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Der Dalai Lama ist 77 Jahre

Zu seinem Geburtstag sagt er: Es ist für mich ein neuer Tag

Von mea-Korrespondent B. John Zavrel

 

Der Dalai Lama in seinem einfachen Mönchsgewandt auf einer Pressekonferenz. Seit über 60 Jahren engagiert er sich in Lehre und Predigt für den richtigen Weg der Menschen zur Erlangung von Frieden, Verständigung und Glück.

Foto: Tibet-Archive

 

New Delhi/New York (mea) Der Dalai Lama wurde am 6. Juli 2012 in Indien 77 Jahre alt. Geboren 1935, floh der 14. Dalai Lama während des Tibet-Aufstands am 17. März 1959 vor der kommunistisch-chinesischen Invasion in das nordindische Exil nach Dharamsala. Dort ist seither seine Residenz, umgeben von Tibet-Flüchtlingen. Nach über 50 Jahren Kampf für die Freiheit Tibets im Exil hält es das geistliche Oberhaupt der Tibeter mit der Tradition seines Landes und sagt: „Für mich als Buddhist ist der Geburtstag ein neuer Tag." Das bedeutet zugleich: keine Festlichkeiten und Geschenke nach westlicher Sitte.

Politisch ist es stiller um den Dalai Lama geworden, der 1989 für seine weltumspannenden Verdienste den Friedensnobelpreis erhielt. Nach seiner Inthronisierung vor über 70 Jahren war er wie alle anderen Dalai Lamas das Oberhaupt der Regierung Tibets. Aus diesem Amt zog er sich 2011 bewusst zurück. Im März 2011 bat der Dalai Lama das tibetische Exil-Parlament, ihn von seinen politischen Aufgaben zu entbinden. Demokratisch gewählte Volksvertreter sollten ihn an der Spitze der Exilregierun ersetzen.

 

Verdienste der USA und der freien Welt

Der lange, lange Weg in dem Ringen um die Befreiung Tibets von der chinesischen Besetzung war nicht vergebens, jedoch letztlich erfolglos. Historisch gesehen ist es das große Verdienst der USA und von Demokratiebewegungen in der freien Welt, dass das Thema „Tibet und die chinesische Unterdrückung eines Volkes bis zur Ausrottung" auf der weltpolitischen Tagesordnung geblieben ist. Und so waren es nach Medienberichten US-amerikanische Geldleistungen über die CIA, die den Aufbau der völlig mittellosen Exil-Tibet-Kolonie um den Dalai Lama erleichterten. In der Zeit kurz nach der Flucht des von China verfolgten Dalai Lama nach Nordindien, als die indische Regierung den „tibetischen Gottkönig" am liebsten schnell wieder losgehabt hätte, war der AP-Korrespondent Joe F. Bodenstein (Associated Press, New York), der erste politische Westjournalist, der den in einem indischen Militärkamp in den Bergen abgeschotteten Dalai Lama aufsuchte. Bei dem Treffen unter strengster militärischer Bewachung wurde auch ein Konzept der sinnvollen „Pilgerreisen in den Westen" angesprochen. Die Realisierung war der Beginn eines friedlichen Weges, der letztlich den Dalai Lama zu den Staatsoberhäuptern in Europa und den USA führte, um auf die Not des tibetischen Volkes aufmerksam zu machen. Dabei gewann der Dialog mit dem Vatikan eine besondere Bedeutung.

Im Verlauf der Zeit kam es zu mehrfachen Begegnungen mit Päpsten wie Johannes Paul II. (Polen) und Papst Benedikt XVI. (Deutschland). Unter den Staats- und Regierungschefs sind außer westeuropäischen Politikern auch US-Präsidenten wie Bill Clinton und Barack Obama.

 

US-Präsident Barack Obama empfängt den Dalai Lama zu einem Gespräch im Weißen Haus Washington. Bereits seine Vorgänger haben durch Treffen mit dem Dalai Lama mutig gezeigt, dass sie sich nicht von der chinesischen Führung in Peking unter politischen Druck setzen lassen. Chinas Regierung protestiert seitJahrzehnten überall dort in der Welt, wo der Dalai Lama ehrenvoll empfangen wird. Der bei der Okkupation Tibets durch China geflüchtete geistige Führer wird in der chinesischen Propaganda als Erzfeind behandelt.

Foto: Archive mea

Als Freund des Christentums in Mailand

Der Dalai Lama hat sich wiederholt als „Freund des Christentums" erwiesen. Und als solchem wurde ihm kurz vor dem 77. Geburtstag ein Wunsch erfüllt: der Besuch des berühmten Mailänder Doms. Die Visite erfolgte „überraschend" am 27. Juni 2012, berichten italienische Medien.

Das Exil-Oberhaupt der Tibeter äußerte den Wunsch, die gotische Kathedrale zu besichtigen, auf der sich die goldene Statue der Muttergottes „La Madonnina" befindet. Der buddhistische Gast wurde vom Domvikar Luigi Manganini empfangen. „Lange bewunderte der Dalai Lama den Hauptaltar der Mailänder Kathedrale, die nach dem Petersdom im Vatikan und der Kathedrale von Sevilla flächenmäßig die drittgrößte Kirche der Welt ist", berichtete der Reporter.

„Wir haben den Dalai Lama im Geist des interreligiösen Dialogs empfangen, den er so stark befürwortet. Der Buddhismus ist seit jeher dem Dialog mit anderen Religionen offen, wie auch die Treffen des Dalai Lama mit Johannes Paul II. und Benedikt XVI. bezeugen", erklärte der Domvikar.

Der Dalai Lama war am Vortag im Rathaus vom Mailänder Bürgermeister Giuliano Pisapia unter tosendem Applaus der Gemeinderat Mitglieder und vieler Bürger empfangen worden. Der Besuch des Dalai Lama sei für die ganze Stadt ein Geschenk, sagte Pisapia.

Der Besuch des Dalai Lamas in Mailand, wo er unter anderem einige Konferenzen hielt, wurde von heftigen politischen Debatten überschattet.

Der Mailänder Gemeinderat hatte schließlich beschlossen, dem Dalai Lama die geplante Ehrenbürgerschaft der Stadt doch nicht zu verleihen. Der Grund ist: Peking hatte zu verstehen gegeben, dass China die in Mailand geplante Welt Expo 2015 boykottieren könnte, sollte der Dalai Lama die Schlüssel der lombardischen Hauptstadt erhalten.

Das Resultat ist die Erkenntnis, dass diesmal auch Lokalpolitiker der chinesischen Drohung aus Peking nachgegeben haben. Dem Dalai Lama und seinen Freunden in aller Welt wurde einmal mehr bewusst gemacht, dass im Polit-Poker das Geschäft vor der Moral kommt.

 

 

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 179, July 2012