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Arno Breker im Deutschen Historischen Museum Berlin

Deutschland, USA, Italien und Russland sitzen in einem Boot

 

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Johann Wolfgang von Goethe widmete dem mythologischen Prometheus eine Hymne. Arno Breker schuf die Bronze Prometheus, mit der Feuer und somit das Licht bringenden Fackel.

Das Deutsche Historische Museum DHM in Berlin zeigt die überlebensgroße Plastik, ein Meisterwerk der europäischen Bildhauerkunst des XX. Jahrhunderts.

Foto DHM, © AB-Archiv, Marco-VG

 

Berlin (bpb) Die Bronze Prometheus von Arno Breker ist eines der Glanzstücke der Ausstellung „Kunst und Propaganda im Streit der Nationen 1930-1945" im Deutschen Historischen Museum Berlin. In dieser Ausstellung wird am Beispiel der Staaten Deutschland, Italien, Sowjetunion und den USA verdeutlicht, dass die Nutzung von Kunst und Kultur grenzübergreifend auch als Mittel der politischen Information eingesetzt wurde und somit zur so genannten Propaganda.

Im 20. Jahrhundert stand das demokratische Amerika der kommunistischen Sowjetunion nicht nach. Die Staaten Deutschland und Italien unter dem Nationalsozialisten Adolf Hitler und dem Faschisten Benito Mussolini waren sogar führend in der Förderung und Nutzung begabter Künstler der klassischen Tradition. Einen interessanten Einblick gibt die Ausstellung, die im Pei-Bau Berlin bis 29. April 2007 zu sehen ist. Ein umfassender Katalog informiert alle, die nicht nach Berlin kommen können. ( www.dhm.de )

Die Kuratoren Dr. Hans-Jörg Czech und Dr. Nikola Doll haben sich bei dem Projekt weitgehend von Sachlichkeit und Fakten leiten lassen. Jedoch mochten auch Sie auf den Unterton der „Abscheu und Empörung" nicht ganz verzichten. So entzogen sich beide dem Verdacht von Kritikern, etwas beschönigen zu wollen. In einer Erläuterung des Konzepts erinnerten die Kuratoren: „In vielen Ausstellungen zu den bildenden Künsten in den 1930/40er Jahren wurden Tendenzen der Moderne zum Thema gemacht. Die zeitgleich entstandenen Werke mit Bezügen zur Staats- und Kriegspropaganda fanden nur wenig Beachtung oder wurden gänzlich ignoriert. Zu Tausenden lagern insbesondere diese Kunstobjekte in den Depots von Museen und Sammlungen. Als Relikte einer Problem beladenen, von brutalen Diktaturen geprägten Epoche sind sie Teil unseres historischen Erbes und konservieren die politische Ikonographie einer ganzen Epoche."

Um mehr Licht in das Dunkel von Unterstellungen und Verdächtigungen zu bringen, hat das Deutsche Historische Museum rund 400 Exponate mit politisch-propagandistischer Symbolik aus dem Bereich der bildenden und angewandten Künste zusammengestellt. Die führenden Staaten des zweiten Weltkrieges stehen dabei im Mittelpunkt: Italien, Sowjetunion, Deutschland und USA . Kurator Czech erklärte: „Ziel ist es, Gemeinsamkeiten aber auch klare Unterschiede in den jeweils verwendeten Bildformeln aufzuzeigen und diese in ihrer Abhängigkeit von den jeweils zugrunde liegenden weltanschaulichen Konzepten offen zu legen. Im Ergebnis entsteht ein repräsentativer Überblick über die zentralen Motive und Inhalte der zeitgenössischen bildlichen Argumentationsstrategien. Zugleich können für den Betrachtungszeitraum Art und Umfang der differierenden staatlichen Einflussnahme auf die Künste in den vier Nationen nachgezeichnet werden."

 

Private Leihgeber verweigern Kunsthistorikern Exponate

Das DHM mit Geschäftsführer: Dr. Hans Ottomeyer kann mit dem positiven Echo auf die interessante Ausstellung voll zufrieden sein. Dabei war es für das Museum sicher nicht einfach, die Exponate zusammenzutragen. Private Leihgeber und Erben der Künstler verweigern nämlich weitgehend deutschen Kunsthistorikern Leihgabe. Der Grund ist: schlechte Erfahrungen mit Ausstellungsmachern. In Deutschland werden Künstler, die während der NS-Zeit öffentliches Interesse fanden, seit über 60 Jahren als Handlanger und Unterstützer des damaligen Regimes diffamiert.

Bereits im Vorfeld hatte die Museumsleitung auch das Museum Arno Breker wegen Leihgaben angeschrieben und das Projekt dargelegt. In die Ausstellung sind dann zwei Exponate eingeflossen: Die Bronze Prometheus (wie sie vor dem www.museum-arno-breker.org ) im Schloss Nörvenich steht) sowie das Relief „Kameraden" in einer kleinen Fassung aus der klassischen Periode.

Durch die Kombination von Bildwerken der NS-Kunst aus DHM-Beständen sowie Objekten vor allem der Wolfsonian-Sammlungen in Miami Beach und Genua, sollte es im Rahmen „Kunst und Propaganda" möglich sein, die Diskussion zur politischen Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um neue Bildbeispiele zu erweitern und mit neuen Impulsen zu versehen. So werden erstmals neben der Staatspropaganda Deutschlands, Italiens und Russlands auch die US-Bildwerke aus dem Zusammenhang des „New Deal" (1933-1937) thematisiert. Das Staatsprogramm wurde damals unter der Regierung von US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882-1945) zur aktiven Überwindung der wirtschaftlichen und politischen Folgen der Großen Depression in Nordamerika entwickelt. (1003.07)

 

 

© PROMETHEUS 118/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 118, April 2007