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Erica Pappritz und der „Nazi-Teppich" im Kanzleramt

Das Nachrichtenmagazin „ Spiegel" macht Wirbel um Göring-Sammelstück

Von B. John Zavrel

 

Während des Besuchs von US-Vizepräsident Joe Biden in Bonn Anfang Februar erregte ein Perser-Teppich im Bundeskanzler die Gemüter, weil dieses gute Stück aus der früheren Sammlung von Hitlers Reichsmarschall Hermann Göring stammen soll.

 

Berlin/Bonn (bpb) Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel soll sich offensichtlich dafür entschuldigen, dass zur Ausstattung des Bundeskanzleramtes ein Perser-Teppich aus der früheren Sammlung von Adolf Hitlers Reichsmarschall Hermann Göring liegt. Das hat das Nachrichtenmagazin „Spiegel" herausgefunden und macht darüber großen Wirbel. Regierungschefin Angela Merkel (CDU) die mit der ganzen Sache persönlich nichts zu tun hat, äußerte sich trotz des Drängens von Medien nicht zu dem „Fall".

 

Sie ist tatsächlich mit wichtigeren Dingen Befasst. In Berlin empfing sie gleichzeitig zu den Enthüllungen des Magazins hochrangige Sdtaatsgäste. Am 1. Februar empfing Kanzlerin Merkel den US-Vizepräsident Joe Biden zu einem Gedankenaustausch über internationale politische Fragen. Vorher war Frankreichs Staatspräsident François Hollande. Darüber hinaus kam der ägyptische Präsident Mohammed Mursi zu einem Kurzbesuch. Er traf die Kanzlerin mit ihrem Außenminister Guido Westerwelle (FDP).

Der „Nazi-Teppich" spielte dabei keine Rolle. In Medien hieß es jedoch (ohne amtliche Bestätigung) die Bundeskanzlerin sei über die Enthüllung angeblich „„wütend".

 

Kulturstaatsminister soll Dienstgebäude „entnazifizieren"

In diplomatischen Kreisen wurde empfohlen, die Kanzlerin soll ihren Kulturstaatsministr Bernd Neumann anweisen, er soll Regierungseinrichtungen dadurch „entnazifizieren", indem er Kunst und Antiquitäten aus Reichsbesitz entfernt undin ein Depot steckt..

Es scheint, dass sich in der Frage von Beutekunst in alle Richtungen mehr auf unterer Ebene ereignet, als dem Kanzleramt zu Ohren kommt. Nicht nur Deutsche hatten während des Krieges Kunst erbeutet. Osder duch sogenannte Notkäufe Kunst aus jüdischem Besitz günstig erwerben können. Auch die sowjetrussische Besatzung und Dienststellen der USA und der Westalliierten haben sich bekanntlich am Kunstraub nach 1945 beteiligt. Sogar beim Untergang der DDR wurden aus von Sowjetsoldaten genutzten Kasernen deutsche Kunstgüter an Händler „verscherbelt", ohne dass sich der Kulturstaatsminister um dieses der Bundesregierung zustehende Staatseigentum kümmert.

 

Blick in das Arbeitszimmer von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Protokoll und Etikette-Dame Erica Pappritz hatte das Kanzleramt Palais Schaumburg in Bonn um1950 mit Teppichen und Antiquitäten eingerichtet. die aus Staatsbesitz stammenden Gegenstände und Räume gehören heute zum zeitgeschichtlichen Museum Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, dessen Stiftungspräsident der Historiker Prof. Dr. Hermann Schäfer ist.

Foto: Marco-VG Bonn

 

Frau Pappritz: Keine Raubkunst für die Ausgestaltung

Für die Erstausstattung von Bundeskanzler Konrad Adenauers Dienstsitz in Bonn war Protokollexpertin Erica Pappritz zuständig. Als Sie 1949 mit dem späteren Protokollchef Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld in das Palais Schaumburg einzog, kam es schon bald zu einem Gespräch mit Adenauer „außerhalb des Protokolls". Nach einer Gesprächsnotiz im Pappritz-Archiv hatte Adenauer die in Weimarer Republik und NS-Zeit berufserfahrene Diplomatin gefragt, welche Vorstellungen sie für die Einrichtung habe. Sie antwortete , die Gestaltung müsse „gediegen, wertvoll, deutsch und standesgemäß" sein. Geeignetes Mobiliar sei in diskreten Depots genügend übrig geblieben. Auf den Hinweis Adenauers, man wolle nichts verwenden, was möglicherweise unrechtmä8g beschafft wurde, versicherte die Pappritz: „Herr Bundeskanzler: Es wird alles nach Recht und Gesetz abgewickelt werden. Infrage kommen nur Dinge, die gekauft und bezahlt wurden." Übrigens habe die Bundesregierung einen Rechtsanspruch auf das ehemalige Staatseigentum dieser Art. Der Kanzler schien zufrieden und vertraute seiner Protokolldame, die er bis zu deren Pensionierung behielt.

 

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science, Nr. 186, February 2013