Von Gerda Christian
Im Ausstellungskatalog von 1938 der Preussischen Akademie der Künste in Berlin war das Portraitmedaillon abgebildet, das der Bildhauer Arno Breker gestaltet hat. Hitler verschenkte dieses kleine Kunstwerk gerne an Mitarbeiter und Besucher. Albert Speer sagte dazu: Dies war eine sehr begehrte Gabe".
Berlin (bpb) Wie reich war Adolf Hitler? Diese Frage ist in den sechs Jahrzehnten seit Kriegsende 1945 nie öffentlich geklärt worden. In den millionenfachen Berichten über den als "größten Verbrecher der Geschichte" von Historikern und Politikern kritisierten NS-Führer ist davon keine Rede. Einen Einblick gibt Gerda Christian in ihren bisher nicht veröffentlichen Erinnerungen "Hinter den Toren der macht". Frau Christian war als Hitlers Privatsekretärin eine getreue Mitarbeiterin. Sie hatte mit Adjutant Otto Guensche bis nach Hitlers Freitod im Bunker unter der Reichskanzlei in Berlin ausgehalten. Über Hitler und das Geld notiert sie in Erinnerungen:
"Adolf Hitler war für sich selbst anspruchslos. Er verfügte über mehr privates Geld, als er ausgeben konnte. Er bezog Honorare aus dem Buch Mein Kampf und aus und den Abbildungen auf Briefmarken, zu denen Fotos des Fotografen Hoffmann herangezogen wurden. Aus diesen privaten Einnahmen bezahlte Hitler auch alle seine Sekretärinnen. Ich wurde ebenfalls aus diesen Mitteln entlohnt. Also nicht aus der Staatskasse oder Steuergeldern, wie man heute sagt. Seine Einnahmen müssen in die Millionen gegangen sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie buchhalterisch aufgelistet worden wären. Hitler hat das Geld weder gehortet noch damit Familienmitglieder besonders privilegiert. Kostspielige Hobbys gab es nicht. Er hatte gar keine Zeit. Hitler war in der Position, Geld nicht für leibliche Nachkommen horten zu müssen. Er war kinderlos. Seine Verwandten hielt er verhältnismäßig kurz.
Umso großzügiger zeigte sich Hitler gegenüber Personen, die ihm zugetan waren. Der Chef bekam nicht nur unzählige Liebesbriefe von Frauen sondern auch Bittbriefe von Menschen in Not. Dazu gehörten Kriegerwitwen, Verwundete, alte Menschen. Er ließ sich regelmäßig Briefe von Bittstellern vorlegen. Dann befand er meist selbst, wer "aus dem Topf" wie viel bekommt.
Hitler wusste sehr wohl den Wert von Geld zu schätzen, schließlich hatte er in jungen Jahren of bittere Not zu leiden. Als Reichskanzler machte er sich persönlich aus Geld nicht viel. Eigentlich stellte sich diese Frage auch gar nicht. Er war der Führer und konnte praktisch über alle Mittel des Staates verfügen. Er war der Staat und das Volk zugleich. Dabei verstand er sich auch als Vater und Behüter der Volksgemeinschaft und jedes Einzelnen, der seinen politischen Vorstellungen entsprach.
Seine gefüllte Privatschatulle versetzte den Kunstliebhaber Hitler auch in die Lage, Bilder, Gemälde und Plastiken zeitgenössischer Künstler zu erwerben. Er bezahlte stets die Bilder, die er auf Kunstausstellungen für sich reservieren ließ. Sein Beharren, Privates auch vom eigenen Geld zu bezahlen, erstreckte sich selbst auf Blumen, Geschenke und die Betreuung seiner Hunde. Rechnungen für den Tierarzt wurden ebenso privat beglichen wie Blumengrüße an Schauspielerinnen und bedeutende Frauen, wie etwa Winifred Wagner. Auf die Frage von Martin Bormann, ob das nicht das Staatsprotokoll regeln soll, sagte Hitler einmal: "Blumen müssen vom Herzen kommen. Außerdem kann ich mir das noch leisten."
Die Schilderung der Hitler-Sekretärin Gerda Christian wurde 2005 durch Aktenfunde über Honorarzahlungen an Künstler bestätigt. Die deutsche Historikerin Sabine Brantl hat im Haus der Deutschen Kunst in München Belege gefunden, wonach Adolf Hitler in der Zeit zwischen 1941 bis 1944 Kunstwerke im Werte von mindestens über vier Millionen Reichsmark gekauft hat. Kein Wunder, dass der Führer bei zeitgenössischen Malern sehr beliebt war. Hitler hat stets korrekt bezahlt", erinnert sich Gerda Christian. Wenn er Geschenke bekam, so hat er sich entsprechend revanchiert."
© PROMETHEUS 99/2005