Internationale Pressekonferenz auf dem Palliativkongress in Berlin. Für die Deutsche Krebshilfe forderte Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven (Bild Mitte) Aufwertung der Palliativmedizin durch die Gesundheitspolitik. Kongresspräsident Professor Dr. Christof Müller-Busch (links): Das Gesundheitswesen steht vor einer großen Herausforderung." DKH-Pressechefin Christiana Tschoepe (rechts): Engagement für umfassende und sachliche gesundheitliche Aufklärung.
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Berlin/Bonn (bpb) Die Menschen in Deutschland werden immer älter und die Pflegebedürftigkeit der Senioren steigt. Bis zum Jahr 2030 nimmt die Zahl der Pflegbedürftigen um eine Million auf über 3,5 Millionen zu. Von den 82 Millionen Bürgern der Bundesrepublik sind nach der Statistik bereits über 21 Millionen 65 Jahre und älter. Diese Altersgruppe werde bis 2050 auf 40 Prozent der Gesamtbevölkerung ansteigen, errechneten Experten. Es bestehe daher wachsender Bedarf, alte, kranke und unheilbare Menschen palliativ zu betreuen. Ein wichtiges Ziel ist dabei, den Betroffenen durch modernste schmerzlindernde Behandlungen mehr Lebensqualität am Lebensende zu sichern. Das ist ein internationales Anliegen vor allem auch in den USA und Westeuropa.
Der umfangreiche Fragekomplex wurde am 9. Palliativkongress vom 12. Bis 15. September 2012 in Berlin behandelt, den die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP) mit Beteiligung der Deutschen Krebshilfe e.V. Bonn veranstaltete.(www.krebshilfe.de)
In Deutschland sind derzeit nach Angaben des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV) rund 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig und erhalten Leistungen der Pflegeversicherung. Etwa 760.000 von ihnen leben in rund 11.600 Pflegeeinrichtungen. Die Vorstandsvorsitzende des Verbands, Birgit Weihrauch, appellierte an Bund, Länder und Kommunen, bessere personelle und finanzielle Voraussetzungen für die Betreuung zu schaffen.
Über 63 Millionen Euro für die Palliativmedizin
Die erste Palliativstation mit Unterstützung von Spendengeldern der Deutschen Krebshilfe begann am 7. April 1983 an der Chirurgischen Klinik der Universität in Köln ihre Arbeit. Sie wurde von der Gründerin der Deutschen Krebshilfe, der Röntgenärztin und damaligen First Lady" Mildred Scheel, eröffnet. Zu dieser Zeit musste man Deutschland noch als palliativmedizinisches Entwicklungsland" bezeichnen. 2012 gab es in Deutschland bereits über 400 voll ausgestattete Palliativstationen und Hospize.
Die Deutsche Krebshilfe hat den Weg für diesen Prozess von Anfang an geebnet und schon die erste Palliativstation in Köln gefördert", erinnerte Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven. Bis heute hat die Organisation insgesamt mehr als 63 Millionen Euro in den Aufbau palliativmedizinischer Versorgungsstrukturen, Stiftungsprofessuren, in Forschungsprojekte mit palliativmedizinischen Inhalten sowie in Akademien für die palliativmedizinische Aus? und Weiterbildung investiert." Durch diese Pionierarbeit der Krebshilfe ist die Palliativmedizin ein unverzichtbarer Bestandteil der Krankenversorgung und ein Lehrfach in der medizinisch-universitären Ausbildung.
Die Deutsche Krebshilfe in Bonn hat aktuelles Informationsmaterial über Palliativmedizin sowie eine Publikation in der Reihe Blaue Ratgeber", wie Pressesprecherin Christiana Tschoepe erklärte. Es kann kostenlos bei der Krebshilfe bezogen werden (Telefon 0228 -
Auf dem Kongress in Berlin wurde sehr deutlich: Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP) steht als wissenschaftliche Fachgesellschaft
für die interdisziplinäre und multiprofessionelle Vernetzung. Ihre über 4.000 Mitglieder aus Medizin, Pflege und weiteren Berufsgruppen engagieren sich für eine umfassende Palliativ? und Hospiz-Versorgung in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten
Gemeinsames Wirken für flächendeckende Palliativmedizin in Deutschland: DGP-Präsident Prof. Dr. Friedemann Nauck (links) bei der Pressekonferenz mit Kongresspräsidentin Dozentin Martina Kern und ihrem Kollegen Kongresspräsident Professor Dr. Michael Ewers.
Foto: bpb/Marco
Sorge für unheilbar Kranke wird immer wichtiger
Kongresspräsident Professor Dr. Christof Müller?Busch erklärte, das Gesundheitswesen stehe vor einer großen Herausforderung."Neben der Therapie von Erkrankungen wird die Begleitung von unheilbar kranken Menschen immer wichtiger."
Das Ziel einer bundesweit flächendeckenden Palliativversorgung sei leider noch nicht erreicht, bedauerte Krebshilfe-Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven auf dem Kongress. Das Millionen Menschen betreffende Thema müsse daher gesundheitspolitisch mehr Gehör finden. Der Nationale Krebsplan sei dafür eine geeignete Plattform. Die Deutsche Krebshilfe begrüße, dass in den zuständigen Gremien kürzlich entschieden wurde, auch der Palliativmedizin künftig den entsprechenden Raum für gesundheitspolitische und strategische Diskussionen zu geben"
DGP-Präsident Prof. Dr. Friedemann Nauck forderte die umfassende Behandlung aller von Schmerzen betroffenen Patienten. Er betont, dass die Palliativmedizin nicht allein in der Behandlung von Menschen mit Krebserkrankungen, sondern in allen medizinischen" Fachgebieten ihren Platz haben sollte. Dazu gehörten Intensivmedizin, Inneren Medizin, Chirurgie, Geriatrie ebenso wie die Neurologie und die Pädiatrie: Jeder Arzt muss neben der kurativen Therapie die palliativmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten kennen und frühzeitig einsetzen oder mit Palliativteams kooperieren."
Auch Familienmitglieder benötigen Beistand
Der Palliativkongress im Berliner Congress Centrum hat Bedeutung für die internationale Diskussion auf diesem Gebiet. Die Problematik stellt sich nämlich gleichermaßen in den USA sowie in anderen Industrienationen, in denen der Anteil alter Menschen steigt. An mehreren Tagen diskutierten die rund 2.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen darüber, wie auch den Angehörigen von Schwerstkranken besser beigestanden werden kann. Vier bis fünf Angehörige sind im unmittelbaren Umfeld betroffen, wenn ein schwer erkrankter oder sterbender Mensch betreut wird", berichtete Kongresspräsidentin Martina Kern. Das sind derzeit etwa drei bis vier Millionen Angehörige in Deutschland. Dazu gehören Kinder, deren Mutter, Vater, Bruder oder Schwester an einer tödlichen Krankheit leiden sowie Eltern schwersterkrankter Kinder. Auch hochbetagte Frauen und Männer wissen in vielen Alltagssituationen nicht, wie sie ihren kranken und oft dementen Lebenspartner begleiten sollen. Sie fühlen sich mit ihren Ängsten und Sorgen häufig alleingelassen."
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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 182, October 2012