Der Poet an seinem Schreibtisch: Lajos Tar aus Ungarn. Das Multitalent ist außerdem Komponist, Gittarist und Arrangeur.
© Foto Marco Bodenstein
Budapest/Berlin (bpb) Der ungarische Komponist und Dichter Lajos Tar hat eine Eloge auf den Bildhauer Arno Breker (1900 bis 1991) geschrieben. Die Verse von geheimnisvoller Poesie beschreiben auch das schicksalsvolle Leben und Wirken des Künstlers, der als der bedeutendste Bildhauer der klassischen Tradition im 20. Jahrhundert verehrt wird. Die deutsche Übersetzung hat folgenden Wortlaut:
Des Meeres Mähne wagte die Insel nur mit ihren Füßen zu streicheln.
Sie spürte, dass es bald zu Ende geht.
Die gelbe Axt des Mondes spaltete ihre Tage immer kürzer.
Nachts, als der priestergewandete Busch
Still vor sich her weinte
Umarmte er zum letzten Mal mit seinen Zweifingern
Die zum Sterben bereiten Grashalme.
Armes Stück Erde !
Blaufüßige Wellen marschierten über deine zarte Brust,
der Ocean würgte mit blauem Gürtel deinen Hals.
Deine sieben Felsenköpfe
Rollten über den zitternden Sand hinweg
Und die Knechtwinde schrieen
Und die Knechtwinde schrieen
Dann . war alles vorbei
Du widersprichst den Fern . Nicht mehr
Mit einem blauen Netz hat man dich in die blaue Zelle gesperrt
Mit Schuppen benietete Fische besuchen dich nur noch
Und die Zeit, die dich betrogen hat
Ist in den Himmel entschwunden
© PROMETHEUS 111/2006
PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 111, SEPTEMBER 2006