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Homosexuelle Fußballer und Angela Merkel

Deutsche Bundeskanzlerin und Uli Hoeneß ermutigt Fußballstars zum „Outing"

Von David Mueller

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der deutsche Fußball-Funktionär Uli Hoeneß bei der Pressekonferenz im Bundeskanzleramt Berlin am 13. September 2012. Beim Start der Aktion „Geh Deinen Weg" (Go Your Own Way) ermutigten sie homosexuelle Profi-Fußballer, sich offen zu ihrer Neigung zu bekennen. Sie sollten keine Angst vor einem „Outing" haben.

Foto:press-pool

 

Berlin/Washington (dm) Homosexuelle Fußballer sollen sich nach Ansicht der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und führender Fußball-Funktionäre „outen", um von sich selbst den psychologischen Druck zu nehmen. Zugleich würden sie dann frei von Angst vor einer Erpressung leben. In dieser Absicht haben die Regierungschefin und der FC Bayern-München Präsident Uli Hoeneß im September 2012 in Berlin die Aktion „Geh Deinen Weg" (Go Your own Way) gestartet. Der Slogan ist auf T-Shirts gedruckt, die Profi-Sportler und alle Unterstützer der Aktion tragen sollen. Merkel hatte den populären Fußballexperten sowie weitere Funktionäre zu einem Gespräch über Integration eingeladen. Bundeskanzlerin Merkel ermutigte homosexuelle Fußball-Profis zum Outing. "Ich bin der Meinung, dass jeder, der die Kraft aufbringt und den Mut hat, wissen sollte, dass er in einem Land lebt, wo er sich eigentlich davor nicht fürchten sollte", sagte die Politikerin. "Dass immer noch Ängste bestehen, was das eigene Umfeld anbelangt, müssen wir zur Kenntnis nehmen. Aber wir können ein Signal geben: Ihr müsst keine Angst haben!"

Uli Hoeneß meinte, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ein Fußball-Profi sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Er forderte die Clubs in Deutschland auf, sich „auf dieses Thema vorzubereiten, damit sie dann gute Antworten haben". Den ersten Schritt müsse aber der betreffende Sportler machen.

Vor der Aktion hatte ein Fußballprofi, der anonym bleiben wollte, im Magazin "Fluter" der Bundeszentrale für politische Bildung gesagt, sich aus Angst täglich verstellen und verleugnen zu müssen. Sollte seine Homosexualität bekanntwerden, würde er sich nicht mehr sicher fühlen, berichtete der Spieler anonym in dem Interview.

 

Reaktion der Fans ist „unabsehbar"

Für Reaktionen auf sich bekennende „schwule Fußballer" etwa in fremden Stadien könne er keine Verantwortung übernehmen, betonte Hoeneß. Es gelte jedoch, den Profi "genauso zu schützen, wie es notwendig ist". Die Profiklubs sind nach Ansicht von Hoeneß in der Pflicht, auf ein solches Outing "vorbereitet" zu sein, weil die Reaktion der eigenen Fans und auch solcher von gegnerischen Klubs "total unabsehbar" sei und bleibe. Er selbst könne mögliche Anfeindungen aber nicht nachvollziehen, sagte Hoeneß: "Wir haben einen mit einem Mann verheirateten Außenminister. Im Fußball wird das Thema zu sehr hochgespielt."

Er könne sich nicht vorstellen, dass ein schwuler Spieler mit unseren Fans zum Beispiel in Bayern Probleme bekomme. Der FC Bayern sei vorbereitet", sagte Hoeneß. Im Übrigen sei die „gesamte Gesellschaft in diesem Punkt weiter als in den Medien dargestellt".

 

Fußball ist in Deutschland Volkssport und zugleich Massensport für Männer. Jeder mittelgroße Ort hat bereits eine Schul-Mannschaft. Aus dieser Grundlage kommen die Spieler, die bei entsprechender Begabung und Ausdauer bis in die führenden Profi-Mannschaften aufsteigen können. Unser Foto zeigt eine der jungen Mannschaften, deren Mitglieder sich stets Chance ausrechnen. Für sie gilt: Ohne Motivation gibt es keinen Erfolg.

Foto_ Sport-Archive

 

Dürfte Präsident Obama eine Geliebte haben ?

Die Thematisierung der Homosexualität durch eine deutsche Regierung gilt bisher als einmalig. Die öffentliche Meinung darüber ist geteilt. Kritische Stimmen meinen, dass die Moral in der Regierungszeit der aus der ehemaligen DDR stammenden Bundeskanzlerin Merkel weiter gesunken sei. Dazu gehören die Tatsachen: der Regierende Oberbürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), hat sich seit langem als Homosexueller geoutet. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sogar seinen Freund „geheiratet" und Kanzlerin Merkel hat dazu noch gratuliert. Höhepunkt des Verfalls christlicher Traditionen ist, dass der derzeitige Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner „Lebensgefährtin" in den Amtssitz Schloss Bellevue einzog. Dagegen lebt die mit ihm verheiratete rechtsmäßige Ehefrau an einem anderen Ort. In der Bevölkerung findet sich wenig Verständnis dafür, dass die „Geliebte!" des evangelischen Staatsoberhauptes Repräsentationsaufgaben für die Bundesrepublik Deutschland wahrnimmt, ohne dass die christlichen Kirchen oder staatliche Stellen dagegen protestieren.

Man stellt sich die kritische Frage: Wie würde man in den USA darauf reagieren, wenn US-Präsident Barack Obama mit einer „Geliebten" im Weißen Haus residieren würde ? Oder: Was wäre, wenn US-Außenministerin Hillary Clinton sich als Homosexuelle/Lesbe outen würde?

 

Auch Adenauer war mit dem Thema konfrontiert

Auch der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland war nach 1945 mit dem Thema Homosexualität anderer konfrontiert. Als sein erster Außenminister Heinrich von Brentano von Ministekollegen als „Homo" gemobbt wurde, riet ihm seine damalige Protokollchefin Erica Pappritz, sich aus der Sache durch ein Machtwort herauszuhalten. „Die Zuneigung zum eignen Geschlecht ist so alt wie die Menschheit und ebenso ein genetisch bedingtes Laster, das man nicht an die große Glocke hängt", meinte die Etikette-Dame.

Adenauer löste das Problem „Gerüchte und/oder Wahrheit" über den Außenminister auf seine kluge und humorvolle Art, wie später Erica Pappritz intern erzählte: Bei einem Gespräch in vertraulicher Ministerrunde im Palais Schaumburg in Bonn habe Adenauer den geäußerten Bedenken einiger Politiker entgegengesetzt: „Ja, meine Herren, Herr von Brentano ist ein guter Mann. Und übrigens: Mich hat er nicht angefasst". Damit sei damals das Thema unter sich beendet gewesen. Keiner der Ministerkollegen habe sich mehr negativ geäußert.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 181, September 2012