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Albert Speer and the tears of crocodiles

Das Geschäft mit der Nazi-Zeit blüht in Deutschland

Kult-Autor Joachim C. Fest gibt sich entrüstet

 

Von David Shalmo

 

 

It is a never-ending story: Germany and the Nazi times. The famous magazine DER SPIEGEL published an interesting documentation on Albert Speer, the War Minister and architect of Adolf Hitler. Author Joachim C. Fest interviewed Speer after the release of the prison for war criminals in Berlin-Spandau. For decades, Fest has been making a lot of money from his books. The new facts about Speer are a surprise for Fest. Now he feels that he had been misused by the Nazi Minister. At the same time, he publishes new books on this epoch.

© Photo: Archive/Der Spiegel

 

 

Berlin (bpb) Die Nazi-Zeit ist eine unendliche Geschichte. Das berühmte Magazin Der Spiegel (The Mirror) in Deutschland (Marktführer vor Focus Magazin) machte in seiner Ausgabe Nr. 18 von Mai 2005 neue Enthüllungen über Albert Speer. Er war Rüstungsminister Adolf Hitlers, sein Architekt und enger Vertraute. Der Spiegel-Bericht bezog sich auch auf den ARD-Film SPEER UND ER von Horst Koenigstein und Heinrich Breloer.

Den medialen Nazi-Jägern in Deutschland wird seit neuestem klar: Speer war nicht nur der „gute Nazi", den die Alliierten bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg zu 20 Jahren Gefängnis verurteilten und nicht zum Tode. Er wusste offensichtlich mehr über die Vernichtung der Juden, als er vorgab. Darüber schockierte sich auch Erfolgsautor Joachim C. Fest in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ. Die Reaktionen darauf sind geteilt: Ein Mann wie Fest, der Speer interviewte, ihm bei seinen Büchern half und mit Büchern über Hitler und die Nazizeit seit Jahrzehnten riesig verdient, weint offensichtlich Krokodilstränen. Fest als Opfer von Speer? Da lachen wohl die Hühner. Speer ist weiterhin als Medienliebling ein „Goldenes Kalb" für TV und Zeitungen. Man kann es stets anzapfen, wenn man Nazi-Wirbel machen will.

 

 

Hitler-Architekt Albert Speer (rechts) sitzt 1941 Modell für den Bildhauer Arno Breker. Er schuf die Büste auf Wunsch von Adolf Hitler für die Ausgestaltung von Staatsbauten. Breker war der Skulpturenschmuck in der neuen Architektur der Reichshauptstadt Berlin übertragen.

© Photo: Marco-VG, www.museum-arno-breker.org

 

 

Die Massenberichterstattung über das Dritte Reich und die unterschiedlichen Jahrestage sehen jüdische Kreise in Europa, Israel und USA mit gemischten Gefühlen. Was über die NS-Zeit mit Entrüstung und Empörung permanent in Deutschland und Österreich verbreitet wird, nährt eher den Mythos Hitler und der Nationalsozialisten. Es verharmlost letztlich die Verbrechen an den Juden. Und das wäre schändlich!

 

Szenefoto aus dem Film SPEER UND ER. Die Schauspieler Tobias Moretti (Hitler) und Sebastian Koch vor einem Architekturmodell für die Hauptstadt Germania.

© Foto wdr/Standfoto

 

Die Informationsmaschine wird von vielen prominenten Autoren, Filmemachern und Verlagen in Bewegung gehalten. Dazu gehören der Autor Jobst Siedler, der Springer-Verlag mit Welt, Welt am Sonntag, Bild am Sonntag und die Bild-Zeitung. BeimTV führt das Zweite Deutsche Fernsehen unter dem Intendanten Markus Schächter. Er war nach mehreren Anläufen am 9. März 2002 zum Nachfolger von Dieter Stolte gewählt worden. Seither hat das ZDF unter Dr. Guido Knoop das Geschäft mit der Nazi-Zeit im Sender zur großen Blüte verholfen. Aus immer wieder neuen Kompositionen des Archivmaterials werden Sendungen zusammengestückelt und wortreich dramatisiert. So überschwemmen sie dann wie eine „Daily Soap" immer wieder die Kanäle. Das Geschäft mit Video und DVD über diese Nazifilme floriert.

Nun hat das Erste Deutsche Fernsehen 2005 mit dem Film SPER UND ER zurückgeschlagen und das ZDF schwer getroffen. Das Doku-Drama der ARD kam ausgezeichnet bei den TV-Zuschauern an. Es war ein neuer Stil der Vermittlung von historischen Fakten und Träumen der Drehbuchautoren. Es ist eine Produktion der Bavaria Film München in Koproduktion mit dem WDR, NDR, Bayerischen Rundfunk und ORF (Österreich). Der Schauspieler Sebastian Koch spielt im Film Speer. Hitlers Rolle versucht der Schauspieler Tobias Moretti zu verkörpern. Diese Aufgabe ist immer Schwer, wenn die Autoren den Diktator nicht als Witzfigur vorführen wollen.

(27.05.05.)

 

© PROMETHEUS 96/2005

 

 

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Nr. 96, JUNE 2005