Marcello Tommasi: Porträt Arno Breker 1985. Kohlezeichnung 28x19 cm auf Ingres-Bütten
© Foto: Marco Bodenstein
Florenz/Berlin (bpb) Eine Porträtzeichnung "Arno Breker" von Marcello Tommasi gehört jetzt zur Sammlung der Europäischen Kultur Stiftung. Das 20 x 19 cm große Blatt auf Ingresbütten zeigt Breker im Alter von etwa 85 Jahren, wie Tommasi den Meister bei einer Begegnung empfand. Stiftungspräsident John Gilbert Bodenstein erklärte zu der Neuerwerbung: "Es ist eine Bereicherung unserer der Sammlung mit Porträts bedeutender Zeitgenossen. Die Zeichnung von Tommasi hat eine besondere Authentizität, da sich die Künstler persönlich kannten."
Professor Detlef Weiss von der Accademie delle Arti del Disegno in Firenze erinnert sich: "Prof. Breker schätze und achtete seinen italienischen Kollegen. Professor Tommasi begegnete Professor Breker in Paris und besuchte ihn auch in seinem deutschen Atelier in Düsseldorf."
Tommasi wurde 1928 als Sohn des Bildhauers Leone Tommasi geboren. Er gehört heute zu den führenden Repräsentanten der klassischen Tradition in der Bildhauerei. Seit Jahren beteiligt er sich weltweit an hochqualifizierten Ausstellungen.
Im Rahmen der Ausstellung "Die griechische Klassik--Idee oder Wirklichkeit (1. März bis 2. Juni 2002) in Berlin widmete ihm Italien eine offizielle Sonderpräsentation seines Schaffens im Zusammenwirken mit der Griechischen Kulturstiftung und der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin.
Die von der Antikensammlung Berlin unter Mitwirkung von Dr. Martin Maischberger arrangierte Antiken-Schau im Martin Gropius-Bau Berlin erwies sich jedoch als einseitiges Stückwerk, weil keine Arbeiten des bedeutendsten Bildhauers des XX. Jahrhunderts, Arno Breker, vertreten war. Nach ursprünglichem Interesse, die Skulptur EOS auszustellen, wandte sich die Mehrheit der staatlich angestellten Kunsthistoriker gegen eine Beteiligung Brekers (1900-1991). Sie bekräftigten damit in der Öffentlichkeit den Eindruck, dass deutsche Kunsthistoriker 57 Jahre nach Ende des Dritten Reiches Brekers Werk weiterhin diskriminieren, weil der Bildhauer zwischen 1936 und 1945 &endash; ähnlich wie Georg Kolbe oder Josef Thorak - Staatsaufträge ausgeführt hatte.
Tommasi interessiert das Göttliche im Menschen
Große Beachtung fanden jedoch die in einer Begleitveranstaltung zur Griechischen Klassik gezeigten Werke von Tommasi. Die Italienische Botschaft würdigte den zeitgenössischen Bildhauer und Zeichner: Die Kunst Marcello Tommasis gehört zu der Welt der Helden, der Dichter, der Heiligen, der Götter, Gottes. Er macht nicht vor der Enge des Alltags halt und am Menschlichen interessiert ihn nur dessen göttlicher Teil. Der Geist, die Spannung, die Nervosität, das Streben nach dem Höheren treiben sein Werk voran.
Marcello Tommasi ist ein vielschaffender, unermüdlicher Künstler, dessen Vorstellungskraft durch die Jahrhunderte, die Mythen und die verschiedenen Glauben streift. Die florentinische Kultur fließt durch sein Blut; Donatello, Pollaiolo, Giambologna, Tacca, Michelangelo begleiten seine Träume. Tommasi liest die Bibel, Dante, Vergil, die Iliade und die Odyssee, er fordert die Genies heraus und brennt vor Humanismus. Und dieser Lärm der Bronze, des Marmors, der Erde erzählt die Leiden der Märtyrer, die Gewalt und das Köpfen der Helden, ihre Hoffnungen und ihr Schicksal. Durch eine unvergleichliche Kenntnis des menschlichen Körpers und der Technik des Modellierens verleiht Marcello Tommasi der Materie Geist und Leben.
Französische Widmung an Marcello Tommasi von 1988 mit dem Text:
Für meinen lieben, großen Freund, meinem Bruder in Apollon
sein Bewunderer Arno Breker, 17. II. 88
© Breker-Archiv / Marco-VG, Bonn
Copyright 2003 West-Art, Prometheus 88/2003