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Husni Mubarak: vom Gold-Thron in den Eisenkäfig

Der „Pharao" war auch ein Garant friedlicher Nachbarschaft zu Israel

 

Von B. John Zavrel, New York

 

Die Mächtigen und die Reichen waren 30 Jahre seine Freunde. Das Bild zeigt Mubarak in alten Tagen auf einem vergoldeten Sitz. Im August 2011 wurde der gestürzte Staatschef in einem Eisenkäfig zum öffentliche Schauprozess gebracht. Demonstranten kritisierten diese als „Schutz" bezeichnete Konstruktion jedoch als "Affen--Käfig".

 

 

New York/Kairo (mea) Husni Mubarak, der gestürzte Staatspräsident Ägyptens, steht in Kairo vor einem Gericht. Dem 83jährigen wurden bei der Klageeröffnung im August 2011 folgende Vergehen vorgeworfen: Korruption, Amtsmissbrauch und Beihilfe zur Tötung von 846 Demonstranten während der Unruhen gegen seine Regierung. Ohne irgendeine Bewertung politischen „Untaten und Fehler" Mubaraks vorzunehmen, soll in diesem nachstehenden Artikel an folgende historische Tatsachen erinnert werden:

Hosni Mubarak war über 30 Jahre ein treuer und geschätzter Freund der USA und überall willkommen.

Er war auch ein Garant für eine friedliche Nachbarschaft zu Israel. Er hat in Ägypten radikale moslemische Kräfte in Schach gehalten, die den Staat Israel nach wie vor von der Landkarte „radieren„ wollen. Mubaraks Vorgehen hat sich auch mäßigend auf arabische Staaten ausgewirkt.

So konnten die Bürger Israels Dank der USA und seines Verbündeten Mubarak am Nil Jahrzehntelang ohne Bedrohung aus dieser Region weitgehend friedlich und sicher leben.

 

Was sich nun nach der so genannten ägyptischen Revolution unter der jetzigen Militärherrschaft entwickelt, ist derzeit völlig ungewiss. Vorerst machen Mubaraks Nachfolger ihm einen Schauprozess ohne gleichen.

 

US-Präsident Jimmy Carter förderte die „politische Freundschaft" mit Ägypten unter Hosni Mubarak von Beginn an. Unser Bild Zeigt den jungen Mubarak am Anfang seiner Amtszeit als Staatsgast im Weißen Haus in Washington. Die Gespräche waren „freundschaftlich und konstruktiv", hieß es damals.

 

 

Freundschaft muss sich lohnen

Nach dem Prinzip „Freundschaf t muss sich lohnen" hatte sich rasch ein effektives bilaterales System zwischen Washington und Kairo entwickelt. Dass dabei die USA all die Jahre das Land Ägypten mit Militärhilfe sowie Wirtschaftshilfe in Milliardenhöhe unterstützten, galt als selbstverständlich. Ein Argument war: ein starker Verbündeter an der Schnittstelle zwischen den Kontinenten Afrika und Asien dient nicht nur dem Frieden in der Region sondern ist auch im Interesse amerikanischer Politik und somit der US-Bürger. Diese Politik wurde nach Carter von den Folgepräsidenten Ronald Reagan, George Bush, Bill Clinton. und George W. Bush in unterschiedlichen Varianten vertreten.

 

US-Präsident Ronald Reagan (Mitte) engagierte sich mit Geduld und langem Atem für die Friedenspolitik in Nahost. Der charismatische US-Präsident lud immer wieder Mächtige der Region zu Gesprächen ein. Mit auf dem Bild: König Hussein von Jordanien (links) und Staatspräsident Mubarak.

 

 

Wichtiger Verbündeter im Kalten Krieg

Die USA pflegten eine besondere Beziehung zu Mubarak, der schließlich ein wichtiger Verbündeter im Kalten Krieg wurde. Nach seinem Bruch mit der kommunistischen Sowjetunion Mitte der siebziger Jahre war Ägypten Amerikas engster Verbündeter in der arabischen Welt.

Ronald Reagan besuchte unter anderem demonstrativ Kairo und warb durch einen persönliche Visite an den Pyramiden sogar für das attraktive Touristenland Ägypten. Freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Staaten waren auch von globaler Bedeutung. Daher leisteten die USA in den vergangenen 30 Jahren nach statistischen Angaben über 70 Milliarden Dollar Finanzhilfen an Ägypten. Nach Ansicht politischer Kreisen war dies eine „richtige Investition".

 

Mubarak als Versöhner der feindlichen Kontrahenten. Das Foto zeigt Husni Mubarak 1993 mit Palästinenserchef Jassir Arafat (links) und Israels Premier Jizchak Rabin.

 

 

Der Abschied von der politischen Bühne

Mubarak regierte in Ägypten drei Jahrzehnte und man nannte ihn im Volksmund respektvoll „Pharao". Nach wochenlangem Protest in Kairo trat er im Frühjahr 2011 zurück. Zugleich lehnte er es ab, in das Exil zu gehen. Zu Beginn des Schauprozesses durch die ihm nachfolgende Militärregierung wies Mubarak alle Vorhaltungen des Gerichts als unzutreffend zurück.

Früher haben ihm die Mächtigen und die Reichen weltweit gerne die Hand geschüttelt. Durch die Revolte in Kairo war er jedoch für viele Regierungs- und Staatschefs zu einem Problem geworden. Als Präsident Bushs Nachfolger Barack Obama im August 2009 traf, konnte er nicht ahnen, welchen weiteren Verlauf Geschichte und Schicksal nehmen werden. Auf die Massenproteste gegen den ägyptischen Staatschef hatte das Weiße Haus zuerst nur zögernd reagiert.

Das Ende ist der Austritt Mubaraks aus der internationalen Politik. Was jedoch leider bleibt sind die erneuten wachsenden Sorgen der Menschen in Israel über die anhaltenden Unruhen im Nachbarland und in der arabischen Welt. Nun ist für die von der Angst direkt Betroffenen mehr denn je zu erkennen, welch ein Stabilitätsfaktor Mubarak für den politischen Raum letztlich war.

 

US-Präsident Barack Obama und Präsident Hosni Mubarak beim politischen Meinungsaustausch. Solche Bilder gehören nun der Vergangenheit an. Sie wird es nicht mehr geben.

 

 

 

Copyright 2011 PROMETHEUS

PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 169, August 2011