets treu zur Seite. Und in den letzten Jahrzehnten schloss sich auch der Kreis der Zusammenarbeit mit dem Diplomaten, Verleger und Autor B. John Zavrel. Er erwarb von Greatbatch ein Grundstück, um darauf das erste „US-Museum of European Art" in Clarence (Region Buffalo) zu errichten. Es ist auf der Hauptverbindungsstraße New York City über Buffalo zu den Niagarafällen in Kanada zu erreichen.

Angegliedert ist dem Museum ein „Alexander Garden" als Frei-Ausstellung für Kunstobjekte. Die Gesamteinrichtung dient als Kommunikations-Punkt für den transatlantischen Dialog über Kultur und Bürgergesellschaft. Wilson Greatbatch war viele Jahre auch „Grandmaster" (Großmeister) des „Alexander-Ordens pour le Merite für Kunst und Wissenschaft". In dieser Eigenschaft war er Nachfolger des französischen Schriftstellers Roger Peyrefitte (Paris). „Dass Wilson Greatbatch im Laufe seines Lebens mit zahlreichen weiteren Ehren bedacht wurde, war nicht auszuschließen", sagt Consul Zavrel. „Wichtig ist uns weiterhin, dieser großartigen und bescheidenen Persönlichkeit zu gedenken als Vorbild für eine freie und verantwortungsvolle Gegenwart und Zukunft. Diese Hommage zum 100. Geburtstag ist ein guter Anlass!"

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 248, October 2019