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Künstler des Monats: Gustav Zindel

Von Joe F. Bodenstein

 

Gustav Zindel an der Staffelei in seinem Atelier in der Zindel-Baute in Rodenau im Jahr 1935.

© Zindel-Archive, Marco-VG, Bonn

 

New York / Berlin. Das US-Museum of European Art ehrt den sudetendeutschen Maler Gustav Zindel (1883-1959) als Künstler des Monats Oktober 2006. Das Museums-Komitee entspricht damit einem Vorschlag von Konsul B. John Zavrel, dem Leiter des Museums und Direktor für internationale Angelegenheiten der Europäischen Kultur Stiftung Berlin. „Wir ehren diesen Künstler als eine Persönlichkeit, die stets die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Tschechen gefördert hat.", sagte Zavrel. Das sei nicht immer leicht gewesen zwischen 1933 und 1945 und im folgenden Kalten Krieg.

Geboren als Sudentendeutscher in Rodenau wurde Zindel auch Opfer der politischen Verhältnisse im 20. Jahrhundert. Mit Kriegsende und dem Beginn der Vertreibung von Millionen Deutschen aus der angestammten Heimat in der Tschechoslowakei verlor Zindel mit Ehefrau Maria und sechs Kindern die Heimat im Erzgebirge. Im Alter von 63 Jahren wurde der Künstler von den Tschechen zur Zwangsarbeit auf Bauernhöfen gezwungen. Ebenso ging es seiner Frau und den jugendlichen Kindern. Sie arbeiteten unter anderem in Olesna und in Pomeisl (Landkreis Podersam). 1948 wurde die Familie nach Bömisch-Wiesenthal umgesiedelt, da sein Sohn Hans für den berüchtigten Uranbergbau in Joachimsthal verpflichtet wurde. Die Grabstätte Zindels liegt heute in Bömisch-Wiesenthal.

 

 

Gustav Zindel: Die Eltern segnen das Brautpaar vor dem Kirchgang. Aquarell 1930. Das Bild zeigt Volkstrachten des ehemaligen Elbogner Kreises um 1840 bis 1860.

© Zindel-Archive, Marco-VG, Bonn.

 

Selbst in den Zeitengrößter Not und politischer Unterdrückung blieb Zindel mit seiner Malerei dem Volks- und Brauchtum verpflichtet. So entstanden im Lauf seines Schaffens bunte Bilder vom Leben auf dem Lande, Landschaften und Menschen. Die Skizzen zu Geburtstags- und Jubiläumskarten, die Einladungen zu Festveranstaltungen und die Postkarten erinnern an eine Zeit, in der sich der Künstler mit kleinen Aufträgen über Wasser halten konnte.

 

 

Gustav Zindel: Egerländer Begräbnis um 1850 bis 1860. Aquarell 1916.

© Zindel-Archiv, Marco-VG, www.europaeische-kultur-stiftung.org

 

Zindels Bilder vom Volksleben erinnern an die so genannte „gute alte Zeit", in der Deutsche und Tschechen friedlich nebeneinander und miteinander lebten. Aus den Darstellungen wird auch erkenntlich, dass beide Volksstämme viele gemeinsam hatten in ihrer Legensart, in den Trachten, in Musik und der Esskultur. So bleibt Zindel nicht nur als ein wichtiger sudetendeutscher Maler aus dem Erzgebirge in Erinnerung, sondern auch als Mensch, der trotz Demütigung, Verzicht und Opfer in einer politisch schweren Zeit nach 1945 das Miteinander von Deutschen und Tschechen vorbildlich gelebt hat.

 

 

© PROMETHEUS 112/2006

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 112, October 2006