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DER UNTERGANG hat die Qualität von Hollywood

Bernd Eichinger schreibt mit Hitler-Drama Filmgeschichte

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

Die letzten Tage des Führers: Szenenfoto mit den Darstellern Adolf Hitler, Eva Braun und Albert Speer im Führerbunker 1945 im Regierungsviertel Berlin.

Copyright für alle Standfotos: Constantin-Film, München

 

 

Berlin (bpb) Bernhard Eichinger hat mit seinem Film DER UNTERGANG bereits Filmgeschichte geschrieben. Das historische Drama über die letzten Tage des Diktators, Reichskanzler und Führer im Bunker der Neuen Reichskanzlei 1945 in Berlin hat das Format von Hollywood-Produktionen. Dabei wären die 13,5 Millionen Euro Filmkosten für die Herren von Hollywood low budget.

Bei der Gala-Vorführung des 155 Minuten langen Filmwerks am 12. September 2004 im Delphi Filmpalast am Zoo in Berlin gab sich Produzent und Drehbuchautor Eichinger bescheiden: „Es ist ein Werk vieler, ein Erfolg aller daran beteiligten Personen und Stellen." Er dankte der ARD und der Filmförderung Bayern für die Unterstützung. Ohne dieses Engagement wäre es nicht möglich gewesen.

Fast 60 Jahre nach dem Tod Adolf Hitlers und den grauenvollen Ereignissen der Zerstörung Berlins durch die kommunistische Sowjetarmee hat es ein deutscher Regisseur gewagt, dieses heikle Thema anzupacken. Dabei betont der Macher, er habe sich um Aufrichtigkeit und historische Wahrheit bemüht.

Dies ist ihm jedoch nicht immer gelungen, da er sich in seinem Drehbuch fast ausschließlich auf die subjektiven Darstellungen des Autors Joachim Fest stützte. Er gilt als der „Papst" unter den Hitler-Biographen. Mit finanzstarken Verlegern im Hintergrund nehmen die Meisten Medien seit Jahrzehnten die auch umstrittenen Darstellungen von Fest als unumstößlich hin.

Ferner nutzt Eichinger für den Film die von der Journalistin Melissa Müller mitverfassten Erinnerung der jüngsten Hitler-Sekretärin Traudl Junge, die sich noch kurz vor ihrem Tode in Film und Texten als die wichtigste Zeitzeugin beim Untergang hervortat. Dabei war Junge im Führerbunker das unbedarfte „Kind" und sogar das „Dummerle aus Bayern". Eichinger setzt ihr jedoch im Film durch die hochbegabte Schauspielerin Alexandra Maria Lara ein Denkmal. Der Berliner Dialekt war nicht authentisch.

 

Für Insider völlig falsch sind folgende Darstellung:

1. Die Vergabe von Giftkapseln durch Hitler persönlich im Führerbunker,

2. Das Feiern von Festen in der einstürzenden Reichskanzlei

3. Das angebliche Chaos von betrunkenen Wehrmachtsangehörigen im Führerbunker zu Lebzeiten Hitlers.

4. Die Flucht von Hitlers ersten Privatsekretärin Gerda Christian aus der Reichskanzlei und Berlin.

SS-Hauptsturmführer Otto Günsche, Hitlers Adjutant, hatte kurz vor seinem Tod im Oktober 2003 sich gegen die Darstellung von Traudl Junge verwahrt, Hitler selbst habe die Gift-Kapseln verteilt. Hitlers Chefsekretärin Gerda Daranowski, verheiratete Christian, betont in ihren bisher unter Verschluss gehaltenen Erinnerungen „Hinter den Toren der Macht", das seien alles Hirngespinste. Günsche und Daranowski, die von Hitler wegen ihres polnischen Namens liebevoll Dara genannt wurde, hatten es stets vermieden mit Fest zu sprechen.

 

Szenenbild: Adolf Hitler (Bruno Ganz) bei seiner letzten Ehrung von 14 bis 16 Jahren alten Jungen. Sie hatten nach historischen Aufzeichnungen im Straßenkampf um Berlin mit Panzerfäusten sowjetische Panzer zerstörten und waren bereit, für „Führer, Volk und Vaterland" zu sterben.

 

Eichingers gute Auswahl von Schauspielern

Der deutsche Hollywood-Regisseur Eichinger hat bei der Auswahl von Schauspielern auf kaum bekannte Männer und Frauen zurückgegriffen. Bei der Gala-Vorführung in Berlin sah man Menschen im Rampenlicht, nach denen sich im Alltag auf der Straße keiner umdrehen würde. Die gelungene Auswahl der Akteure durch Eichinger und seine Berater bewirkt beim Betrachter eine starke Authentizität des Geschehens.

Eine sagenhafte Mammutarbeit hat bei diesem Film Christine Rothe vollbracht, die Chefin der Herstellungsleitung. Eichinger hatte guten Grund, ihr und dem Team besonders zu danken. Was man aus unscheinbaren Menschen machen kann, zeigten in grandioser Weise Waldemar Pokromski (Maske) und Claudia Bobsin (Kostüme).

Die schwerste Rolle hatte der Schweizer Mime Bruno Ganz als Adolf Hitler zu bewältigen. Er war offensichtlich der beste, den Eichinger finden konnte. Trotzdem waren Nase und Wangen von Gans zu dick, seine Haarsträne meist zu ölig und die laszive Art, wie er sich in einer Szene die Haarsträne aus dem Gesicht fischt, eher peinlich und historisch unzutreffend.

 

Szenenbild im Film: Adolf Hitler und seine frisch vermählte Ehefrau Eva Braun verabschieden sich im Führerbunker von den Mitarbeitern. Kurz darauf folgte der Freitod. Hitler hatte seinen Selbstmord damit begründet, dass er nicht lebendig in die Hände der Russen oder anderer Siegermächte fallen möchte und lieber mit dem Reich untergehe.

 

Wer im Film über den Untergang des „weltgrößten Ungeheuers, Verbrechers und Judenmörders" Adolf Hitler die darin dargestellten Personen in Wirklichkeit kannte oder ihnen begegnet ist, wird bestätigen: Die Darstellungen waren treffend bei Rüstungsminister und Hitler-Architekt Albert Speer (Heino Ferch) sowie Hitler-Adjutant Otto Günsche. Dagegen wurde die im Leben elegante, schlanke und hochintelligente Gerda Christian vom Drehbuchautor durch seinen Star Junge (A.M.Lara) verdrängt und dargestellt wie eine fette Zwangsarbeiterin.

Beeindruckend war die schauspielerische Leistung von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels (Ulrich Matthes) und seiner Frau Magda (Corinna Harfouch). Sie bewältigten die erschütternde Darstellung von der Vergiftung ihrer sechs Kinder und den eigenen Freitod in ergreifender Weise.

 

Standfoto aus dem Film Der Untergang: Familie Joseph Goebbels, die kurz nach dem Tod Hitlers im Führerbunker aus dem Leben schied. Magda Goebbels ließ den schönen und fröhlichen Kindern einen Schlaftrunk geben, um ihnen dann die Giftkapseln einzuverleiben. Magda Goebbels, die von Hitler in der Reichskanzlei als vorbildliche und tapfere Mutter bezeichnet worden war, sah für ihre Kinder in einem Leben nach dem Dritten Reich keine Zukunft.

Foto: Constantin Film

 

Nach der Filmpremiere in Berlin gab es für Bernd Eichinger, Regisseur Oliver Hirschbiegel, Rainer Klausmann (Kamera) und Christine Rothe (Produktion) lang anhaltenden Beifall. Für Hitler-Darsteller Bruno Ganz gab es sogar Standing ovations. Daran beteiligten sich auch sämtliche junge Premierebesucher.

 

 

Copyright 2004 West-Art, Prometheus 93/2004

 

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science.

Nr. 93, Autumn 2004