Von Marco Bodenstein
Siefried W. Lunau mit der Büste von Viktor Jamnitzki, September 2002.
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Düsseldorf (bpb) Siegfried W. Lunau gehört zu den hoffnungsvollen europäischen Bildhauern, die sich der klassischen Tradition in der Kunst verbunden fühlen. Er ist am 16. Dezember 1944 in Schwelm als erster Sohn des akademischen Kunstmalers Siegfried Lunau geboren. Sein Vater studierte u.a. 1943/44 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Professor Hermann Kaspar. Der angesehene Kunstprofessor war ein Zeitgenosse von Wilhelm Nida-Rümelin, dem Großvater des Kulturstaatsministers Julian Nida-Rümelin in der ersten Amtszeit von Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Siegfried W. Lunau modellierte bereits als Kind Tiere und Köpfe. Durch sein außergewöhnliches Talent wurde der Knabe in der Schule sogar vom Sportunterricht befreit, um sich verstärkt künstlerisch betätigen zu können. Zur Bildhauerei hat Lunau über den Umweg praktischer Geschäftsarbeit gefunden. Geschult in Raumgestaltung und Innenarchitektur auf der Fachschule in Kassel wurde er Geschäftsführer einer Firma mit 70 Personen. "Mein Wunsch war es jedoch immer, frei künstlerisch tätig zu sein", erinnert sich der Bildhauer.
Auf Studienreisen in Europa sowie Nord- und Südamerika sammelte er prägende Eindrücke vor Ort. In den USA begeisterten ihn vor allem die monumentalen Kunstwerke, die an die Geschichte des Kontinents erinnern. "Unvergessen bleibt mir die Skulptur von Präsident Lincoln auf dem Capitol in Washington", sagt Lunau. "Große Persönlichkeiten verdienen Monumente. Damit wird die geschichtliche Bedeutung dieser Gestalten immer neuen Generationen bewusst." Es wäre zu wünschen, wenn Präsident Georg W. Bush diese Kultur fördern würde. Sein Amtsvorgänger Bill Clinton habe dies leider vernachlässigt.
Begeistert ist Lunau auch von den Porträts der vier US-Präsidenten in den Bergen, die Bildhauer Gutson Borglum (ein Schüler von Auguste Rodin) geschaffen hat. Lunau freut sich, dass am "Crazy Horse Mountain Memorial" weiter gearbeitet wird. Dort hatte der Bildhauer Korczak Ziolkowski 1948 damit begonnen, einen rund 120 Meter hohen Indianer-Häuptling zu gestalten. Die Witwe des Künstlers und ihre Kinder setzen dieses Lebenswerk fort. "Es wird die größte Bildhauerarbeit aller Zeiten", sagt Lunau.
Siegfried W. Lunau: Stilleben mit Krug, Aquarell 1995. Der Künstler sieht die Malerei als Ausgleich zur plastischen Gestaltung.
1984 lernte Lunau den Bildhauer Arno Breker kennen. Dieser bedeutendsten Schöpfer von Porträtbüsten des XX. Jahrhunderts ermutigte das Talent. Im Verlauf seiner Arbeit trat Lunau in den Dialog mit dem Bildhauer Kurt Arentz, dem berühmten Erbauer von Brasilia, Architekt Niemeyer sowie dem Schriftsteller Ernst Jünger, der über 102 Jahre alt wurde.
Werke von Lunau gehören zur Sammlung der Europäischen Kulturstiftung Berlin-Paris-New York. Unter anderem die Büste Kurt Arentz. Außerdem hat das Museum Europäische Kunst in Nörvenich mehrere Porträts von Lunau in der Sammlung. Für Schloss Bodenstein gestaltete Lunau das Familien-Wappen des Hauses neu. Im Auftrag der Familie Bodenstein schuf er auch ein Relief des spanischen Thronfolgers Felipe, Fürst von Asturien. Es ist für das Kreuz des "Prinzen von Asturien", das nach einem Entwurf von Salvador Dali für die Royal Dali Collection der Europäischen Kultur Stiftung geschaffen wurde. Relief und Kreuz erinnern an den Besuch des Kronprinzen in Begleitung von Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher 1991 bei John G. Bodenstein, Lord of Noervenich Castle.
Tradition und Moderne verbindet Lunau in seinen aktuellen Metallobjekten aus Kupfer, Messing und Stahl. Sie entstehen in Zusammenarbeit mit dem Metallkünstler Walter Hoppe.
Copyright 2002 Prometheus, 84/2002