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Kulturzeit von 3SAT zeigte Arno Breker und Co

Die Verwicklung der Künstler in der NS-Zeit und der DDR-Diktatur

 

 

Ein Blick in den Garden des Schönen: Bronzen der Klassischen Periode von Arno Breker im Museumspark von Schloss Nörvenich. (www.museum-arno-breker.org).

 Photo Copyright Rudolf Uebbing / Marco-VG

 

Mainz/Berlin (bpb) Arno Breker war die faszinierende Gestalt der Kulturzeit von 3SAT mit dem Titel „Breker und Co." Am Beispiel von Starbildhauer Arno Breker, seinem Meisterschüler Bernhard Heiliger, den in der NS-Zeit erfolgreichen Adler-Gestalter Ludwig Gies und dem so genannten DDR-Staatskünstler Bernhard Heisig sollten Verwicklungen von Kunst und Staat aufgezeichnet werden. Dieses brisante Thema war in wenigen Minuten natürlich nicht zu bewältigen. Die Autoren Stephan Vogel und Martin Priess konnten durch ihre ausgezeichnete Recherche zumindest einen Augenblick hinter die Kulissen dieses historischen Geschehens ermöglichen.

Von der Polemik der Moderation und üblichen diffamierenden Bemerkungen gegen Arno Breker abgesehen, haben Willy Neumann und Dirk Sittnik mit der Kamera Bilder vom Schaffen des Künstlers eingefangen, die noch nie im Fernsehen gezeigt wurden. Eine treffliche Leistung der Studio 52 GmbH, Berlin.

Im Film heißt es u.a.: „Kunst im öffentlichen Raum--ob am repräsentativen Bau, an politischer Stelle oder im geschäftigen Alltagsleben--verkörpert das Gesellschaftsgefühl ihrer Epoche und sie schafft Symbole. Weit weniger bekannt als das Kunstwerk sind die Künstler und deren Rolle in der deutschen Geschichte."

Ludwig Gies, der Schöpfer des Bundesadlers, hat zum Beispiel schon im Dritten Reich ähnliche Wappentiere geschaffen. Für die neue Reichsbank beispielsweise. Trotz seiner Beschäftigung in der Nazi-Zeit erhielt er den Auftrag für die "fette Henne", das Symbol der jungen Bundesrepublik. Ähnlich unproblematisch verlief die Karriere eines anderen deutschen Bildhauers: Bernhard Heiliger.

 

 

Ein Treffen der Götter: Die grandiosen Bronzen von Arno Breker im Museums-Park sind eine Attraktion für Freunde der klassischen Kunst. Besucher aus ganz Europa und den USA kommen, um diese Werke zu betrachten.

Photo Copyright Rudolf Uebbing / Marco-VG

 

1958 vertrat Bernhard Heiliger die Bundesrepublik sogar auf der Kunstbiennale in Venedig. Seine Karriere begann in der Hitler Zeit als Meisterschüler Arno Brekers. Die Bernhard-Heiliger-Stiftung arbeitet derzeit diese unbekannte Phase seines Schaffens auf. Kurator der Stiftung ist der Stiefsohn des Künstlers, Marc Wellmann. "Arno Breker hat ihn vom Kriegsdienst befreit, und er hat ihn gefördert wo er konnte", so Wellmann. "Breker hielt Heiliger für seinen allergrößten, talentiertesten Schüler. Und umgekehrt war es so, dass es nach dem Krieg für Heiligen nicht opportun war, sich Arno Breker sozusagen 'auf die Fahnen zu schreiben'--eben das hat er ausgeblendet." Sabine Wellmann-Heiliger, die letzte Ehefrau und Witwe des Künstlers, meint: "Er musste erst sterben um richtig aufgearbeitet zu werden. Das klingt jetzt ein bisschen komisch, aber so ist das."

Das Arno- Breker-Archiv in Bonn: In einer eidesstattlichen Erklärung aus Brekers Entnazifizierungsverfahren bedankt sich der Verleger Peter Suhrkamp bei Arno Breker für seine Rettung. Suhrkamp war nach dem 20. Juli als Sympathisant des Widerstands verhaftet und ins KZ Sachsenhausen gebracht worden. Breker hatte ihn in der Todeszelle besucht, sich für ihn eingesetzt. Suhrkamp wurde entlassen.

Ein positives Beispiel später Einsicht präsentierte 3SAT mit dem einstigen DDR-Staatskünstler Bernhard Heisig. In jungen Jahren SS-Mitglied, nach 1945 zu einem führenden Künstler aufgestiegen, gesteht heute, dass er sich in der kommunistischen Diktatur geirrt habe. Der greise Maler, der jetzt im Rollstuhl sitzt und weiter arbeitet, sei Angekommen in der Demokratie, formuliert Kulturzeit. Arno Breker (1900-1991) hat nach 1945 in Paris, Afrika und Deutschland gearbeitet. In 45 Jahren wirken in der demokratischen Gesellschaft hat er sein Verständnis für Freiheit und Menschenrechte bewiesen. Ihm selbst wird von Kunsthistorikern in der Bundesrepublik bis heute dafür Respekt verweigert.

Dagegen setzten sich für die im Grundgesetzte verbürgte Freiheit der Kunst der jüdische Maler Ernst Fuchs (Wien) und der Historiker Professor Dr. Hermann Schäfer ein. Der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland sprach sich gegen das Tabu aus, über die Kunst der Jahre 1930 bis 1945 objektiv zu diskutieren. Der Maler Fuchs pflichtete seinem Künstlerfreund Salvador Dalí bei, der sagte: „Arno Breker ist der größte Bildhauer des XX. Jahrhunderts."

 

Es gibt drei interessante Vidiofilme: Arno Breker--Lebensläufe (Euro 27), Arno Breker: Paris, Rom, Berlin (mit Interview Speer) (Euro 27) und Arno Breker Skulpturen und Musik (Euro 18). Bestellung an Marco-vg@gmx.de

 

 

© PROMETHEUS 99/2005

  

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PROMETHEUS, Internet Bulletin for Art, News, Politics and Science.

Nr. 99, SEPTEMBER 2005