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Dietmar Friton: Brandenburger Tor Berlin als Welt-Symbol

Bauwerk mit Ronald Reagan historisch untrennbar verbunden

 

Von Korrespondent B. John Zavrel

 

Das „Brandenburger Tor" in Berlin: ein Ort der deutschen, der europäischen und der Weltgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Es hat Revolutionen, Kriege und Friedensperioden erlebt. Das Bauwerk ist eines der in der Welt bekanntesten Foto-Motive aus Deutschland.

© Foto: Dietmar Friton / Museum Europäische Kunst/Marco-VG.

 

 

Berlin (bpb) Das Brandenburger Tor in Berlin ist ein weltbekanntes Bauwerk, das mit der Europäischen Geschichte und dem 1945 beendeten Zweiten Weltkrieg eng verbunden bleibt. Ein besonderes Ereignis ist im Buch der Geschichte unauslöschbar: Die mutige Rede des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan am Baudenkmal an der kommunistischen Sektoren-Grenze in der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin mit dem lautstarken Appell an den Führer der Sowjetunion.

Am 12. Juni 1987 hielt Reagan von einem Holzgerüst, vor den Sperranlagen der Berliner Mauer am Brandenburger Tor eine Rede, in der er Gorbatschow aufforderte, die Mauer niederzureißen. Er appellierte wörtlich: „Come here to this gate! Mr. Gorbachev! open this gate!  Mr. Gorbachev, tear down this wall." Die Rede wurde ein wichtiger moralischer Beitrag gegen die Teilung Deutschlands in Ost und West.

In Würdigung dieser erfolgreichen Aktion und der deutsch-amerikanischen Freundschaft in der Amtszeit des bei den deutschen Bürgern sehr beliebten republikanischen Präsidenten Reagan und seiner Ehefrau Nancy Reagan hat das Museum Europäische Kunst im Bundesland Nordrhein-Westfahlen (NRW) ein meisterliches Foto-Dokument des Star-Fotografen Dietmar Friton (Berlin) in die Sammlung von künstlerisch wertvoller Fotomotiven aufgenommen. Die Anregung gab der Museums-Gründer Joe F. Bodenstein, der als Parlamentskorrespondent der Associated Press (AP New York) in Bonn und Berlin wirkte. Er kannte sowohl Präsident Reagan und den deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl als auch den sowjetischen Leader Gorbatschow persönlich.

 

Interesse für Baukultur und Geschichte

Dietmar Friton hat als ein Meister der Fotokunst ein breites berufliches Interessenfeld: von der Porträt-Fotografie und Körper-Landschaft der Akt-Fotografie über Industrie- und Wirtschafts-Architektur bis zum aktuellen Zeitgeschehen, einschließlich Reportagen mit Prominente aus Politik, Gesellschaft und Intellektuellen. Auf die Frage, warum er das Bandenburger Tor „als Kunstwerk porträtierte" erklärte Friton in Berlin: „Das Brandenburger Tor ist ein frühklassizistisches Baudenkmal mit großer geschichtlicher Prägung und von zeitloser Schönheit. Ich liebe auch die krönende Skulptur der Quadriga, ein Werk nach dem Entwurf des Bildhauers  Johann Gottfried Schadow. In der Formensprache stellt es die Hinwendung vom römischen zum griechischen Vorbild dar." Die monumentale Bronze zeigt die Siegesgöttin Viktoria, die auf einem Vierergespann  den Frieden in die Stadt bringt. .Zur zeitgenössischen Bedeutung fügt Friton hinzu: „Heute wird das Tor vor allem als ein Symbol des freiheitlich demokratisch wieder vereinigten Deutschlands angesehen. Mit seiner majestätischen Schönheit übt es eine ungeheure Anziehungskraft auf Besucher und Fotografen wie mich aus." Architektur habe ihn „schon immer interessiert".

 

Viel vernichtet und Neues hinzugekommen

Durch die Bombardierungen im Zweien Weltkrieg und den Endkampf der Alliierten um Berlin sind wie in jedem Waffenkonflikt wertvolle Baudenkmäler vernichtet worden. Zugleich brachte der Wiederaufbau nach 1945 auf der einstigen Prachtstraße „Unter den Linden" und um das Brandenburger Tor neue Architekturen zur Geltung. Ein auffallender Bau ist die Russische Botschaft, die nach 1945 als Sowjetische Botschaft neu gebaut worden war sowie das im klassischen Stil wieder errichtete „Hotel Adlon" und das Reichstag-Gebäude, in dem das deutsche Parlament tagt.

Die neuen „Staatsgebäude" wie die Britische Botschaft, die US-Botschaft und das Bundeskanzleramt sind moderne Bauten aus Zement, Glas und Stahl, die von Touristen weniger beachtet werden. Ein Blickfang ist dagegen das „sowjetische Ehrenmal" im Schatten des Reichstags, das von einer acht Meter hohen Bronzefigur „Sowjetischer Soldat" bekrönt ist. Die Statue eines uniformierten Rotarmisten mit Gewehr hat der sowjetische Staats-Bildhauer Lew Kerbel (1917 bis 2003) gestaltet, der einer jüdischen Familie aus der Ukraine entstammte. Er gehörte zu den höchstdekorierten Künstlern der kommunistischen Sowjetunion. Das Monument konnte gegossen werden durch Einschmelzung von Bronzefiguren, die Rotarmisten nach ihrem Sieg 1945 in der verlassenen Neuen Reichskanzlei von Adolf Hitler erbeutet hatten.

 

Holocaust-Mahnmal als Kontrast

Einen Kontrast zum Denkmal für die „Helden der Sowjetunion" bildet das Holocaust-Mahnmal, das an die neue US-Botschaft grenzt. Die wellenförmige Anlage besteht aus 2.711 Stelen auf einer Gesamtfläche von rund 19.000 Quadratmeter. Es kann von jeder Seite betreten werden. Zur Gedenkstätte gehört eine Dokumentations-Ausstellung über die Verfolgung und Vernichtung von Juden. Mit seiner abstrakten Form soll das Mahnmal nach Angaben der Initiatoren zum Nachdenken anregen.

Bereits im Juni 1999 beschloss der Deutsche Bundestag, das "Denkmal in Nähe des Brandenburger Tors zu errichten. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde das Mahnmal am 10. Mai 2005 feierlich eröffnet. so wie es der Entwurf des New Yorker Architekten Peter Eisenman vorsah. Das Denkmal ist heute die zentrale Holocaust-Gedenkstätte in Deutschland.

 

(24. Juli 2019)

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 248, May 2019