Hans Sachs wurde am 5. November 1494 zu Nürnberg geboren; sein Vater war der Schneider Jörg Sachs.
Seine Eltern schicken ihn mit dem siebten Jahre (Ostern 1501) auf eine der vier lateinischen Schulen Nürnbergs. Dort lernte er Grammatik, Rhetorik, Dialektik und Musik, und auch eine Menge anderer Disziplinen.
Nachdem Hans Sachs die Schule durchgemacht, ging er zu einem Schuhmacher in die Lehre (1509). Besonders bedeutungsvoll für seine Entwicklung aber ist es, dass er während der zweijährigen Lehrzeit die Kunst des edlen Meistergesanges von dem Leineweber Lienhard Kunnenbeck erlernte.
Im Jahre 1511 begab sich Hans Sachs auf die Wanderschaft, welche ihn durch einen großen Teil von Deutschland führte. Regensburg, Passau, Salzburg,München, Landshut, Würzburg, Frankfurt, Köln, Aachen und viele andere Orte, groß und klein.
Nachdem er so fünf Jahre Deutschland durchstreift, Land und Leute kennen gelern und sich eine t¨chtige Menschenerkennthis und Weltklugheit erworben hatte, ging er 1516 nach Nürnberg zurück, machte sein Meisterstück und liess sich dort als Meister nieder.
Am 1. September 1519 verlobte er sich mit Kunigunde Kreuzerin. Die Ehe, in der er 7 Kinder, 2 Söhne und 5 Töchter, zeugte, war eine sehr glückliche. Aus der ersten Jahren seiner Ehe haben wir nur eine sehr geringe Anzahl von Gedichten: das neue Hauswesen und sein Handwerk mochten seine ganze Tätigkeit zu sehr in Anspruch nehmen.
In dieser Zeit studierte er die Schriften Luthers und seiner Freunde. Mit scharfem Blicke erkannte er bald, wie berechtigt Luthers Angriffe gegen das Papsttum waren. Hans Sachs wirkte eine längere Zeit für die Ausbreitung und popularisierung des neuen Glaubens, indem er eine große Anzahl von Kirchenliedern, bearbeitungen von Psalmen, Dichtungen aus dem neuen und alten Testament verfaßte. Durch sein energisches Auftreten für die Lehre Luthers hatte der Dichter großes Ansehen in seiner Vaterstadt gewonnen.
Alle seine Dichtungen aus der fünfziger Jahren atmen ruhe und Zufriedenheitund lassen erkennen, in was für beglückenden Verhältnissen der Dichter lebte.
Bald aber traten schwere Prüfungen an ihn heran. Erst starben ihm seine sieben Kinder dahin, dann erkrankte ihm am 25. März 1560 seine getreue Frau, und starb in der dritten Nacht danach. Damals war war Hans Sachs 65 Jahre alt. Wie groß auch sein Schmerz in der ersten Zeit war, so fand er doch Troßt und Ruhe im Gemüte.
Am 2. September des folgenden Jahres vermählte er sich mit der siebzehnjährigen Barbara Harscherin, derer Schönheit er ein Gedicht gewidmet hat. Die Menger heiterer Dichtungen, die aus dieser Zeit stammt, gibt den Beweis dafür, daß auch diese Ehe eine überaus glückliche war. Dazwischen ertönten auch wieder ernste Gedichte und geistliche Lieder, verfaßr in der Zeit, wo des Dichters Vaterstadt von einer Seuche, welche in kurzer Zeit 9,256 Menschen tötete. Das Jahr war 1562.
Er setzte seine dichterische Tätigkeit fort, weil es ihminnigstes Herzensbedürfniss geworden war, alles, was ihn bewegte, in Verse umzugießen. Er starb, in seinen letzten Jahren noch schwachsinnig geworden, in der Nacht vom 19. zum 20. Januar 1576.
Hans Sach ist der bedeutendste und fruchtbarste Dichter aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Als er am 1. Januar 1567 seine Werke zählte, fand er 16 Bücher Meistergesänge mit 4,275 Nummern in 275 Meistertönen, von dennen er 13 selbst erfunden hatte. Außerdem gab es 17 Spruchbücher. Darin fand er 208 fröhlicher Komödien, trauriger Tragödien und lustiger Spiele, von denen die meisten in Nürnberg selbst und anderen Staädten nah und weit gespielt waren.
Ferner, es gab noch 1,700 an geistlichen und weltlichen Gesprächen, Sprüchen, Allegorien und Fabeln.Daneben waren noch vorhanden sieben Dialogen in Prosa, einige Menge Psalmen und geistige Lieder, Lieder von Kriegsgeschei, Liebeslieder, usw.
Kurz zu sagen: die Summe von ihm verfaßten Dichtungen beträgt mehr als 6,100 Stück, deren Verszahl sich mindestens auf eine halbe Million beläuft.
Wie alles ächt Deutsche, alles wahrhaft Volkstümliche in den traurigen Zeiten der Nachäfferei des Fremdländischen und der sklavischen Gelehrtenpoesie zu Grunde ging, so versank auch Hans Sachs in das Dunkel der vergessenheit und man wußte weiter nichts von ihm zu berichten als jenen ärmlichen Vers:
Macher und Poet dazu.
Als die Deutschen im 17. und 18. Jahrhundert wieder zu sich selbst kamen, und die Deutsche Poesie wieder zu erblühen begann, da gelangte auch Hans Sach zuAnerkennung. Besonders ist dies Goethe zu danken, der in dem herrlichen Gedichte 'Hans Sachsens poetische Sendung', dieses Dichters Eigenart in Sprache und Versbau vortrefflich nachahmend, Hans Sachs ein unverängliches Denkmal setzte.
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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 161, November 2010