Von B. John Zavrel
Otto von Habsburg bei einem Vortrag. Der Kaisersohn engagierte sich als christlicher Politiker für die Entwicklung der Demokratie in Europa. Nach dem Untergang des österreichischen Kaiserreiches war er bereits als junger Mann ein gutes Beispiel dafür, eine Gesellschaft in Freiheit mitzugestalten.
Berlin/New York (bpb) Otto von Habsburg ist tot. Der Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn starb am Morgen des 4. Juli 2011 im Alter von 98 Jahren in Deutschland. In seinem Haus in Pöcking am Starnberger See (Bayern) waren nach Angaben seines Büros alle seiner sieben Kinder bei ihm. Er ist friedlich eingeschlafen", sagte ein Familienmitglied. Seine Frau Regina von Habsburg war im Februar vergangenen Jahres gestorben.
Otto von Habsburg lebte während des Zweiten Weltkrieges meist in Amerika und den USA im Exil. Nach 1945 kehrte er zurück nach Europa und setzte sich für die Einigung des Kontinents ein. Der Alexander-Orden pour le Merite (OAG) erklärte in USA zum Tod seines Ehrenmitgliedes, der Kaisersohn sei in einem Jahrhundert der Kriege in Europa eine große menschliche Persönlichkeit geblieben". Von Millionen Menschen in West- und Osteuropa wird er als ein Mann geschätzt, der nach 1945 für die Einigung Europas sowie die Versöhnung des deutschen Sprachraums mit den slawischen Völkern wirkte, die wie Polen und die Tschechoslowakei vom kommunistischen System befreit wurden.
Aus den unzähligen Erklärungen, Trauerbotschaften und Würdigungen zum Tod Otto von Habsburg, soll hier ein von besonderer Ehrlichkeit aufgegriffen werden: die offizielle Erklärung der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach.
Ein Freund der Vertriebenen und Flüchtlinge
Das Statement der CDU-Abgeordneten im Deutschen Bundestag Berlin, die wegen ihres Engagements für die historische Wahrheit vor allem in Polen und Tschechien angegriffen wird, hat folgenden Wortlaut:
Mit Otto von Habsburg verlieren die Heimatvertriebenen einen langjährigen Freund, eine starke Stütze ihrer Anliegen und einen verständnisvollen Vermittler zwischen den europäischen Völkern. Als Sohn des letzten österreichischen Kaisers stand er den Heimatvertriebenen und ihren Anliegen sehr nahe. Stets fanden sie bei ihm Verständnis und ein offenes Ohr.
Er unterstützte von Anfang an die Ziele unserer gemeinnützigen Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN und war Mitglied in der Jury zur Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises. Wegen seiner Verdienste um die Vertriebenen und ihre Anliegen verlieh ihm der Bund der Vertriebenen 1976 seine höchste Auszeichnung, die Ehrenplakette.
Otto von Habsburg war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und Vorkämpfer für ein geeintes Europa, für das er schon während des Zweiten Weltkrieges arbeitete. Als Abgeordneter der CSU setzte er sich dann im Europäischen Parlament für die Rechte von Minderheiten und das Selbstbestimmungsrecht der Völker ein und wurde damit auch zu einem verständnisvollen Partner der Heimatvertriebenen. Energisch wandte er sich gegen Vertreibung und Kollektivschulddenken.
Mit seinen weltweiten politischen Erfahrungen, seinen zahlreichen Kontakten und seiner enormen Sachkenntnis auf vielen Gebieten wird er uns fehlen! Zu seiner Hinterlassenschaft gehören die vielen bemerkenswerten und tiefgreifenden Grundsatzreden und Vorträge, mit denen er die Vereinigung Europas vorbereitete und mitgestaltete. Otto von Habsburg war eine Persönlichkeit, die schwer zu ersetzen ist. Sein Tod ist ein großer Verlust."
In Deutschland nahm die Bevölkerung großen Anteil am Tod des Otto von Habsburg.
Es wurden häufig Kondolenzbücher aufgelegt, wie hier im Museum Europäische Kunst Schloss Nörvenich (Kreis Düren) bei Köln (NRW). Das Bild zeigt den ungarischen Komponisten Lajos Tar 4. Juli 2011, dem Sterbetag des einstigen Thronfolgers. Der Gitarrenkünstler gestaltete einen Kondolenz-Altares". Dazu gehörte die Fahne mit dem Wappen der Republik Ungarn. Am 24. September gibt Tar ein Gitarrenkonzert auf Schloss Nörvenich (schloss-noervenich@gmx.de)
PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 168, July 2011