Aus dem Palast des Papstes am Petersdom auf die Holzbank des Vatikan-Gerichts: Paolo Gabriele. Der ehemalige päpstliche Kammerdiener machte sich durch Diebstahl" vertraulicher Dokumente des Heiligen Vaters strafbar.
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Vatikan Stadt (bpb) Papst Benedikt XVI. hat seinen Kammerdiener Paolo Gabriele verloren. Das Vatikan-Gericht verurteilte den einst getreuen Familienvater zu 18 Monaten Gefängnis wegen Diebstahls. Der Grund: Gabriele hatte private und sogar geheime" Papiere des Papstes unterschlagen und sie teils italienischen Medien zugeleitet. Eine große Anzahl davon hatte man nach Angaben der Polizei in über 80 Kartons in seiner Wohnung im Vatikan-Staat gefunden.
In dem Prozess Anfang Oktober 2012 hatte der 46jährige Gabriele zugegeben, er habe vertrauliche Dokumente aus den päpstlichen Gemächern kopiert und weitergegeben. Dafür trage er die alleinige Verantwortung: Geld habe er dafür nicht bekommen. Es gebe auch keine Mittäter. Gabriele bedauerte, das Vertrauen des Papstes aus Deutschland missbraucht zu haben. In diesem Punkt fühle er sich schuldig. Zugleich wies er den Anklage-Verwurf des schweren Diebsahls zurück. Er gab zu verstehen, dass er den Papst vor möglichen Intrigen im Vatikan schützen wollte und dass er aus Verehrung, Wertschätzung und "liebe zum Heiligen Vater" gehandelt habe.
Diese von Gabriele dargelegte gute Absicht ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass er sich strafbar gemacht hatte. Immerhin hat er durch sein Verhalten die sogenannte Vatileaks-Affäre mit weltweitem Interesse für die Ereignisse im Kirchenstaat ausgelöst. Dies wiederum warf die Frage auf: wie mächtig ist der Papst im eigenen Vatikan-Staat und wer sind seine Widersacher und Maulwürfe" im engsten Kreis?
Die Gerichtsverhandlung ließ nach Ansicht von Prozessbeoachtern viele Fragen über mögliche Hintergründe offen. Der päpstliche Kammerdiener hüllte sich vorwiegend in Schweigen. In einem Schlusswort sagte der Verurteilte, er habe aus tiefer Liebe zur Kirche und zum Papst" gehandelt. Er fühle sich jedoch nicht als Dieb.
Begnadigung durch den Papst möglich
Der Prozess um den Ex-Butler hat das Augenmerk auf die in der WeLt einmalige Konstruktion des Staates Vatikanstadt gelenkt. Er ist nach Wikipedea der kleinste allgemein anerkannte Staat der Welt". In dieser Enklave des Stadtgebietes von Rom mit einer Fläche von etwa einem halben Quadratkilometer leben abwechselnd bis zu 990 Einwohner.
Der Staat Vatikanstadt wird als eine absolute Wahlmonarchie bezeichnet. Ihr Oberhaupt ist der Papst, der von den Kardinälen auf Lebenszeit gewählt wird. Wer immer im Vatikan zumindest heimlich mitregiert oder offiziell in hohen Positionen den Ton angibt, das letzte Wort hat immer der Papst. In diesem weltlich-administrativen Bereich ist der jeweilige Papst auch der oberste Bos" indessen Namen selbst die weltlichen Gerichtsurteile verkündet werden. Es liegt daher völlig in der Macht von Papst Benedikt XVI.; seinen einstigen und jetzt durch Fehltritt verlorenen Sohn" Paolo Gabriele zu begnadigen.
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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 182, October 2012