Ein Foto aus dem Familienalbum von Swetlana, als ihr Vater Josef Stalin sie noch liebevoll auf Händen trug. Als Kind habe sie „gar nicht begriffen, was passiert", sagte sie später und distanzierte sich von dem kommunistischen Diktator. Zeitlebens war sie „eine zerrissene Person", die zwischen USA und Europa hin- und her schwankte.
Foto: History Archive
New York/Moskau (bpb) Swetlana Stalina, die einzige Tochter des kommunistischen Diktators Josef Stalin (1878-1953), starb in den USA im Alter von 85 Jahren. Diagnose: Darmkrebs. Sie lebte zum Schluss unter dem Namen Lana Peters in einem Altersheim im US-Bundesstaat Wisconsin. Nach Angaben aus ihrem früheren Umfeld verschied sie bereits am 22. November 2011. Sie überlebte ihren umstrittenen Vater um 58 Jahre.
Der Diktator nannte Swetlana als Kind „mein kleiner Spatz". Als das Mädchen sechs Jahre alt war, verübte ihre Mutter aus bis heute nicht geklärten Gründen Selbstmord durch Erschießen. Das Mädchen wurde von einer Kinderfrau aufgezogen, die mit der Stalin-Tochter über Jahrzehnte verbunden blieb.
Zum ersten Zerwürfnis mit Josef Stalin kam es, als die Studentin Swetlana einen jüdischen Kommilitonen heiratet. Das Verhältnis zu dem als „Judenhasser" bekannten Stalin besserte sich jedoch, als Swetlana sich schon nach wenigen Jahren von ihrem ersten Mann scheiden ließ. Insgesamt war die Stalin-Tochter dreimal verheiratet.
Die am 28. Februar 1926 geborene Swetlana rebellierte oft gegen Stalin. Jedoch studierte sie auf seinen Wunsch Geschichte. Später arbeitete sie als Englisch-Dolmetscherin und Literatur-Redakteurin.
Nach dem Tod ihres Vaters 1953wanderte Swetlana 1967erstmals in die USA aus. Dort verbrannte sie öffentlich ihren sowjetischen Pass. Diese Aktion mitten im Kalten Krieg brachte ihr in der Wahlheimat USA viele Sympathien ein. In zwei Autobiographien kritisierte sie die Sowjetunion. Die Bücher verkauften sich vor allem in Amerika ausgezeichnet. Zeitweise distanzierte sich Swetlana von ihrem Vater, der von Historikern und Opfern wegen seines Terrorregimes für Krieg, Morde, Totschlag und Vertreibungen von unzähligen Millionen Menschen verurteilt wird.
Wer ist diese alte Frau auf einem Feldweg bei Richland Center (Wisconsin, USA)? Für die einsame Spaziergängerin „Mrs. Lana Peters" interessierte sich eigentlich niemand. Nur wenig Eingeweihte des nahen Altersheimes kannten nämlich die Identität von Josef Stalins Tochter Swetlana. Ihr bewegtes Leben in Saus und Braus, aber auch mit Angst und Schrecken sowie mit politischen Höhen und Tiefen endete im Jahr 2011 nach drei Ehen im Alter von 85 Jahren. Fern ihrer russischen Heimat starb sie einsam und vergessen.
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Der große Zwiespalt zeigt sich bei Swetlana Stalin in ihrem schicksalhaften Leben immer wieder. In den 80er Jahren kehrte sie schließlich in die Sowjetunion zurück. Dort machte sie sich „lieb Kind", indem sie wiederum die USA verurteilte. Damit blieb sie eine „tragische Person zwischen den Welten". mit der man eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte.
Gesellschaftlich und politisch fast völlig isoliert, kehrte sie schließlich wieder in die USA zurück. In der Sowjetunion schien sie niemand zu vermissen. So fand auch ihr Tod in der Heimat kaum Beachtung.
Der ehemalige sowjetische Außenminister und Freund von Michail Gorbatschow, Eduard Schewardnadse, sprach von einer „traurigen Mitteilung", als er die Todesnachricht über Swetlana hörte. Sie habe vor ihrer zweiten Ausreise in die USA von 1984 bis 1986 in der georgischen Hauptstadt Tiflis gewohnt, erinnerte Schewardnadse, der von 1999 bis 2003 Präsident Georgiens war.
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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 176, March 2012