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St. Hubertus-Messe für Horst Niesters in europäischer Tradition

Große Anteilnahme an Gedenken für einen großen Naturschützer

 

Von B. John Zavrel, Kanzler des Alexander-Ordens Pour le Mérite

 

 

Ein Weißkopf-Seeadler bewacht das Grab von Horst Niesters. Das von ihm selbst gezüchtete edle Tier löste sich bei der Hubertus-Messe unerwartet von der Hand der Falknerin und flog auf die Spitze des Grabsteins. Auf dem Findling blieb das US-Wappentier sitzen, bis das Zeremoniell am Grab vorüber war. Etwas unterhalb des Adlers ist die Bronzefigur eines Falken zu sehen, den der Bildhauer Kurt Arentz gestaltet hat. Die Bronze ist fester Bestandteil des Grabmals.

Foto: Marco-VG, Bonn

 

 

Euskirchen/Hellenthal (bpb) Eine festliche Hubertus-Messe mit Hörnerklang, Weihrauch und Gebeten fand im Oktober 2010 in der Pfarrkirche St. Matthias in Hellenthal-Reifferscheid (Kreis Euskirchen, NRW) statt. Die Ehrung galt dem vor einem Jahr verstorbenen Gründer der deutschen Greifvogelstation Hellenthal, Horst Niesters. Der Wildfotograf, Naturschützer, Buchautors und Falkner war zeitlebens mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnete worden. Er gehörte ferner dem internationalen Alexander Orden Pour le Mérite (OAG) an.

Berichtens wert ist die Traditionspflege, ein Jahr nach dem Ableben den Toten mit einem Seelenamt zu ehren. Seine Ehefrau, Ute Niesters, hatte als Bewahrerin des „Lebenswerkes Greifvogelstation" zu einer Hubertus-Messe gebeten. Dabei wurde zugleich die europäische Tradition dieses Gedenktages offenkundig.

Vor Jahrhunderten hatte der ritterliche St. Hubertus-Orden diesen „Jägergottesdienst" initiiert. Mit der Zeit der Choral-Gesang durch Jagdhorn-Klänge ergänzt, beziehungsweise ersetzt. Heute ist König Juan Carlos Spanien Hochmeister des Ordens.

Durch den Orden fand die Verehrung des Hl. Hubertus als Schutzpatron der Jäger weite Verbreitung. Im 17. und 18. Jahrhundert, der Blüte des Barock, waren die französischen Könige Hochmeister des St. Hubertus-Ordens. Ihnen ist es zu verdanken, dass Jagdhornklänge Eingang in den Jägergottesdienst fanden. Die festliche Liturgie der Hubertus-Messe wurde in Frankreich und Belgien entwickelt. Deutsche haben sie später entsprechend regionaler Gepflogenheiten ergänzt.

Zum Gedenken an Horst Niesters gestaltete die Parforcehorngruppe "Trompes de Chasse Erftland" den ungewöhnlichen Gottesdienst mit meisterlichen musikalischen Darbietungen: „Zum Lobe des Schöpfers, zur Ehre unseres Schutzpatrons und zur Erbauung der Gläubigen."

Begrüßt wurden die Besucher der Gedenkmesse von einem Weißkopfseeadler auf der Hand einer Falknerin. Am Grab gab es dann die Uraufführung der Komposition „Adlerflug", die dem Toten gewidmet ist. Vertreter der Studentenjagdverbindung "Hubertia Aachen" legten einen Kranz weißer Rosen nieder.

Der Weißkopfseeadler flog während dessen auf dem Grabstein, wo er während des gesamten Vortrages und des Defilees der Bläser entlang des Grabes majestätisch ausharrte, als würde er ihn bewachen.

Der Festgottesdienst fand unter Anteilnahme aus der Bevölkerung der Kreise Euskirchen, Düren und Erft-Kreis statt. Unter den Teilnehmern des Gottesdienstes war unter anderen der Chirurg Prof. Dr. Reinhard Messmer (Aachen), der Niesters vor 20 Jahren erfolgreich am Herzen operiert hatte. Ferner gesehen wurden die Professoren Dr. Peter Effert und Dr. Sabine Däbritz sowie Frau Bella Kiesling (Loro-Park Teneriffa). Zu den treuen Freunden der Familie gehörten der Bildhauer Kurt Arentz und seine Ehefrau Theres. Beim Anblick des mystisch wirkenden Adlers auf dem Grabstein sagte Arentz: „Der Weißkopfseeadler war der Schicksalsvogel von Horst Niesters im gutenSinne."

 

Ansehen durch die Nachzucht des US-Weißkopf-Seeadlers

Als Experte für Greifvögel und Falknerei genoss Horst Niesters globales Ansehen. Sein Engagement in Natur- und Artenschutz fand die große Anerkennung in der erfolgreichen Nachzucht des amerikanischen Wappenadlers (Weißkopf-Seeadler). Sie gelang Horst Niesters 1980 in seinem Wildfreigehege.

Beim ersten Besuch des US-Präsidenten Ronald Reagan in der Bundesrepublik 1982 überreichten ihm der damalige SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt, Bundeswirtschaftsminister Dr. Otto Graf Lambsdorff (FDP) und Horst Niesters als offizielles Gastgeschenk das in Hellenthal gezüchtete Weißkopfseeadler-Pärchen „Carol" und „Captain". Der US-Präsident und sein Amtsnachfolger George Bush (sen.) würdigten wiederholt in persönlichen Schreiben die Zuchterfolge von Niesters.

Bis vor seinem Tod hatte Niesters die Nachzucht der vom Aussterben bedrohten Arten gefördert.

Kurt Arentz hat nach Greifvögeln in Hellenthal mehrere Adler modelliert. Einer davon befindet sich in der offiziellen Sammlung Ronald Reagan und im Museum Europäische Kunst Schloss Nörvenich (Kreis Düren/Deutschland). Bei Veranstaltungen auf Schloss Nörvenich waren wiederholt die Züchtungen aus Hellenthal die von Gästen stets begeistert aufgenommenen „Stars" von Flugdarbietungen.

Kein Wunder, denn die Greifvogelstation Hellenthal (Am Wildgehege1 in 53940 Hellenthal) im Herzen der Eifel ist eine der ältesten und größten Anlagen ihrer Art in Europa. „Vom faustgroßen Sperlingskauz bis zum riesigen Anden-Kondor mit drei Metern Flügelspannweite haben hier viele verschiedene Greifvogel- und Eulenarten ihr Zuhause", sagt Falkner-Meister Karl Fischer. Der Fachkollege von Niesters führt heute mit der Witwe die Greifvogel-Station fort.

Zum Todestag von Niesters waren am 24. Oktober 2010 auf Schloss Nörvenich drei Flaggen auf Halbmast gesetzt: Deutschland, Europa und USA.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 161, November 2010