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Wolfgang Hutter kritisiert die Missachtung der realistischen Kunst

Protest der Bürger gegen den Kult um die abstrakte Kunst

 

 

Der Maler Wolfgang Hutter bei seiner Ansprache in der Galerie von Dr. Lore Scheer in Wien. Daneben seine Schülerin, die Malerin Jolanda Richter.

© Photograph: Galerie 10/Marco-VG

 

 

Wien (bpb) Der Maler Wolfgang Hutter hat die Missachtung der gegenständlichen Kunst im deutschsprachigen Raum kritisiert. Der Kunstprofessor forderte zugleich die Bürger zu breiten Protest gegen den von Medien und öffentlichen Kunstinstitutionen seit 1945 praktizierten Kult um die abstrakte Kunst auf. Damit hat erstmals ein führender Künstler aus Österreich die Tatsache kritisiert, dass zeitgenössische Maler, Bildhauer und Graphiker von den Medien, staatlichen Institutionen und Museen sowie großen Bauherren weitgehend diskriminiert werden.

Hutter wird wie Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser zu den phantastischen Realisten der Wiener Schule gezählt. Im Zusammenhang mit der Rede Hutters in der Galerie 10 von Dr. Lore Scheer hat der Maler Angerer der Ältere daran erinnert, das US-Amerikanische Politik nach 1945 die Ablehnung gegenständliche Kunst propagiert habe. Der CIA sei „nach dem Krieg mit immensen Geldern ausgestattet worden, um die abstrakte Kunst in Europa zu fördern und diejenigen massivst zu behindern, die sich dagegen auflehnten".

 

Die Rede von Professor Hutter zur Eröffnung einer Ausstellung von Jolanda Richter (2004/2005) hat folgenden Wortlaut:

 

An der Sache ist das Publikum schuld!

Es ist hier, aber nicht nur hier, sondern auf der ganzen Welt etwas eingetreten, das die Kunst Jolanda Richters eigentlich verbietet.

Gehen Sie in ein Museum, betrachten Sie Prospekte, schauen Sie auf Photos von Ministern und seien Sie neugierig zu wissen, was hinter ihren Schreibtischen hängt. Es ist mit höchster Wahrscheinlichkeit ein abstraktes Bild. Wenn im Prospekt einer Möbelfirma zur Dekoration hinter Betten oder Sesseln ein Bild hängt, so ist es ein abstraktes Bild.

Man merkt also, dass das, was Jolanda Richter und ich tun, in diesem Land eigentlich verboten ist.

Wenn vom Minister bis zum Bundeskanzler alle nur abstrakte Bilder hinter sich hängen haben, müssen wir etwas falsch gemacht haben. Wir haben einen falschen Weg begangen, wir sind Sünder, wir müssen uns an die Brust klopfen und um Verzeihung bitten, dass wir überhaupt existieren und dass wir solche Bilder machen.

In der Zeitschrift FORUM gab es einmal eine kurze Problematik zwischen mir und dem Künstler Joseph Mikl, in der man den anderen nicht versucht hat umzubringen, sondern zurechtzuweisen. Die Geschichte ist ungefähr 40 Jahre her, und ich schrieb damals im Forum das „Märchen von der optischen Kultur". Und in diesem Märchen kommt alles das vor, was bis heute eingetreten ist. Und ich beschreibe dort ungefähr die Situation. Ein land, ein utopisches, nicht näher zu beschreibendes Land, in dem es keine realistischen Bilder mehr gibt. Es sind nur mehr Striche, Flächen und Flecke.

Und die Erzählung der Mama ist dann nicht mehr: „Und das Kind ging durch den dunklen Wald…", sondern: „Und der kleine gelbe Punkt steht vor dem großen, dunklen, schwarzen Fleck und hat fürchterliche Angst und der spitze, rot kommt und rettet ihn vor dem dunklen schwarzen…."

 

Punkt, Punkt, Komma Strich…

Dann schrieb ich in diesem Artikel weiter: Die Zeiten änderten sich und irgendwo im Hinterzimmer eines Kaffeehauses treffen sich eine handvoll seltsamer junger Leute und einer von ihnen sagt: „Mir ist da heute etwas Gigantisches in meinem Atelier aufgefallen. Man könnte doch folgendes machen: Punkt, Punkt, Komma Strich, ist das nicht ein Mondgesicht?" Dies war das Ende meiner Erzählung, und ich habe das Gefühl, dass wir noch immer mittendrin in dieser Geschichte sind.

Menschen wie Frau Richter werden in diesem Land noch immer nicht so geschätzt, wie es sein sollte: ihre Fingerfertigkeit, ihr Talent. Mit einem Wort: sie ist das, wozu die Leute früher gesagt haben: das ist ein Maler. Und es war klar, dass das jemand ist, der malen kann. Und nicht irgendwelche Verkehrsunfälle mit roten und schwarzen Strichen, bei denen man glauben könnte, es sei ein Protokoll zweier zusammengekrachter Autos.

Aber das gilt heute als Bild. Wir haben heute das Museumsquartier, wo all das vorhanden ist. Wir haben in Österreich vier neue Museen, auch dort ist all das vorhanden.

Man kann hier nun eigentlich nicht wissen, was lost ist. Haben wir beide Recht oder sind wir einfach Fossilien, die aussterben und verschwinden sollten?

Und da komme ich nur zu einer einzigen Schlussfolgerung: An der Sache ist eigentlich das Publikum schuld. Ein Publikum, das sich nicht empört, welches nicht des Kaisers neue Kleider erkennt. Es müsste eigentlich protestieren, nicht wir. Wir malen, protestieren müssen eigentlich Sie".

 

 

Copyright 2005 West Art, Prometheus 95/2005

 

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Nr. 95, Spring 2005