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Ungarn hat „Gedenktag Vertreibung Deutscher" nach 1945

BdV-Präsidentin Steinbach würdigt Parlaments-Beschluss im EU-Staat

 

Von B. John Zavrel

 

 

Die aktuelle Landkarte von Ungarn mit seinen angrenzenden Nachbarn in allen Himmelsrichtungen. Nach zwei Weltkriegen hat Ungarn urch die Entscheidung der Siegermächte zwei ‚Drittel seines ursprünglichen Territoriums an die Anrainerstaaten verloren. Diesen Verlust hat die Mehrheit des ungarischen Volkes bisher nicht überwunden.

Foto: History-Archive

 

Berlin/Budapest (bpb) Das ungarische Parlament hat den 19. Januar zum offiziellen Gedenktag der Vertreibung Ungarn-Deutscher nach 1945 erklärt. Damit hat erstmals ein EU-Staat der immer wieder gestellten Forderung aus der Bevölkerung entsprochen, die „Vertreibung-Verbrechen" der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs in der Erinnerung zu bewahren. Aus alten deutschen Siedlungsgebieten kamen damals auch viele Flüchtlinge nach Bayern und Westdeutschland, wo sich die junge Demokratie unter Bundeskanzler Konrad Adenauer im Aufbau befand.

In Berlin hat die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, den einstimmigen Beschluss des Parlaments in Budapest ausdrücklich begrüßt. „Ungarn hat als erstes Land, aus dem Deutsche nach dem Krieg vertrieben wurden, einen Gedenktag eingerichtet, an dem der damaligen Ereignisse gedacht werden soll. Als Datum wurde der 19. Januar gewählt, der Jahrestag des Beginns der Vertreibung im Jahr 1946", erklärte die CDU-Bundestagsabgeordnete in Berlin. Besonders hervorzuheben sei, dass der Beschluss im ungarischen Parlament über alle Parteigrenzen hinweg einstimmig von Regierung und Opposition erfolgte.

Ungarn ist seit dem 1. Mai 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) und seit dem 12. März 1999 Mitgliedstaat der NATO. Der "Human Development Index" zählt Ungarn zu den sehr hoch entwickelten Staaten.

 

Wortlaut des Parlamentsbeschlusses

Der bedeutungsvolle Parlamentsbeschluss hat nach Angaben des BdV folgenden Wortlaut:

 

„1. „Das Ungarische Parlament erklärt den 19. Januar, den Jahrestag des Beginns der Vertreibung im Jahr 1946, zum Gedenktag der Verschleppung der Ungarn-Deutschen.

2. Das Ungarische Parlament hält für erforderlich, dass der die Menschenrechte schwer verletzenden und unrechtmäßigten Verschleppung der Gemeinschaft der Deutschen in Ungarn, die (durch die Umsetzung des Beschlusses des Alliierten Kontrollrates vom 20. November 1945)aufgrund des falschen Vorwurfs und des Grundsatzes der Kollektivschuld am Ende des 2. Weltkrieges und in der Zeit danach Verfolgung und Beraubung ihrer Güter erleiden musste, würdig gedacht wird, zollt allen Respekt, die Opfer der Demütigungen, Verschleppungen waren, insbesondere den kirchlichen bzw. weltlichen Personen, die die Verfolgung und sogar den Tod wegen ihres Verantwortungsbewusstseins und ihrer Solidarität für die ihnen anvertrauten Gemeinschaften häufig freiwillig akzeptiert haben,unterstützt und betreibt die Organisation von Gedenkveranstaltungen, die von Unterrichtsmaterialien bezüglich der Verfolgung, Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen.

Dieser Beschluss tritt am Tag nach der Veröffentlichung in Kraft."

 

(Ende des Parlaments-Beschlusses)

 

 

Ungarn fühlt sich seit Ende des ersten Weltkriegs als Opfer

Der aktuelle ungarische Parlamentsbeschluss ist nach Ansicht politischer Beobachter „mutig und von historischer Bedeutung". Er entspreche auch dem Willen der Bevölkerung, die sich bereits seit den schmerzlichen, großen Landverlusten nach dem ersten Weltkrieg als Opfer der damaligen Siegermächte fühlen.

Nach dem von den Siegern diktierten so genannten Friedensvertrag von Trianon verlor das ehemalige Königreich Ungarn zwei Drittel seines Territoriums durch die Aufteilung der Kriegs-Gewinner. Profitiert davon haben die Anrainer Ungarnsund Nachfolgestaaten. Die Ungarische Delegation unterschrieb den von ihr als ungerecht und demütigend empfundenen Vertrag unter Widerspruch am 4. Juni 1920. Schließlich verlor Ungarn 25 Jahre später auf Beschluss der Siegermächte die ungarisch bewohnte Südslowakei (entlang der Donau) und einen beträchtlichen Teil Siebenbürgens im heutigen Rumänien, wo Deutsche in kommunistischer Zeit verfolgt und oft nur gegen Zahlung von Geldern frei gekauft werden konnten.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 185, January 2013