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Josef Wackerle ist ein Bildhauer der Urkraft

Monumentalfiguren auf dem Olympia-Gelände Berlin und in München

 

Von Joe F. Bodenstein

 

 

 

(C) Josef Wackerle 1955 -Wackerle Archiv/VG MARCO

 

München / Berlin (bpb) Zwei Monumentalfiguren „Rossebändiger" schmücken seit 1936 das Marathon-Tor im Olympia-Gelände Berlin. Geschaffen hat sie der Bildhauer Josef Wackerle (1880-1959). Kunsthistoriker Kurt Lothar Tank schrieb in „Deutsche Plastik der Zeit", wie dem Bildhauer Karl Albiker sei auch Wackerle „in den Rosseführern des Reichssportfeldes ein Werk gelungen, das in seiner geschlossenen, starken Form zum Besten zu zählen ist, was auf dem Gebiet der Monumentalplastik bisher geschaffen wurde".

Wackerle war 56 Jahre, als er diese Arbeiten vollendete. Er gehörte zu den Bildhauern, von denen Reichskanzler Adolf Hitler eine gute Meinung hatte. Der Besuch des Führers in Wackerles Atelier (damals eine große Ehre) brachte dem Künstler nach 1945 scharfe Kritik und Missachtung ein. Im offiziellen Kunstbetrieb der Bundesrepublik nach 1945 war der Name Wackerle auf der „schwarzen Liste". Er bekam keine Aufträge in der demokratischen Gesellschaft. Selbst im Jahr 2004 wird Wackerle von deutschen regierungsamtlichen Institutionen und den von ihnen finanziell abhängigen Kunsthistorikern als geächtet behandelt. Wackerle war am 20. März 1959 in seinem Heimatort Partenkirchen in Bayern gestorben, hoch geachtet und verehrt von den Freunden seiner Kunst.

Geboren wurde Josef Wackerle am 15. Mai 1880 in Partenkirchen. Seit Jahrhunderten saßen seine Vorfahren im Gebiet von Partenkirchen und Mittenwald. Die meisten von ihnen waren Bauern im Werdenfelser Land. Ein Großvater war Holzschnitzer, der Vater Wackerles war Baumeister. Die künstlerische Begabung von Josef Wackerle wurde bereits im Alter von 13 Jahren in der Holzschnitzschule in Partenkirchen entdeckt. Er setzte seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule und dann an der Akademie in München fort. Adolf von Hildebrand beeinflußt Wackerle, wie es später auch der Bildhauer Arno Breker erlebte. Studienreisen nach Frankreich, Italien und Skandinavien erweiterten die Sicht des begabten Bayern. Im Alter von 26 Jahren wird Wackerle künstlerischer Leiter der Nymphenburger Porzellanmanufaktur in München. Von 1913 bis 1917 wirkt er als Lehrer an der Unterrichtsanstalt der Kunstgewerbeschule Berlin, wo er u.a. mit Bruno Paul zusammenwirkt. 1917 tritt er die Nachfolge von Flossmann an der Münchner Kunstgewerbeschule an. 1924 folgt er einem Lehrauftrag der Münchener Akademie, den er bis Ende des zweiten Weltkrieges ausübte. Dann endeten schlagartig seine öffentlichen Aufgaben und Ämter.

 

 

 

(C) Josef Wackerle 1955 .-Wackerle Archiv/VG MARCO

 

Josef Wackerle hat u.a. Kriegerdenkmäler in Kehlheim, Partenkirchen, Nürnberg und Schweinfurt geschaffen. Im Dritten Reich arbeitete Wackerle vorwiegend mit dem Architekten Paul Ludwig Troost zusammen. Sein damaliger Stil wird als „tektonische Plastik" bezeichnet, bei dem Bewegung und mitunter barocke Formen zusammengeführt werden. Sein bekanntestes öffentliches Werk, der Neptun-Brunnen in München, wird am 29. Mai 1937 eingeweiht. Das Hauptbassin dazu schuf Professor Biber. Wackerle führte eine Reihe Auftragsarbeiten für markante Gebäude aus. Dazu gehörten Reliefs für das Münchener Hotel Rheinischer Hof (Vater Rhein), das Zeiss-Hochhaus in Jena (Durch Nacht zum Licht) sowie vier Meter hohe Glockenschläger-Figuren auf dem Leipziger Hochhaus (in Kooperation mit Architekt Troost). Ab 1936 ist der angesehene und erfolgreiche Bildhauer Mitglied des Reichskulturrats, gefolgt von der Mitgliedschaft im Präsidialrat der Reichskulturkammer. Zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 1940 erhält Wackerle auf Vorschlag von Adolf Hitler die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.

 

 

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Nr. 93, Autumn 2004