Das Bild zeigt die im Sommer 2002 verunstaltete Skulptur "Aurora" in Düsseldorf. Sie war 1926 im Ehrenhof aufgestellt worden. Der Jurist Dr. Lohausen fordert Rechtsschutz für das Werk von Arno Breker und mehr Respekt der Regierenden vor der klassischen Kunst.
Düsseldorf (bpb) Protest gegen die Verunstaltung der Skulptur "Aurora" des Bildhauers Arno Breker (1900-1991) in Düsseldorf. Die monumentale Figur der Göttin der Morgenröte aus dem Jahr 1926 wurde bei einer modernen Kunstaktion 2002 mit Billigung der Stadt Düsseldorf mit Schlingknöterich bepflanz. Die Kunstverpackerin Katinka Bock hat nach dem Vorbild von Christo die Figur "verunstaltet". Der Jurist Dr. Herman Lohausen forderte den Düsseldorfer Oberbürgermeister Hans-Joachim Erwin auf, das Breker-Kunstwerk "vor verächtlicher Behandlung und böswillige Sachbeschädigung zu schützen".
Lohausen, der Präsident der Düsseldorfer Heinrich-Heine Denkmal-Gesellschaft ist, kritisiert ferner die Missachtung des Rechts am Kunstwerk eines verstorbenen Künstler durch die Akteure des Projekts sowie der Jury aus Museen und Behörden. Im Falle eines Werkes von Marc Chagall, Salvador Dali, Pablo Picasso oder Henry Moore, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Gerhard Marcks oder Georg Kolbe würde man eine öffentliche Verhöhnung nicht wagen, sagen Kritiker des Spektakels. Sie verlangen von der Stadt, die Skulptur Brekers nicht weiter zu beschädigen, sondern vielmehr zu restaurieren und zu erhalten.
Die Open-Air-Schau kostet nach offiziellen Angaben 1,2 Millionen Euro. 500.000 Euro kommen von der SPD-Landesregierung Düsseldorf. Die bislang unbekannte Objektkünstlerin Katinka Bock nutzt agitativ ihre Verunstaltung der Breker-Skulptur für eigene Aufmerksamkeit der Medien. Elf Jahre nach Brekers Tod eröffnet sie erneut eine politische Diskussion über Kunst und Macht und wirft Breker unter anderem vor, dass er sich 1936 am Kunstwettbewerb der Olympischen Spiele in Berlin beteiligte.
Das Recht am eigenen Kunstwerk billigt die PR freudige Katinka Bock dem verstorbenen Arno Breker auch über das Grab hinaus nicht zu. Sie bekommt dabei noch Unterstützung von Repräsentanten der Stadt Düsseldorf, der Landesregierung, von Museen und Kunstveranstaltern. Über die Forderung des Juristen Dr. Lohausen, "den würdelosen und sachbeschädigenden Umgang mit dem Kunstwerk" von Arno Breker zu unterbinden, mögen sie nur lachen.
Es scheint, als hätten sich in der die Aktion billigenden Jury nur Breker-Hasser vereint. Der Jury 2002 gehören nach der amtlichen Liste u.a. folgende Personen an: Barte de Baere, Dirktor Museum van Hegendaagse Kunst Antwerpen; Bert Gillet und Claus Lange, Düsseldorf; Stadtdirektor Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Hinzu kommen Galeristin Cora Hölzl als Sprecherin der Düsseldorfer Galerien, Direktorin Rita Kersting (Annette Freudenberger) von der Kunstvereinigung für die Rheinlande und Westfalen, Prof. Gisela Kleinlein von der Universität Gesamthochschule Wuppertal, Kuratorin Brigitte Kölle vom Lehnbachhaus München und Direktor Prof. Dr. Ulrich Krempel vom Sprengel-Museum Hannover.
In der Jury sind als Düsseldorfer Repräsentanten ferner vertreten: Kulturamt-Abteilungsleiterin Ulla Lux, Dezernentin Charlotte Nieß-Mache, Jean-Hubert Martin und Dieter Scholz von Stiftung Museum Kunst Palast, Prof. Fritz Schwegler von der Kunstakademie Düsseldorf und Direktor Dr. Armin Zweite von der Kunstsammlung NRW. Hinzu kommt noch Kurator Vitus H. Weh aus Wien.
Schöne Skulptur auf klassischem Gebäude: Aurora von Arno Breker. 1926 hat sie Breker an dieser Stelle selbst bearbeitet. Der Architekt Wilhelm Kreis hatte gemeinsam mit dem jungen Bildhauer den Aufstellungsplatz ausgewählt.
Die Verhöhnung der Breker-Skulptur durch Verantwortliche in Düsseldorf, der NRW-Landesregierung sowie durch zeitgenössische Kunstschaffende und Museums-Leuten steht im krassen Gegensatz zu der anspruchsvollen kunstgeschichtlichen Ausstellung Taking Positions des Henry-Moore-Instituts in Leeds/England. Die britische Kuratorin Dr. Penelope Curtis hatte die Skulpturen Der Verwundete, Der Wäger und Pax/Die Siegerin von Arno Brekers aus der Klassischen Periode in dieser Ausstellung 2001/2002 unpolemisch präsentiert. Das sachorientierte Konzept der britischen Kunsthistorikerin war vom Georg Kolbe Museum in Berlin und vom Museum Gerhard Marcks Haus in Bremen übernommen worden. (tbb)
Copyright 2002, Prometheus 84/2002