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Solomon Morel ist tot: Seine Taten bleiben ungesühnt

Von Erika Steinbach

 

 

Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV), ist eine sehr populäre deutsche Politikerin. Sie sagt: „Die Wahrheit bei der historischen Aufarbeitung in Europa ist eine wichtige Voraussetzung für die Versöhnung der Menschen."

© Foto Bodenstein, Marco-VG, Bonn

 

Berlin/Warschau (bpb) Die deutsche CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach ist zugleich Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV). Zum Tod von Solomon Morel in Israel, erinnert die Politikerin erneut daran, dass Morel von März-November 1945 Kommandant des berüchtigten polnischen Konzentrationslagers ZGODA im oberschlesischen Schwientochlowitz war. Dort sind nach Angaben des BdV und der Ermittlungsbehörden in wenigen Monaten rund 1.500 deutsche Zivilisten umgekommen.

BdV-Präsidentin Erika Steinbach schreibt: „Am 14. Februar starb in Tel-Aviv Solomon Morel, den Zeitgenossen von 1945 als Henker von Schwientochlowitz in schrecklicher Erinnerung haben. Der 1919 in der Nähe von Lublin geborene Morel gehörte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zusammen mit seinem Bruder einer kriminellen Bande an, die erst 1942 von der kommunistischen Untergrund-„Volksarmee" (AL) ausgehoben wurde, der sich Morel auch umgehend anschloss, um der Bestrafung zu entgehen.

Anfang 1945 wurde er in den von den Sowjets aufgestellten kommunistischen polnischen Geheimdienst übernommen und trat wenig später die Leitung des berüchtigten Lagers „Zgoda" in Oberschlesien an, in dem innerhalb weniger Monate über 6.000 Insassen--überwiegend deutsche Oberschlesier, aber auch antikommunistische Polen--gequält und zu einem Viertel umgebracht wurden oder wegen katastrophaler hygienischer Verhältnisse Seuchen zum Opfer fielen. Auch danach verblieb Morel in den Diensten des polnischen kommunistischen Geheimdienstes.

Erst zu Beginn der 1990er Jahre begannen in Polen staatsanwaltliche Ermittlungen gegen Morel, die 1996 zur Anklageerhebung führten. Das „Institut für Nationales Gedenken"(IPN) erstellte später einen umfangreichen Bericht zu seinen Untaten, doch hatte Morel sich schon vorher zu Verwandten nach Israel abgesetzt. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit führten 1998 und abermals 2004 zu polnischen Auslieferungsbegehren an Israel, die aber beide wegen angeblicher „Verjährung" abgewiesen wurden.

Somit ist der vielfache Mörder und Verbrecher einer irdischen Gerechtigkeit entzogen geblieben. Worte des Bedauerns waren von ihm nie zu hören. Somit wird er sich nun vor einem anderen Richter zu verantworten haben."

 

 

© PROMETHEUS 118/2007

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 118, April 2007