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Adenauer, Breker und Schwerin

Der lange Weg der Adenauer Büste vom Westen in den Osten Deutschlands

 

Von B. John Zavrel

 

Unter vier Augen: Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876-1967) mit dem Verleger des Bildhauers und Architekten Arno Breker, Joe F. Bodenstein. Breker schuf das beste zeitgenössische Porträt des Staatsmannes im XX. Jahrhundert.

© Foto Adenauer-Archiv EKS/Marco-VG

 

 

Berlin/Schwerin (meaus) Schwerin zeigt in der weltweit diskutierten Ausstellung 2006 mit Werken des Bildhauers Arno Breker auch das von ihm geschaffene Porträt des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland. Wer Adenauer gut kannte bestätigt, dass dies „die beste Büste des deutschen Staatsmannes ist". Bei der naturgetreuen Wiedergabe des Antlitzes macht der geniale Bildhauer die menschliche Würde und die Ausstrahlung dieser historischen Persönlichkeit eindrucksvoll sichtbar.

Zweifelsohne: es war ein langer Weg vom Entstehen der Büste im Westen bis zu ihrer Ausstellung im Osten (ehemalige DDR). So ist die Präsentation 39 Jahre nach dem Tod Adenauers im Schleswig-Holstein-Haus zu Schwerin zugleich eine Hommage an den CDU-Politiker. Schließlich waren es Adenauers politische Beharrlichkeit und Freiheitsliebe, seine Versöhnung mit Frankreich und Israel sowie seine Treue zu den USA, die den Weg zu einer Vereinigung beider deutscher Teile zum demokratischen Staat bahnten.

Angesichts der Fülle der Exponate in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern kann die Entstehungsgeschichte der Kunstwerke nicht einzeln dargestellt werden. Eine Offenlegung ist bei den Leihgebern kein Thema. Bekannt wurde nur, dass Adenauer sehr angetan war, von Arno Breker porträtiert zu werden. Beim Gespräch mit Ratgebern, ob sich ein Bundeskanzler überhaupt von einem in der NS-Zeit berühmten Bildhauer porträtieren lassen „könne, dürfe" und ob dies „nicht der öffentlichen Meinung widerspreche", sagte Adenauer schmunzelnd: „Man muss die Menschen respektieren, aber man muss nicht alles tun, was die Leute erwarten." Nach Adenauer saß übrigens dessen Amtsnachfolger Ludwig Erhard dem Bildhauer Modell für eine ausdrucksstarke Büste.

 

 

Konrad Adenauer in Bronze von Arno Breker. Es entstanden zwei Porträts: eine etwas überlebensgroße Fassung in Bronze und Ara-Marmor zur Aufstellung in Repräsentations- und Privaträumen sowie eine große Fassung für die Freilicht-Präsentation. Zusätzlich schuf Breker Lithographien, die von Fernand Mourlot in Paris abgezogen worden waren.

© www.museum-arno-breker.org / Marco-VG,Bonn

 

 

Oskar Kokoschka erhielt 200.000 D-Mark Honorar

Das höchste Honorar, das für ein Adenauer-Porträt je gezahlt wurde erhielt Oskar Kokoschka. Er kassierte 200.000 D-Mark für ein Ölgemälde, das eher einer bunten Karikatur gleicht und den meisten Betrachtern wegen der Unkenntlichkeit nicht gefallen kann. Als die SPD in Bonn an die Regierungsmacht kam und das Bild in Vergessenheit geriet, holte es die CDU-Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth aus dem Depot in ihr Amtszimmer. Jetzt hängt es im Dienstzimmer der ostdeutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich in Sachen Kunst- und Kulturpolitik noch nicht hervorgetan hat.

Adenauer ist der meist porträtierte deutsche Staatsmann nach 1945. Auch der SPD-freundliche Bildhauer Gerhard Marcks hat sich als Porträtist Adenauers versucht. Die Büste gleicht nach Meinung von Kritikern eher einem Schrumpfkopf. Zu den authentischsten Porträts gehört eine Bronze, die Yrsa von Leistner gestaltet hatte. Große Namen und große Kunst verbinden sich auch mit Bildern und Zeichnungen folgender Künstler: Graham Sutherland (England), Helga Tiemann (Köln) und Ernst Günter Hansing. Arno Brekers Künstlerfreunde des „Goldenen Dreiecks", Salvador Dalí und Ernst Fuchs, schufen Radierungen beziehungsweise Zeichnungen für Silbermedaillen „Konrad Adenauer".

Die Faszination, die der Mensch und Staatsmann Konrad Adenauer auf neue Künstlergenerationen ausübt, ist ungebrochen. So haben posthum folgende Künstler Zeichnungen Gemälde und Büsten gestaltet: Birgit Sewekow, Kurt Arentz, K.L. Donst. Ausstellungen dieser Arbeiten, die Adenauer-Kenner Paul B. Wink bundesweit organisiert, finden großes Interesse der Bevölkerung. Eine erste Ausstellung „Adenauer: Eine Biographie in Porträts" unter dem Patronat der Regierungschefin Angela Merkel im Bundeskanzleramt Berlin, wäre nicht nur sehr wichtig sondern längst fällig. (7.9.06)

 

 

© PROMETHEUS 111/2006

PROMETHEUS, Internet Bulletin - News, Politics, Art and Science. Nr. 111, SEPTEMBER 2006