Home | Prometheus Nr. 158 | Alexander Order


Der Dalai Lama von Tibet wurde 75 Jahre

Präsident Barack Obama empfing den Friedensnobelpreisträger im Weißen Haus

Von B. John Zavrel

 

 

 

Obama and H.H. the Dalai Lama in Washington.

 

 

Washington/Berlin/ New Delhi (bpb) Der Dalai Lama beging am 6. Juli 2010 seinen 75. Geburtstag. Es gab weltweit Ehrungen und Gedenkstunden für den Friedensnobelpreisträger. Millionen Menschen in der Welt erklärten sich erneut solidarisch mit dem im Exil in Indien lebenden geistlichen Oberhaupt des seit 1959 von China besetzten Tibet.

US-Präsident Barack Obama hatte nach längerem Zögern den Dalai Lama erst im Februar 2010 im Weißen Haus in Washington empfangen. Das „vertrauliche Gespräch" fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wurde als „privates Treffen" deklariert. Wie stets bei solchen Anlässen folgten wütende Proteste der Regierung in Peking.

Nach eigenen Worten des Dalai Lama hat er mit dem US-Präsidenten über die „Förderung von Frieden, menschlichen Werten und religiöser Harmonie" gesprochen. Barack Obama habe ihm seine Unterstützung für die Wahrung von Kultur und Menschenrechten in Tibet zugesichert.

Über Jahrzehnte hinweg hatten es Politiker in Westeuropa und Amerika aus Furcht vor politischen Maßnahmen Chinas abgelehnt, den Religionsführer zu empfangen. Im Ostblock hatte er keinerlei Chancen. Inzwischen sind Begegnungen mit dem Dalai Lama fast Normalität geworden. Der offensichtlich nur in China umstrittene Mann mit Erfahrungen mit westlicher sowie christlich-abendländischer Kultur ist ein populäres „Markenzeichen" geworden.

 

Solidarität mit Tibet auch in Europa

Solidarität mit Tibet gab es zum Geburtstag auch erneut in westlichen Staaten der EU. Im Rahmen der weltweiten Ehrungen für das im Exil lebende religiöse Oberhaupt der Tibeter fand in Deutschland im Museum Europäische Kunst auf Schloss Nörvenich (Kreis Düren, NRW) ein Zeremoniell vor dem Bronze-Bildnis des Dalai Lama statt. Gedacht wurde u.a. des unermüdlichen Wirkens des Dalai Lama für Freiheit und Unabhängigkeit des vom kommunistischen China seit Jahrzehnten militärisch „besetzten" Tibet.

 

 

 

Der Dalai Lama". Bronze-Büste von Peter Hohberger. Am Geburtstag war dieses überlebensgroße Porträt mit einem „Hada" geschmückt. Es ist ein weißer Begrüßungsschal, den der Dalai Lama überreicht. Er symbolisiert das „reine Herz des Gebers", Gunst und Mitgefühl. Schloss-Besucher sowie an der Weisheit im Buddhismus interessierte Erwachsene und Jugendliche legten Blumen vor dem Dalai-Lama-Porträt als Geburtstagsgruß nieder.

Foto: bpb-press

 

Die Überlebensgroße Bronze-Büste hat der deutsche Bildhauer Peter Hohberger geschaffen. Das Werk entstand nach speziellen Fotografien, die der AP-Korrespondent Joe F. Bodenstein vor vielen Jahren vom Dalai Lama (ohne Brille) in Dharamsala (im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh) gemacht hat. „His Holiness" hatte die Fotos und die Büste autorisiert. Das Werk gehört zu der Museums-Sammlung „Schatz des Dalai Lama", die unter anderem religiöse Figuren des Buddhismus und des Hinduismus umfasst.

Hinzu kommt als weiteres Kunstwerk eine kleinere Büste (Ara-Marmor und Bronze) des Friedensnobelpreisträgers. Eine besondere „Reliquie" ist aber ein Original-Handabdruck des Dalai Lama. Dieses wertvolle Artefakt ist auch als Lithographie für die mit dem Buddhismus verbundenen Menschen als "Museums-Edition" in einer streng limitierten Auflage erschienen. Die Grafik steht für den Freundeskreis des Museums zur Verfügung. (E-Mail:marco-vg@gmx.de)

 

Vom Gott-König zum Pilger-Mönch

Der Dalai Lama (geb. am 6. Juli 1935) ist 1959 durch Flucht aus dem Potala-Palast in Lhasa/Tibet den chinesischen Machthabern entkommen. Um den damals 24jährigen „Gott-König" hatte sich im Gastland Indien eine Exil-Regierung gebildet. Sie wird jedoch bis heute von der Staatengemeinschaft nicht offiziell anerkannt. Man wolle es sich nicht mit der „Weltwirtschaftsmacht China" verderben, lautet ein Argument.

„Größte Bewunderung und Achtung" genießt der Einsatz des Dalai Lama für Gerechtigkeit und Frieden in der Bevölkerung zahlreicher demokratischer Länder. Die höchste Auszeichnung hat er mit dem Friedens-Nobelpreis erhalten. Seit über 50 Jahre lebt der Dalai Lama jedoch im Ausland. Schon frühzeitig hatte er seine „Pilgerreisen in den Westen" unternommen und dabei vor allem mit Päpsten in Rom sowie der katholischen Kirche allgemein den Dialog über Humanität geführt.

 

SPD und Grüne brachen in Deutschland das Eis

In der Bundesrepublik Deutschland hatte sich die Politik seit dem SPD-Bundespräsidenten Gustav Heinemann der Tibet-Frage mehr und mehr geöffnet. Das deutsche Staatsoberhaupt hatte damals seine Tochter, die Theologin Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann, zur Übermittlung von Grüßen an den Religionsführer bei einem seiner ersten Besuche in Deutschland beauftragt. Dies war ein wichtiger Schritt für die Tibeter zu der heute vor allem in der Bundesrepublik treuen Bürgerbewegung, die den Dalai Lama und das „freie Tibet" unterstützen.

Pionierarbeit für Tibet leisteten vor Jahren auch führende Mitglieder der Partei „Die Grünen" mit Petra Kelly. Sie machte sogar demonstrative Aktionen in Peking. Prominente Politiker von FDP und SPD engagierten sich ebenfalls nach dem Motto: „Menschenrechte sind Menschenrechte. Sie müssen für alle und überall gelten.".

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gehört nun ebenfalls zu den Politikern, die bisher Mut zu Begegnungen mit dem Friedensnobelpreisträger Dalai Lama zeigten. Sie hatte den tibetischen Religionsführer im Bundeskanzleramt in Berlin empfangen.

 

 

Copyright 2010 PROMETHEUS

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 158, August 2010