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Heilsubstanzen aus Lein-Wurzeln gegen den Krebs

Deutsche Krebshilfe ist wichtigster privater Geldgeber für die nationale Forschung

 

Von Parlament-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

 

Bei dieser schönen Pflanze handelt es sich um ein Flachsgewächs, das in vielen Variationen in der Natur vorkommt. Der Forscher Professor Dr. Volker Briese und sein Team in Rostock wollen aus den Wurzeln eine Substanz extrahieren, die gegen Brustkrebs eingesetzt werden soll.

Foto: bpb

 

Berlin/Bonn (bpb) Auf der Erfolgsbilanz im Kampf gegen den Krebs stehen die herausragenden Leistungen der Deutschen Krebshilfe (German Cancer Aid) für die Forschungsförderung. Die von der Ärztin Dr. Mildred Scheel gegründete Organisation ist „der wichtigste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsforschung in Deutschland", bestätigte Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Krämer. Dazu leistet sie auch internationale Beiträge mit dem Ziel, Doppelarbeit und damit unnötige Kosten in der Forschung zu vermeiden sowie Ergebnisse schnellstmöglich in der klinischen Versorgung anzuwenden.

Nach dem vom Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven vorgelegten Geschäftsbericht war allein 2009 der größte Posten bei den Ausgabe die Unterstützung der kliniknahen Grundlagenforschung mit 23,9 Millionen Euro sowie die Förderung klinischer Strukturmaßnahmen mit 16,8 Millionen Euro. Hinzu kamen für Krebs-Therapiestudien 3,6 Millionen Euro, für Kinderkrebsprojekte 2,6 Millionen Euro.

„Ohne Forschung kein Fortschritt! Das gilt auch für die Krebsmedizin" betonte Nettekoven. „Die Heilungschancen der Betroffenen können nur dann weiter erhöht werden, wenn Forschungsergebnisse rasch aus dem Labor in den klinischen Alltag überführt werden." Die Förderung der Krebsforschung ist daher ein Kernanliegen der Deutschen Krebshilfe. Fast die Hälfte ihrer Spendeneinnahmen der Bürger fließt in Forschungsprojekte.

Im Interesse eine multinationalen Kooperation bewilligte die Deutsche Krebshilfe Im Geschäftsjahr 2009 beispielsweise 7,9 Millionen Euro für ein Projekt des „International Cancer Genome Consortiums (ICGC)" in den USA. Gemeinsam mit dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin leistet die Deutsche Krebshilfe damit einen Beitrag zur internationalen Bekämpfung von Tumorerkrankungen.

Das ICGC ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen haben. Ziel des ICGC ist es, die genetischen Veränderungen in Tumoren aller menschlichen Organsysteme zu analysieren, um neue und bessere Anwendungen in den Bereichen Prävention, Diagnose und Therapie für die jeweiligen Krebserkrankungen zu ermöglichen und individuell anpassen zu können. Die Deutsche Krebshilfe wird im Gremium durch Hauptgeschäftsführer Nettekoven vertreten. An einer transatlantischen Zusammenarbeit mit den USA war bereits der Gründerin der von privaten Spenden getragenen Organisation, Dr. Mildred Scheel, sehr gelegen.

 

 

Die deutsche Krebshilfe verwendet fast die Hälfte der Spenden, die sie von den Bürgern erhält, für die Krebsforschung. Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven (links) bei der Übergabe eines Schecks mit Unterstützern der Hilfsorganisation. „Wir sind den Bürgerinnen und Bürgern für die Freiwilligen Spenden sehr dankbar, denn ohne ihre Solidarität könnten wir nicht so viel Hilfsmaßnahmen finanzieren", sagt Nettekoven.

Foto: Marco/Bonn

 

 

Krebshemmende Wirkung von Pflanzen-Hormonen

Schwerpunkt der Forschungsförderung der Krebshilfe bleibt Deutschland. Dies ist auch das Hauptziel der bereits 1976 gegründeten „Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung". Ihr vorrangiges Ziel ist es, vorwiegend durch Langzeitförderung wissenschaftlicher, kliniknaher Krebsforschungsprojekte die Krebsbekämpfung voranzutreiben und intensiv zu unterstützen. Die Stiftung fördert ferner u.a. innovative Forschungsvorhaben zur Krebsentstehung, Krebserkennung und Krebsverhütung.

Aufsehen erregte ein aktuelles Forschungsprojekt mit dem Ziel, die „krebshemmende Wirkung von Pflanzen-Hormonen" zu ergründen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt ein Projekt an der Universität Rostock (Bundesland Mecklenburg-Vorpommern), in dem Forscher die Wirkungsweise der pflanzlichen Östrogene auf Brustkrebszellen näher untersuchen, mit 470.000 Euro.

Im Rahmen der Krebsforschung hat sich nach Angaben von Experten gezeigt, dass Phyto-Östrogene möglicherweise das Wachstum von Brustkrebszellen hemmen. In asiatischen Ländern wie China, Japan oder Indien erkranken nach der Statistik weitaus weniger Frauen an Brustkrebs als in westlichen Ländern. Grund dafür ist möglicherweise der hohe Gehalt an Phyto-Östrogenen in der traditionellen asiatischen Küche.

 

Substanzen aus dem Flachs auf der Spur

Doch nicht nur exotische Lebensmittel wie Sojabohnen und die daraus hergestellten Produkte, sondern auch eine Vielzahl heimischer Gewächse enthalten die Pflanzenhormone. Im Fokus der Wissenschaftler um Professor Dr. Volker Briese von der Universitätsfrauenklinik und Poliklinik in Rostock steht dabei eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt: der Lein, auch Flachs genannt.

Lein ist ein weltweit verbreitetes Strauchgewächs. Seit Jahrtausenden wird er zur Herstellung von Textilien, als Heilpflanze und als Lebensmittel verwendet. Besonders die Leinsamen enthalten große Mengen an Phyto-Östrogenen, die so genannten Lignane. Diese haben jedoch eine weitere wichtige Eigenschaft: ihre strukturelle Ähnlichkeit mit dem Sexualhormon Östrogen. Daher werden Lignane als mögliches Therapeutikum gegen Brustkrebs getestet.

Die Rostocker Forscher stellen Lignan-haltige Extrakte aus der Wurzel des Leins her und untersuchen ihre Wirkungsweise auf Brustkrebszellen. „Phyto-Östrogene könnten verhindern, dass Krebszellen überhaupt erst entstehen. Aus den bisher gewonnenen Erkenntnissen möchten wir innerhalb der nächsten zwei Jahre daher auch eine Anwendungsmöglichkeit zur Vorbeugung von hormonabhängigen Tumoren entwickeln", erläutert Briese.

Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Ziel der von uns geförderten Forschungsprojekte ist es, innovative Strategien in der Prävention und Therapie von Tumor-Erkrankungen zu entwickeln."

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 162, December 2010