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Palliativmedizin will Patienten ein schmerzfreies Leben sichern

Deutsche Krebshilfe ist Wegbereiterin: Über 60 Millionen Euro Fördermittel

 

Von bpb-Korrespondent Joe F. Bodenstein

 

Die Endlichkeit des Lebens wird jedem Menschen meist erst im Alter bewusst. Kranke mit höllischen Schmerzen benötigen viel Zuneigung und Hilfe. Die Palliativmedizin ist ein wichtiger Beistand in trostloser Situation.

Foto: dkh/Marco.

 

Berlin/Bonn (bpb) Menschen werden immer älter. Mit einher gehen vielfältige Gebrechen sowie unheilbare Krankheiten mit oft höllischen Schmerzen. Dadurch steigt auch die Bedeutung der Palliativmedizin in Deutschland. Sie will Patienten durch medizinische Betreuung ein schmerzfreies Leben sichern. Auf diesem Gebiet und in der Hospiz-Bewegung ist die Deutsche Krebshilfe seit Jahrzehnten Wegbereiterin. Die von der Ärztin Dr. Mildred Scheel gegründete Hilfsorganisation hat seither über 60 Millionen Euro an Spendengeldern der Bürger für Verbesserungen in diesem Bereich bereitgestellt.

„Unsere Organisation wird sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass zukünftig jeder Patient in Deutschland die palliative Versorgung erhält, die er braucht, um seine letzte Lebensphase schmerzfrei und in seiner gewohnten häuslichen Umgebung zu gestalten", versicherte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven.

„Die Palliativmedizin ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Gesundheitswesens und des Versorgungssystems", betonte Nettekoven aus aktuellem Anlass. „Ihre Aufgabe ist es, unheilbar kranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten und deren Lebensqualität bis zuletzt zu erhalten." Doch nach wie vor gebe es in Deutschland einen Mangel an Palliativzentren sowie entsprechend ausgebildeten Ärzten und Pfleger. Daher hatte die Deutsche Krebshilfe 2007 ein weiteres Förderschwerpunktprogramm zum Thema „Palliativmedizin" begonnen.

 

Sorglosigkeit ist ein Privileg junger Menschen, die ihr Leben noch vor sich haben. Erfreulich ist daher, dass auch Jugendliche die Hilfsprojekte der Deutschen Krebs durch Spenden unterstützen. Damit zeigen sie Solidarität mit Kranken. Zum bewussten Handlenge hört auch die realistische Erkenntnis: Alter und Tod trifft uns allen.

Foto: dkh

 

Erfolgreiches Musterprojekt in Bad Hersfeld

Im Rahmen dieses Programms wurde im September 2011 am Klinikum Bad Hersfeld ein Projekt zur Netzwerk-Bildung erfolgreich abgeschlossen. Die Deutsche Krebshilfe hat das Projekt mit 267.000 Euro gefördert. Für ihre Leistung erhielt das Bad Hersfelder Palliativ-Team im Jahr 2011 den Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

Um den Herausforderungen der Palliativmedizin gerecht zu werden, wurde im Klinikum Bad Hersfeld ein so genanntes „Palliative Care Team". Es besteht aus qualifizierten Medizinern, Pflegepersonal, Psycho-Onkologen und weiteren Fachkräften. Die Experten erstellen für jeden Betroffenen ein individuelles Unterstützungskonzept, das in einer Netzwerkstruktur umgesetzt wird.

„Wir kooperieren mit bestehenden Einrichtungen, zu denen ärztliche Praxen, Sozialdienste und Apotheken gehören. So können wir eine umfassende palliativmedizinische Betreuung im gesamten Kreisgebiet anbieten", erläutert Dr. Ulrike Mäthrich von der Abteilung für Palliativmedizin des Klinikums Bad Hersfeld. Das Team kümmert sich rund um die Uhr um die Patienten und ihre Angehörigen.

Auch nach Abschluss der Anschubfinanzierung durch die Deutsche Krebshilfe ist die Pflege unheilbar kranker Menschen im Kreis Bad Hersfeld gesichert: Die Leistungen wurden bereits in die kassenärztliche Regelversorgung übernommen. Somit hat diese Region auch eine Vorbildfunktion für ähnliche Initiativen.

 

Die Endlichkeit des Lebens…

ist ein unausweichliches Schicksal aller Menschen. Viele unheilbar kranke Männer und Frauen möchten gerne im Kreis ihrer Familie sterben. Diese Menschen benötigen oft eine besonders aufwendige Fürsorge. Daher hat der deutsche Gesetzgeber im Jahr 2007 die „Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung" (SAPV) auf den Weg gebracht. Doch die SAPV wird noch nicht flächendeckend umgesetzt. Insbesondere in ländlichen Regionen fehlen sowohl Konzepte als auch die notwendigen Fachkräfte für diese Aufgabe.

Das Projekt sei auf alle Fälle „ein gutes Beispiel für die Fortschritte der Palliativmedizin in Deutschland" insgesamt, sagt Krebshilfe-Hauptgeschäftsführer Nettekoven.

Für die Deutsche Krebshilfe ist die Palliativmedizin k e i n e Sterbemedizin: Die palliativmedizinischen Methoden und Einstellungen sind auch in früheren Stadien der Erkrankung gefordert, zum Teil schon, sobald die Diagnose bekannt ist. Palliativmedizin bejaht das Leben und ist gegen eine Verkürzung, allerdings auch gegen sinnlose Therapieversuche. Solche Experimente belasten den Patienten und verhindern, dass der Patient die verbleibende Lebenszeit optimal nutzen kann. Viele Experten, die mit Betroffenen Arbeiten, vertreten die Meinung: Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben!

Hintergrund-Information: Palliativmedizin

Zudem wird der Bedarf an Palliativmedizin in den kommenden Jahren wachsen. Der Grund: die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und die damit zunehmende Zahl krebskranker Menschen. Denn Krebs ist eine Krankheit, die vor allem im höheren Lebensalter auftritt.

Ziel der Palliativmedizin ist es, die Lebensqualität unheilbar kranker Menschen bis zuletzt zu erhalten. Dazu gehört die Bekämpfung von Schmerzen und anderen Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Verwirrtheit. Auch psychische, soziale und spirituelle Anliegen rücken verstärkt in den Vordergrund..

In diesem Zusammenhang hebt die Ärztin Dr. Eva M. Kalbheim hervor: die Deutsche Krebshilfe will den „informierten Patienten" als eine kundigen Gesprächspartner der Ärzte. Daher gibt die gemeinnützige Organisation auch umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Palliativmedizin heraus. Die Broschüren, DVDs und ein Hörbuch können kostenlos bei der Geschäftsstelle in Bonn angefordert oder unter www.krebshilfe.de heruntergeladen werden. (14.09.2011)

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 170, September 2011