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Politshow in Warschau: Bundeskanzlerin Angela Merkel bei Polens Präsidenten Lech Kaczynski.

Schwierige Reise der deutschen Regierungschefin nach Warschau

 

Von B. John Zavrel

 

Politshow in Warschau: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit froher Mine bei Polens Präsidenten Lech Kaczynski. Deutsche meinten, die Kanzlerin habe in Polen nichts zu lachen gehabt.

© Foto Press-Pool.

 

 

Warschau/Berlin (bpb) Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Mitte März 2007 erneut eine Goodwill-Reise nach Polen gemacht. Diese Reise sollte die Versöhnungsbemühungen fortsetzen. Die Beziehungen sind nicht nur durch die brutale Vertreibung Deutscher aus Ostgebieten wie Schlesien seit 1945 belastet. Auch die immer wieder polemischen Töne und die Hetze rechtskonservativer Polen gegen Deutschland sind ein Störfaktur.

Ähnliche Probleme beklagen politischer Beobachter zwischen Deutschland und Tschechien. Aus der damaligen Tschechei wurden nicht nur die Juden durch die Nazis vertrieben, sondern bei Kriegsende Millionen Sudetendeutsche aus ihrer angestammten Heimat von den Nationaltschechen rechtlos von Haus und Hof gejagt, viele getötet.

In der Warschauer Universität wollte Bundeskanzlerin Merkel durch die Darlegung historischer Tatsachen die Aussöhnung der neuen Generationen in beiden Ländern fördern. Zu dieser Rede erklärte die Präsidenten des Bundes der Vertriebenen, die CDU-Politikerin Erika Steinbach in Berlin: „Bundeskanzlerin Merkel hat in Warschau Solidarität mit dem Schicksal der deutschen Vertriebenen gezeigt. Sie hat in deutlichen Worten ausgeführt: „Als deutsche Bundeskanzlerin verstehe und unterstütze ich, dass die Deutschen, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit Flucht und Vertreibung aus ihrer Heimat selbst Leid ertragen mussten, ihres Schicksals würdevoll gedenken können."

Steinbach begrüßte die klaren Worte. „Mit ihrem Plädoyer hat sich die Bundeskanzlerin an die Seite der Vertriebenen gestellt. Ihre Aussage, dass es keine Umdeutung der Geschichte durch Deutschland gibt und auch nicht geben kann, unterstütze ich voll und ganz. Aus diesem Geist heraus hat der Bund der Vertriebenen im September 2000 die gemeinnützige Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN gegründet. Unsere Stiftung verfolgt seit ihrer Gründung das Ziel, den Deutschen und allen europäischen Vertriebenen im geschichtlichen Kontext das Gedenken an ihre Opfer zu ermöglichen und Vertreibungen als Mittel von Politik zu ächten."

 

Bundesregierung hat Reise schön geredet

Die Bundesregierung selbst hat in Deutschland diese Offenheit der Regierungschefin nicht herausgestellt. Die schlechte Atmosphäre in Warschau beschönigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm nach Rückkehr: Der Besuch habe zur Verbesserung des Klimas zwischen den beiden Ländern beigetragen. Solche inhaltslosen Formulierungen werden seit Jahren vorgetragen, ohne dass sich das durch polnische Politiker vergiftete Verhältnis bessert.

Die Bundesregierung räumte lediglich ein, dass Kanzlerin Merkel mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczy_ski „schwierige Themen" besprochen habe. Es ging um den europäischen Verfassungsvertrag, das geplante US-Raketenabwehrsystem auf polnischem Boden sowie die Ostsee-Pipeline. Es ging ihr wieder einmal mehr um Vertrauen der Polen in ihren westlichen Nachbarn.

Diesem Bemühen diente auch die Reise von Warschau weiter zur Ostsee-Halbinsel Hela in die Sommerresidenz des Präsidenten. Der Ehemann der Bundeskanzlerin, Joachim Sauer, den in Deutschland kaum jemand öffentlich wahrnimmt, war dabei. Die Runde der Ehepaare wurde in der Sommerresidenz durch die Präsidentengattin Frau Maria Kaczy_ska ergänzt.

Im deutschen Fernsehen wurde über die Reise gewitzelt. Auf den Hinweis, dass Frau Merkel so traurig und bedrückt aussah, meinte ein TV-Moderator, sie sei sicher heilfroh gewesen, dass sie lebend aus Polen zurückkam.

 

 

© PROMETHEUS 118/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 118, April 2007