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„Sterben dort, wo man zuhause ist" möchten die meisten Menschen

Deutsche Krebshilfe (German Cancer Aid) leistet vorbildliche Arbeit

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Stark für das Leben. Gemeinsam gegen Krebs" ist ein Motto der Deutschen Krebshilfe. Die größte Bürgerinitiative gegen den Krebs finanziert ihre vielseitigen Projekte zum Wohle der Betroffenen Menschen aus freiwilligen Spenden der Bürger.

Foto: dkh/marco, Bonn

 

Berlin/Bonn (bpb) Die meisten Menschen wollen nach einer aktuellen Erhebung 2010 „dort sterben, wo man zuhause ist". Dies ist das Ergebnis einer Studie zur ambulanten Hospiz-Arbeit, die von Deutsche Krebshilfe (German Cancer Aid) mit 145.000 Euro gefördert wurde. Wissenschaftler der Universität Augsburg haben in Kooperation mit dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) Erkenntnis gewonnen, die in die künftige Arbeit einfließen werden.

Aus den USA kommen ähnliche Erkenntnisse, obwohl in diesem Land eine andere Kultur im Umgang mit alten, kranken und sterbenden Menschen herrscht. Der frühere US-Präsident Ronald Reagan hatte die letzten Jahre seines Lebens trotz schwerer Krankheit in seinem Privathaus verbracht. Seine Ehefrau Nancy Reagan war (mit Beistand von Ärzten) eine geduldige „Pflegerin".

In den westlichen Industrieländern wird nach Angaben von Beobachtern der Trend sichtbar, alte Menschen in Heime „abzuschieben". Dies ist für Betroffene oft meist schwer zu ertragen und für sterbenskranke eine tiefe Enttäuschung, in der letzten Phase ihres Lebens von der Familie allein gelassen zu werden.

Dieses Problem hatte die Gründerin der Deutschen Krebshilfe, die Ärztin Dr. Mildred Scheel, bereits vom Anfang an erkannt. Daher setzt sich die Deutsche Krebshilfe seit mehr als 25 Jahren für den Auf- und Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung in der Bundesrepublik ein. Die Deutsche Krebshilfe ist anerkannte „Wegbereiterin der Palliativmedizin" und hat bereits in den 1980-er Jahren Hospize und Palliativstationen finanziell unterstützt. In ihrem aktuellen Förderschwerpunktprogramm unterstützt die Deutsche Krebshilfe unter anderem zahlreiche stationäre und ambulante palliativmedizinische Dienste sowie Projekte auf dem Gebiet der Versorgungsforschung.

„Palliativmedizin und Hospiz-Arbeit sind aktive Lebenshilfe und damit eine echte Alternative zur Sterbehilfe.", betonte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven. Die gemeinnützige Krebshilfe „setzt sich dafür ein, die Palliativmedizin und die Hospiz-Versorgung in der Bundesrepublik weiter auszubauen", sagt Nettekoven. „Auch die Ergebnisse der Augsburger Studie werden in unsere Überlegungen zu weiteren Fördermaßnahmen oder auch gesundheitspolitischen Aktivitäten einfließen", versichert der Krebsexperte. Die Mittel im Kampf gegen den Krebs erhält die Hilfsorganisation ausschließlich aus Spenden der Bürger, die wissen: Krebs kann jeden treffen, ob arm oder reich!

Anliegen der ambulanten Hospiz-Arbeit

Ein wesentliches Anliegen der ambulanten Hospiz- und Palliativarbeit ist es, dass Sterbende ihre letzten Wochen und Tage in vertrauter Umgebung verbringen können. Häufig wissen Betroffene jedoch nichts von dieser Möglichkeit. Darüber hinaus ist die Palliativversorgung auch in Deutschland bisher noch nicht flächendeckend in gleich hoher Qualität verfügbar. Gerade in ländlichen Gebieten fehlen entsprechende Angebote. Dies sind weitere Ergebnisse der aktuellen Studie.

Die Ehefrau eines kürzlich verstorbenen Darmkrebs-Patienten erzählt: „Mein Mann ist friedlich zuhause gestorben. Das hatte er sich sehr gewünscht und für mich und unsere Kinder war es auch tröstlich." Zugleich lobt die Witwe: „Ohne die Unterstützung durch den ambulanten Hospizdienst wäre das bestimmt nicht möglich gewesen." Viele Menschen haben den Wunsch, dort zu sterben, wo sie zuhause sind. Die ambulante Hospiz- und Palliativarbeit in Deutschland trägt diesem Bedürfnis der Sterbebegleitung Rechnung.

 

Was ist ein Hospiz ?

„Die meisten Menschen haben leider nur recht diffuse Vorstellungen von dem, was ein Hospiz eigentlich ist und was ambulante Palliativdienste anbieten können", sagt Werner Schneider, Soziologe an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg. Der Experte für Sterben und Tod leitete die Studie zur ambulanten Hospizarbeit.

„In den Köpfen vieler Menschen ist das Wort ‚Hospiz' immer noch gleichgesetzt mit ‚in Kürze sterben'. Daher nehmen Angehörige häufig erst Kontakt mit einem Hospizdienst auf, wenn der Betroffene bereits im Sterben liegt" berichtet Schneider aus Erfahrung. „Dann können sich die Hospiz-Mitarbeiter jedoch nicht mehr so gut auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen einstellen", bedauerte Schneider.

Er fordert daher eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für die ambulante Sterbebegleitung. Ärztinnen und Ärzte könnten dabei als ‚Türöffner' wirken, indem sie Patienten und Angehörige über Hospizdienste informieren und eine Kontaktaufnahme empfehlen.

 

 

Gemeinsam alt werden und gesund bleiben! Das ist der Wunsch der meisten Menschen. Und wenn das unausweichliche Ende eines Lebens kommt, dann wollen Männer und Frauen gleichermaßen dort die Augen schließe, wo sie zuhause sind. Dies hat eine aktuelle Studie in Deutschland ergeben. Sie wurde mit 145.000 Euro aus Spendengeldern der Deutschen Krebshilfe finanziert, die damit gut eingesetzt wurden.

Foto: dkh/marco, Bonn

 

Anspruch auf Hilfe ist in der Praxis nicht generell zu realisieren

Obwohl prinzipiell jeder Sterbende Anspruch auf eine palliativmedizinische Betreuung hat, kann aus Erkenntnissen der Studie diesem Anspruch in der Praxis noch nicht überall Rechnung getragen werden. Vor allem in ländlichen Gebieten ist es oft nicht möglich, Schwerstkranken ein Sterben zuhause zu ermöglichen. Dies liegt einerseits an der Organisation der Dienste, zum anderen an fehlender Infrastruktur auf dem Land: Gerade dort gibt es weit mehr rein ehrenamtlich organisierte Dienste, die nicht auf eine Infrastruktur wie in der Stadt zurück greifen können.

In der Stadt jedoch führt allein das Vorhandensein von stationären Hospiz- und Palliativeinrichtungen zu mehr ‚Hospitalisierung'. Hier sehen die Wissenschaftler um den Soziologen Schneider noch großen Handlungsbedarf: „Wir müssen die Strukturen für die ambulante Palliativarbeit dringend weiter ausbauen, denn die Möglichkeiten, Menschen ein Sterben zuhause zu ermöglichen, sind noch längst nicht ausgeschöpft."

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) vertritt als Dachorganisation von nahezu 1.000 Hospiz- und Palliativeinrichtungen die Belange schwerstkranker und sterbender Menschen gegenüber Politik und Gesundheitswesen. „Beim weiteren Ausbau der Strukturen muss die Vielfalt der allgemeinen und spezialisierten Versorgung berücksichtigt werden", beton DHPV-Vorsitzende Dr. Birgit Weihrauch.

 

Dr. Eva M. Kalbheim nennt Ziele der Palliativmedizin

Ziel der Palliativmedizin ist es, die Lebensqualität unheilbar kranker Menschen bis zuletzt zu erhalten. Dazu gehört die Bekämpfung von Schmerzen und anderen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Verwirrtheit. Auch psychische, soziale und spirituelle Anliegen rücken verstärkt in den Vordergrund.

Die Deutsche Krebshilfe versteht sich als Wegbereiterin der Palliativmedizin und der Hospiz-Bewegung in Deutschland, erklärt Pressesprecherin Dr. Eva M. Kalbheim. Die Ärztin erinnerte daran, dass die Deutsche Krebshilfe bisher mit insgesamt rund 60 Millionen Euro den Aufbau palliativmedizinischer Versorgungsstrukturen maßgeblich unterstütz hat. Zusätzlich fördert sie die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet nachhaltig.

Außerdem gibt die gemeinnützige Organisation umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Palliativmedizin heraus. Die Broschüren, DVDs und ein Hörbuch können kostenlos bei der Geschäftsstelle in Bonn angefordert oder unter www.krebshilfe.de heruntergeladen werden.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 158, August 2010